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Anpassungsfähige Überlebenskünstler

Schon vor der Saat beginnen: Das zügige Einarbeiten von Strohresten und Ausfallgetreide schränkt von vornherein die Rückzugsmöglichkeiten der hungrigen Schnecken ein.

Durch ihre Anpassungsfähigkeit sind Schnecken, besonders während der empfindlichen Phase im frühen Entwicklungsstadium der Kulturen, ständig zu beobachten. Milde Temperaturen und Feuchtigkeit bieten ihnen optimale Lebensbedingungen. Die beiden Monate April und Mai waren feucht und mit moderaten Temperaturen ideal für die Schneckenentwicklung. Der Juni startet mit sommerlichen Temperaturen und auch der Langzeitwetterbericht zeigt nur vereinzelt kleine Niederschläge auf. Schnecken sind jedoch echte Überlebenskünstler und haben trockene Bedingungen, wie im Sommer 2019 und 2020 im Boden ausgehalten und warten dort auf Regen. Kontrollstellen sind daher unbedingt anzulegen und mit Sorgfalt zu beobachten.

Winterraps und insbesondere die kleinen Rapskeimlinge stellen für Schnecken einen absoluten Leckerbissen dar. Die zarten Pflanzen sind sehr nahrhaft und werden oft bereits abgefressen, bevor sie überhaupt die Bodenoberfläche durchwachsen können. So kann bereits in sehr kurzer Zeit ein großer Schaden am Rapsbestand entstehen, der auf Teilflächen sogar zu Totalausfällen führen kann. Erst wenn die jungen Rapspflanzen das Vier-Blatt-Stadium erreicht haben, sind sie dem Schneckenfraß davongewachsen. Im Gegensatz zu Gehäuseschnecken haben Nacktschnecken keinen direkten Schutz vor Trockenheit. Daher ist anzunehmen, dass gerade in einer Trockenperiode die Schneckenpopulation zurückgeht.

Doch das muss nicht unbedingt der Fall sein, denn Trockenheit überstehen die Tiere weitaus besser als anhaltende Nässe wie im Sommer bzw. Herbst 2017. Schnecken haben für das Überleben längerer Trockenperioden wirksame Schutzmechanismen entwickelt. Sobald durch ausbleibende Niederschläge und intensive Sonneneinstrahlung der Oberboden austrocknet, ziehen sich die Nacktschnecken in feuchte Hohlräume in tieferen Bodenschichten zurück. Besonders beliebt als Rückzugsgebiet sind unter anderem Regenwurmgänge. Die Tiere können hier lange im Ruhezustand überleben und bei einsetzendem Regen an die Oberfläche zurückkehren. Bei Staunässe hingegen sind diese Gänge mit Wasser gefüllt, sodass die Schnecken in ihrem Rückzugsraum ersticken.

Die Feuchtigkeitsverhältnisse des Bodens während des Keimlingsstadiums der Raps- und Getreidepflanzen spielen eine entscheidende Rolle, bezogen auf das potenzielle Ausmaß der Fraßschäden. Unter trockenen Bodenverhältnissen bleibt sogar eine hohe Schneckendichte ohne Folgen, da die Schnecken ihre geschützten Rückzugsräume in tieferen Bodenschichten nicht verlassen können. Um Fraßschäden an den auflaufenden Rapspflanzen zuvorzukommen, muss die Bodenfeuchtigkeit ab der Aussaat beobachtet und der Bestand sorgsam auf Befall kontrolliert werden. Gerade im Winterraps sollte immer mit Schnecken gerechnet werden. Für eine Bekämpfung gibt es vorbeugende und direkte, chemische Bekämpfungsmethoden.

Die Winterraps-Keimlinge sind für Schnecken ein Leckerbissen. So kann in kurzer Zeit ein großer Schaden entstehen.

Beginn vor der Saat

Um den Raps zu schützen, sollte man sich nicht alleine auf die chemische Bekämpfung verlassen, sondern alle Bausteine im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes prüfen und anwenden. Denn bereits vor der Aussaat dienen alle Maßnahmen, die die Rückzugsmöglichkeiten einschränken dazu, den Besatz und die Aktivität der gefräßigen Schädlinge zu reduzieren. Sinnvoll ist es frühzeitig vor der Rapssaat mit der Bodenbearbeitung zu beginnen, um Strohreste und Ausfallgetreide zeitig einzuarbeiten. Ziel ist immer eine saubere und trockene Bodenoberfläche, bei der das Rückverfestigen über Packerwalzen bei jedem Arbeitsgang unerlässlich ist. In einem feinkrümeligen, gut abgesetzten und klutenfreien Saatbett finden die Schnecken kaum noch Hohlräume, in die sie sich verkriechen können. Auch ein Anwalzen nach der Saat verstärkt diesen Effekt der Hohlraumzerstörung zusätzlich.

Besonders gefährliche Schneckenarten in Deutschland

Hier in Deutschland gibt es mehrere Schneckenarten. Besonders gefährlich sind die kleinen Ackerschnecken: die Genetzte Ackerschnecke und die Graue Ackerschnecke.

  • Die Genetzte Ackerschnecke ist die häufigste und gefährlichste Art. Sie kann in wenigen Tagen Strecken von 40 bis 80 m zurücklegen und daher schnell große Flächen besiedeln. Mit einer Länge von 5 bis 7 cm gibt es verschiedene Erscheinungsformen: von gelblich-weiß über grau bis hin zu einer rötlich-braunen Färbung. Klares Erkennungsmerkmal sind jedoch die immer vorhandenen dunklen Flecken auf dem Rücken.
  • Die Graue Ackerschnecke ist etwas kleiner und gelblichweiß bis hellbraun gefärbt.
  • Die sehr viel größeren, bis 15 cm langen, rotbraun oder rot gefärbten Spanischen Wegschnecken und Roten Wegschnecken sind häufig am Rand der Felder zu finden. Die Wegschnecken wandern vor allem aus benachbarten Böschungen und Gräben in die Kultur ein. Treten in erster Linie Wegschnecken auf, reicht unter Umständen eine Randbehandlung aus.

Kontrollstellen anlegen

Schnecken sind nicht nur nach Regenfällen aktiv, auch wenn man sie dann besonders leicht entdecken kann. Auch bei vermeintlich trockener Witterung kann einsetzende Taubildung für ausreichend Feuchtigkeit sorgen, sodass die Tiere nachts aus ihren Rückzugsräumen hervorkommen und fressen. Daher ist es ratsam, die Aktivität auf jedem Einzelschlag zu überprüfen.

Dazu werden abends feuchte Jutesäcke, Bretter oder spezielle Schneckenfolien im Bestand an mehreren Stellen ausgelegt und am nächsten Morgen überprüft. Das Material ist dabei zweitrangig, primär geht es um das Herrichten einer feuchten und dunklen Kontrollstelle. Die Schnecken verkriechen sich unter der Abdeckung, da sie sich hier vor der Austrocknung geschützt fühlen. Man kann das Fangergebnis noch verbessern, indem man unter die Folie / das Brett ein paar metaldehydhaltige Schneckenkörner streut. Die Schadensschwelle während der Keimphase des Rapses ist bereits erreicht, wenn eine Schnecke pro Kontrollstelle festgestellt wird.

Zur Schneckenbekämpfung stehen mittlerweile viele Schneckenköder zur Verfügung (siehe Tabelle). Da Trockenpressungen im Ackerbau bei Regenfällen schnell zerfallen, werden am Markt mittlerweile ausschließlich Nasspressungen mit einer deutlich besseren Regenstabilität angeboten. Im Raps können diese Mittel von der Keimung bis zur Rosettenbildung eingesetzt werden. Allerdings ist zu beachten, das metaldehydhaltige Mittel nur zweimal in derselben Kultur angewendet werden dürfen, das umweltfreundlichere SluxxHP oder Ironmax Pro auf der Basis von Eisen-III-Phosphat dagegen viermal. Schnecken haben zwar einen recht gut ausgeprägten Geruchssinn, die Lockwirkung der Köder ist dennoch auf fünf bis zehn Zentimeter beschränkt.

Um eine gute Wirkung zu erzielen, müssen die Köder deshalb möglichst gleichmäßig mit einer ausreichend hohen Dichte ausgebracht werden. Anzustreben sind mindestens 35, besser 40 Körner/m². Beim Einsatz von SluxxHP / Ironmax Pro muss auf eine noch höhere Dichte geachtet werden.

Verteilung beachten

Es empfiehlt sich immer, durch Aufstellen von z.B. Gelbschalen die Verteilung über die gesamte Arbeitsbreite zu überprüfen. Ebenso bewährt hat sich neben dem Schneckenkornstreuer der Einsatz der „neueren“ Generation von Schleuderstreuern, die mittlerweile auch bei kleinen Ausbringmengen wie beim Schneckenkorn sehr genau arbeiten. Bis zum 31.12.20 mussten nun zum ersten Mal Schneckenkornstreuer oder Düngerstreuer, wenn damit ein Pflanzenschutzmittel wie zum Beispiel. Schneckenkorn ausgebracht wird, pflichtmäßig einer Gerätekontrolle im Rahmen der Pflanzenschutzgerätekontrolle vorgestellt werden. Bei dieser Gerätekontrolle werden von den bekannten anerkannten Prüfwerkstätten fast ausschließlich Sichtprüfungen und keine Funktionsprüfungen der Streuverteilung durchgeführt.

Bei hohem Befallsdruck ist bei einer zweimaligen Schneckenkornanwendung unmittelbar zur Saat und zum Auflaufen der beste Bekämpfungserfolg zu erzielen.

  • Die Auflage NT 115 (5 m unbehandelt zum Feldsaum) ist bei der Anwendung nicht mehr zu beachten.
  • Statt der NT 115 wurde die NT 116 für alle Schneckenkornpräparate erteilt. Bei der Anwendung muss ein Eintrag des Mittels in angrenzende Flächen vermieden werden, ausgenommen landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzte Flächen.
  • Darüber hinaus gibt es in einigen Mitteln die NT 870 (Das Mittel ist giftig für Weinbergschnecken. Beim Vorkommen von Weinbergschnecken darf das Mittel nicht angewandt werden).

Wirkungsunterschiede

Der Wirkstoff Metaldehyd hat eine Kontakt- und Fraßwirkung. Wird er von den Schnecken aufgenommen, werden die Schleimzellen irreversibel zerstört. Bei zu geringer Wirkstoffaufnahme, niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit können die toxischen Effekte geringer ausfallen und die Schnecken erholen sich unter Umständen wieder. Metaldehyd hat keine schädlichen Nebenwirkungen gegen Laufkäfer und Regenwürmer.

Besonders schnelle und gute Bekämpfungserfolge können mit metaldehydhaltigen Schneckenkorn vor allem bei warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit erzielt werden, da die Schnecken dann besonders aktiv sind.

Der Wirkstoff Eisen-III-Phosphat der Mittel SluxxHP und Ironmax Pro wirkt ausschließlich als Fraßgift. Nach der Aufnahme hören die Schnecken schnell auf zu fressen, verkriechen sich im Boden und sterben nach ein bis drei Tagen ab. Hierbei ist zu beachten, dass der Bekämpfungserfolg beim SluxxHP und Ironmax Pro nicht wie bei den metaldehydhaltigen Präparaten direkt gesehen werden kann, da keine verschleimten oder toten Tiere an der Bodenoberfläche zu finden sind.

Fazit

  • Letztendlich muss auch in trockenen Jahren die Schneckenbekämpfung in Winterraps beachtet werden.
  • Es gilt direkt nach der Saat den Acker genau zu beobachten und bei einer Durchfeuchtung des Bodens gezielt Schneckenköder auszubringen.
  • Eine Randbehandlung mit den zugelassenen Schneckenködern ist häufig ratsam, der Befall in der Fläche sollte über Köderstellen kontrolliert werden.
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