Mit wenig Aufwand erfolgreich sein
Roggen ist hinsichtlich der Nährstoff- und Wasserversorgung vergleichsweise anspruchslos und steht in der Regel als abtragende Kultur in der Fruchtfolge. Durch seine zügige Jugendentwicklung und der ausgeprägten Bodendeckung und Pflanzenlänge besitzt Roggen eine sehr hohe Konkurrenzkraft gegenüber Beikräutern. In der Praxis kann deshalb häufig auf mechanische Beikrautregulierungsmaßnahmen verzichtet werden. Nicht zuletzt ist auch die gute Winterfestigkeit ein weiterer wichtiger Vorzug. In manchen Jahren, wie witterungsbedingt in diesem, kann Auswuchs das positive Bild trüben. Allerdings ist das Vermarktungspotenzial beim Öko-Roggen gegenwärtig leider begrenzt. Das betrifft besonders Futterroggen aus der Umstellung. Deshalb sollte der Roggen während der Umstellungsphase möglichst eingeschränkt angebaut werden.
Die Erträge fallen beim Öko-Winterroggen in diesem Jahr an den meisten Versuchsstandorten zufriedenstellend bis gut aus. In Bezug auf Blattkrankheiten trat an zwei Standorten auffällig Rhynchosporium-Blattflecken auf. Braunrost spielte dagegen keine Rolle. Lager trat dagegen witterungsbedingt auf fast allen Standorten auf.
Entscheidung: Hybrid- oder Populationssorte?
Bei der Sortenwahl steht die Entscheidung zwischen Populations- und Hybridsorten an. Grundsätzlich haben sich im Ökolandbau die Populationssorten über die Jahre bewährt. Die meisten Roggenzüchter konzentrieren sich allerdings auf die Züchtung von ertragsstärkeren Hybridroggensorten. Neuzulassungen gibt es bei Populationssorten nur noch im geringen Umfang.
Aus dem Blickwinkel der Rentabilität ist die Entscheidung, welcher Sortentyp angebaut wird, unter Berücksichtigung des langjährigen Ertragsniveaus am Standort, der Erzeugerpreise und der Saatgutkosten zu treffen. Maßgebend ist die Ertragsrelation der Sortentypen zueinander. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass die meisten Bioverbände die Verwendung von Hybriden kritisch sehen, den Anbau aber tolerieren. Beim Demeter-Verband ist die Aussaat von Hybridroggen dagegen untersagt. Aber auch einige Verarbeiter von Konsumroggen sehen die Verwendung von Hybridsorten kritisch, oder nehmen Hybridroggen sogar gar nicht ab. Für Betriebe mit eigener Futterverwertung ist der Hybridroggenanbau durchaus interessant. Allerdings fallen bei den Hybriden die Rohproteingehalte niedriger aus.
Bei Betrachtung der langjährigen Öko-Landessortenversuche erzielten die Hybridsorten Mehrerträge von etwa 20 bis 25 Prozent gegenüber den Populationssorten, was die Mehrkosten beim Saatgut aufhebt. Bei einzelnen Sorten können die Ertragsvorteile auch noch höher ausfallen. In diesem, aber auch in den sehr trockenen drei Vorjahren ist dieser Vorsprung allerdings nicht auf allen Versuchsstandorten und nicht bei allen Sorten in dieser Deutlichkeit erkennbar.
Hybridsorten sind in der Regel kürzer in der Halmlänge und es sind bei einigen neueren Sorten züchterische Fortschritte bei der Blattgesundheit erreicht worden. Die Nachfrage nach Hybridsorten hat seitens der Praxis zugenommen. Die Verfügbarkeit von ökologisch vermehrten Hybridsaatgut hat sich flankierend stetig verbessert. Zu einer frühzeitigen Saatgutbestellung wird dennoch geraten, da ökologisch vermehrtes Hybridsaatgut schnell ausverkauft sein dürfte.
Es darf nur Ökosaatgut verwendet werden
Winterroggen ist beim Saatgutbezug der Kategorie I zugeordnet. Das bedeutet, dass grundsätzlich keine Ausnahmegenehmigungen zur Verwendung von konventionell, erzeugtem ungebeizten Saatgut gemäß Art. 45 (5) der VO (EG) 889/2008 oder eine allgemeine Genehmigung gemäß Art. 45 (8) der VO (EG) 889/2008 erteilt wird.
Eine aktuelle Übersicht im Handel erhältlicher biologisch erzeugter Saatgutpartien ist unter www.organicXseeds.de zu entnehmen. Von einem Großteil der in unseren Landesortenversuchen aktuell geprüften Sorten steht gegenwärtig auch ökologisch vermehrtes Saatgut zur Verfügung.
Versuchsergebnisse der Populationssorten
Die Ertragsunterschiede innerhalb der Gruppe der Populationssorten fallen, von vereinzelten „Ausreißern“ abgesehen, mehrjährig betrachtet marginal aus. Sortenunterschiede bei den pflanzenbaulichen Parametern sind aber zu beachten.
Weitere Versuche sind aufgrund der geringen Datengrundlage bei beiden Neuzugängen abzuwarten.
Weitere bewährte Populationssorten
Nach abgeschlossener mehrjähriger LSV-Prüfung kommen folgende Populationssorten weiterhin für den Anbau in Frage:
LSV-Ergebnisse der getesteten Hybridsorten
Fallzahlen entscheidend für die Vermarktung
Ein entscheidender Qualitätsparameter für die Vermarktung als Backroggen ist die Fallzahl. Partien mit Auswuchs scheiden als Konsumware aus. Leider liegen die aktuellen Fallzahlen aus den Versuchen noch nicht vor. Auf Grundlage der mehrjährigen Ergebnisse der Öko-Landessortenversuche und unter Berücksichtigung der Einstufung in der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes lassen sich Sortenunterschiede ableiten. Die in den Öko-LSV geprüften Hybridsorten SU Performer, KWS Serafino und KWS Eterno weisen überdurchschnittliche Fallzahlen auf. Auch die Neuzugänge KWS Tayo und SU Bendix reihen sich auf diesem Niveau ein.
Mit einer geringfügig niedrigeren Auswuchsfestigkeit schließen sich die Populationssorten Inspector, Conduct und SU Bebop an. Zu eher durchschnittlichen Fallzahlen neigen Dukato, Dankowskie Opal, SU Popidol und LiKoRo.
Die vollständigen Ergebnisse der LSV Öko-Winterroggen stehen unter www.lwk-niedersachsen.de (Webcode: 01039390).
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