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UNTERWEGS

Grünes Kleinod mit großer Geschichte

Im rund 2500 Quadratmeter großen Klostergarten steht eine naturnahe Gestaltung im Mittelpunkt.

Einst wandelten hier Mönche und Nonnen des Klosters einher, tief im Gebet versunken. Heute laden im Klosterpark in Schortens (Landkreis Friesland) ein wildromantischer Garten und die hohen Bäume des Parks dazu ein, eine Auszeit vom Alltag zu genießen. Dafür geben Vögel ein großes Konzert, Bienen brummen emsig, und über den Seerosen auf dem kleinen Teich summen die Insekten. Dazu kommt Kinderlachen: Der Klosterpark und der rund 2500 Quuadratmeter große Garten des im Park ansässigen Regionalen Umweltzentrums Schortens (RUZ) werden von Kindergartengruppen sowie von Grundschulkindern genutzt. Sie lernen hier mehr über Wildtiere, Bäume und Kräuter sowie darüber, wie man Obst und Gemüse anbaut.

Kinderlachen im Garten

„Normalerweise pflanzen die Kinder hier im Garten Kartoffeln, pflegen und ernten sie und bereiten sie dann bei uns zu“, erklärt RUZ-Leiterin Ina Rosemeyer. Gemeinsam mit freiwilligen Helfern kümmert sich das RUZ-Team um den naturnah angelegten Klostergarten. Rosemeyer zeigt die Schilder am Kartoffelbeet: Kalber Rotstange, Sarpo Mira, Tannenzapfen … „Die Kinder sollen auch ungewöhnliche Sorten kennenlernen“, sagt sie, „und dass Kartoffeln nicht immer gleich aussehen.“ Neben Beeten mit Heilkräutern, die je nach Nutzen verschiedenen Körperregionen zugeordnet sind, ist im frei zugänglichen Garten ein großes Mosaik in den Boden eingelassen: Es zeigt den Umriss eines Menschen, an dem die Kinder bestimmen, bei welchen Beschwerden man welche Pflanzen einsetzen kann. „Viele Menschen kommen auch in der Mittagspause her, am Wochenende sind es häufig Familien“, so Rosemeyer. In der Coronazeit seien es mehr Besucher geworden – der Park in Oestringfelde, einem Stadtteil von Schortens, ist ein schönes Naherholungsziel. Dabei haben weder der Park noch der Garten etwas mit dem Kloster zu tun, dass einst hier stand.

Nicht nur Blumen, sondern auch Obst und Gemüse gedeihen im Garten des Klosterparks.

Bogengänge schaffen eine romantische Atmosphäre.

Einst Kloster und Kirche

Im Jahre 785 wurde das Benediktinerkloster Oestringfelde im heutigen Klosterpark gegründet und im frühen 12. Jahrhundert die Klosterkirche errichtet. „Reiche Bauern aus dem Wangerland haben den Bau gestiftet“, weiß Gartenbauingenieur Hans-Peter Thiemann aus Schortens, der sich viel mit der Geschichte des Klosterparks beschäftigt hat. „Das Kloster war damals ein geistiges Zentrum in Friesland. Vormals befand sich an der Stelle vermutlich eine heidnische heilige Stätte.“ Der Ort war schon in prähistorischen Zeiten besiedelt; Steingräber, die es hier gab, wurden wohl vor 5500 Jahren errichtet. Der eigentliche Park wurde erst ab 1839 von dem Oldenburgischen Hofrat Ehrentraut angelegt, der damals das Klostergrundstück kaufte. Von der Klosterkirche und dem dazugehörigen Wehrturm waren da nur noch Überreste übrig. Einiges davon wurde genutzt, um mit Bäumen bewachsene, bis zu vier Meter hohe Hügel anzulegen – damals wie heute beliebte Aussichtspunkte im Park. Große Steinquader, die einst das Fundament des Wehrturms der Klosterkirche bildeten, sind erhalten und schaffen eine fast mystische Atmosphäre.

Das gut acht Hektar große Gelände des Klosterparks – heute im Besitz der Stadt Schortens – ist inzwischen ein Landschaftsschutzgebiet und Gartendenkmal. Letzteres aufgrund der Rundlingsform der ehemaligen Klosteranlage mit umgebendem Wassergraben, erklärt Thiemann: „Sie ist wohl einmalig in Niedersachsen. Hofrat Ehrentraut hat den Park damals für die Bevölkerung angelegt mit Bäumen und Sträuchern, die zu seiner Zeit in Mode waren, zum Beispiel Kastanien, nordamerikanische Mammutbäume und Sumpfzypressen. Viele dieser Bäume, auch Fichten und Tannen, erreichen langsam das Ende ihres Lebenszyklus.“

Libellen surren vorbei, und die Sonne bricht sich auf dem Wasser: Die Sitzecke am Teich ist perfekt für eine kleine Pause.

Vom RUZ wird der Garten für die pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie für Projekte wie Kräuterbestimmungen genutzt.

1000-jährige Eibe

Schon weitaus älter, aber noch lange nicht am Lebensende ist ein Baum direkt neben dem RUZ-Gebäude: die 1000-jährige Eibe des Klosterparks. „Obwohl natürlich niemand weiß, wie alt sie wirklich ist“, sagt Hans-Peter Thiemann. Aber um die 800 Jahre seien es mindestens. Heute genießt die „alte Dame“, denn es handelt sich um eine weibliche Eibe, besonderen Schutz: Sie wurde genau wie ihr männliches, jüngeres Pendant eingezäunt, weil die flachen Wurzeln und die druckempfindliche Rinde leiden, wenn sie zum Beispiel von Kindern beklettert werden.

Deutlich kleiner sind die Eiben im Klostergarten: Statt Buchsbaum säumen dort die kleinwüchsigen einheimischen Eiben „Renkes kleiner Grüner“ die Beete. Neben dem Gemüseacker, wo unter anderem Zucchini, Mais und Mangold wachsen, sowie den Küchenbeeten und der Kräuterspirale gibt es eine Vielzahl an Blumen in den Hoch- und Steingartenbeeten: Die duftenden Phlox seien zum Beispiel recht resistent gegen Schnecken, wie der ehrenamtliche Gärtner Erich Janssen verrät. Auf der kleinen Streuobstwiese stehen Birnen-, Apfel-, Quitten- und Kirschbäume sowie Beerensträucher. Einige Pflanzen stammen aus eigener Nachzucht, andere wurden von Pflanzenmärkten gespendet. „Oder von Leuten, die ihren Garten zu Hause umgestaltet haben“, sagt Ina Rosemeyer. „Auch für solche Fundstücke haben wir oft noch ein Plätzchen.“ Das Obst und Gemüse wird zum Großteil im RUZ bei Veranstaltungen verarbeitet. Was übrig bleibt, stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter manchmal zum Mitnehmen vor den Garten. Naschen ist dann erlaubt.

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