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Auch die Qualität muss stimmen

Das Ziel in der Ferkelzucht sollten nicht nur große, sondern auch homogene Würfe sein, mit vitalen Ferkeln und einer geringen Streuung der Gewichte innerhalb der einzelnen Würfe.

Unter „normalen“ Umständen bringt jedes mehr verkaufte Ferkel dem Landwirt einen Mehrerlös von etwa 50 Euro. Daher ist die Wurfgröße in der Ferkelerzeugung immer noch das wichtigste Maß. Doch auch die Wurfqualität spielt eine wichtige Rolle. Große Würfe mit vitalen Ferkeln und ausgeglichenen Gewichten sollten das Ziel sein.

Auf der Lehr- und Forschungsstation Oberer Hardthof der Universität Gießen werden seit vielen Jahren alle Ferkel des Wurfes einzeln gewogen. So ließ sich auswerten, welche Faktoren die Wurfqualität beeinflussen. Dazu wurden an 1.012 Würfen

  • Wurfgröße und -masse,
  • Geburtsgewichte aller Ferkel,
  • deren Streuung im jeweiligen Wurf,
  • der Anteil tot geborener Tiere
  • und der Anteil von Ferkeln mit einem Geburtsgewicht unter einem Kilogramm erhoben.

Qualität insgesamt auf sehr gutem Niveau

Im Mittel lag die Wurfgröße bei 13,6 lebend geborenen Ferkeln (lgF) bei einer Wurfmasse von 19,8 kg. Die Ferkel hatten im Mittel ein Geburtsgewicht von 1,47 kg bei einer Streuung (Variation) von 21,4 Prozent innerhalb des jeweiligen Wurfes. Der Anteil tot geborener Ferkel betrug 6,0 Prozent (Schwankung von 0 bis 94 Prozent). Der Anteil von Ferkeln mit einem Geburtsgewicht unter einem Kilogramm lag bei 12,4 Prozent (0 bis 82 Prozent). Diese Ergebnisse sprechen für eine sehr gute Wurfqualität.

Ziel des Oberen Hardthofes ist es nicht, hochfruchtbare Sauen zu züchten. Bei 14,6 gesamt geborenen Ferkeln (ggF) im Mittel aller Würfe liegen das Geburtsgewicht und seine Streuung in einem sehr guten Bereich. Der Prozentsatz tot geborener Ferkel sollte bei der erreichten Wurfgröße nicht größer als sieben bis acht Prozent sein und die Quote an Ferkeln mit einem Geburtsgewicht unter einem Kilogramm liegt mit etwas mehr als 10 Prozent auf sehr gutem Niveau.

Wurfqualität sinkt mit dem Alter der Sau

Wie zu erwarten war, stieg mit zunehmender Wurfnummer die Wurfgröße lgF (Tabelle 1). Sauen im zweiten Wurf waren dagegen tendenziell eher „Problemsauen“. Die fruchtbarkeitsbetonten Edelschweine hatten im Mittel ein Ferkel mehr je Wurf als Landrassesauen, während die Hybridsauen aus beiden Rassen die höchste Wurfgröße erreichten (Tabelle 1). Demzufolge sind die Effekte Wurfnummer und Genotyp bei allen weiteren Auswertungen zu berücksichtigen.

Die Wurfmasse lgF war bei Jungsauen am geringsten (18,0 kg) und bei Sauen im dritten Wurf am höchsten (21,0 kg). Landrassesauen erzielten die geringste Wurfmasse (18,8 kg), Hybridsauen die höchste (20,9 kg, signifikant). Die Ferkel von Jungsauen hatten das signifikant niedrigste Geburtsgewicht (1,38 kg), Sauen im zweiten Wurf das höchste (1,60 kg). Die Sauen verschiedener Rassen beziehungsweise Kreuzungen unterschieden sich nur wenig im Geburtsgewicht ihrer Ferkel.

Bezüglich der Streuung der Geburtsgewichte innerhalb der Würfe gab es geringe, aber signifikante Unterschiede zwischen Wurfnummern und Genotypen. Am ausgeglichensten waren die Geburtsgewichte der Ferkel von Sauen im zweiten Wurf (Streuung 20,2 Prozent), die höchste Unausgeglichenheit trat in den Würfen der ältesten Sauen auf (24,2 Prozent). Bei den Edelschweinen war der Variationskoeffizient für das Geburtsgewicht mit 23,7 Prozent etwa drei Prozent höher als bei den Landrassesauen. Die Hybridsauen lagen dazwischen.

Es ist bekannt, dass mit zunehmendem Alter der Sau der Anteil tot geborener Ferkel steigt. Das war auch auf dem Hardthof der Fall (Abbildung 1). Die wenigsten Totgeburten hatten Landrasse-, die meisten Edelschweinsauen (Abbildung 2).

Ferkel mit einem Geburtsgewicht unter einem Kilogramm waren bei den Sauen im zweiten Wurf am seltensten und etwa doppelt so häufig bei den Erstlings- und den ältesten Sauen (Abbildung 1). Den geringsten Anteil leichter Ferkel hatten die Landrassesauen, den höchsten die Edelschweine (Abbildung 2).

Wurfqualität sinkt mit steigender Wurfgröße

Die Wurfgröße ggF schwankte von zwei bis 25. Es wurden vier Klassen mit etwa gleich großer Anzahl an Würfen gebildet und die Auswirkungen auf die Wurfqualität berechnet (Tabelle 2). Mit zunehmender Wurfgröße stieg die Wurfmasse um fast zehn kg. Zugleich verringerte sich das mittlere Geburtsgewicht der Ferkel drastisch um 400 Gramm je Ferkel und die Streuung (Variationskoeffizient) der Ferkelgewichte im Wurf stieg um zehn Prozent.

Die Anteile tot und untergewichtig (< 1 kg) geborener Ferkel stiegen mit der Wurfgröße. In den kleinsten Würfen betrugen diese Häufigkeiten 4,6 und 4,7 Prozent, in den größten 9,1 und 21,7 Prozent. Der Anteil an Totgeburten verdoppelte sich demnach und der Prozentsatz untergewichtiger Ferkel stieg um mehr als das Vierfache.

Weder eine Wurfgröße von neun noch eine von 19 ggF kann das Ziel der Ferkelerzeugung sein. In den beiden mittleren analysierten Klassen mit 13 bis 14 beziehungsweise 15 bis 17 gesamt geborenen Ferkeln unterschieden sich die Wurfgrößen im Mittel um etwa 2,5 Ferkel. Das durchschnittliche Geburtsgewicht war in den größeren Würfen 100 Gramm niedriger. Die Streuung der Geburtsgewichte im Wurf und der Anteil untergewichtiger Ferkel waren nur unwesentlich höher, wenn die Ferkelzahl in diesem Bereich stieg (von 13 auf 17 ggF). Die Totgeburtenrate war um 4 Prozent höher, das heißt, jedes 25. ggF kam zusätzlich tot zur Welt oder starb unmittelbar nach der Geburt.

Diesen Effekten auf die Wurfqualität stehen aber etwa zwei lgF mehr je Wurf in der Kategorie 15 bis 17 ggF gegenüber. Bei „normalem“ Preisniveau sind das rund 60 Euro mehr. Selbst wenn die Verluste in den größeren Würfen (15 bis 17 Ferkel) etwas höher sind, ist der finanzielle Wert von knapp zwei abgesetzten Ferkeln mehr nicht durch eine bessere Wurfqualität aller Ferkel in kleineren Würfen zu ersetzen. Die Wurfqualität wird nicht bezahlt, wohl aber die Zahl verkaufter Ferkel. Daher lohnt es sich, größere Würfe und eine bessere Wurfqualität zu erreichen.

Gewichtsentwicklung in der Säugezeit

Die Sauen am Hardthof werden standardmäßig am dritten Säugetag und beim Absetzen gewogen, sodass sich die Gewichtsabnahme (oder -zunahme) in der Säugezeit berechnen lässt. Die Daten lagen für 610 Sauen vor. Um die Gewichtsentwicklung in Beziehung zur Wurfgröße und -qualität im Folgewurf zu setzen, bildeten wir vier Klassen:

  • > 2 kg Zunahme,
  • 2,0 kg Zu- bis 6 kg Abnahme,
  • 6,1 bis 15 kg Abnahme
  • > 15 kg Abnahme.

Den deutlichsten Effekt hatte der Gewichtsverlust auf die Wurfgröße im Folgewurf (Abbildung 3). Sauen mit > 2 kg Gewichtszunahme erreichten mit 15,9 ggF den höchsten Wert. Den geringsten Wert erreichten die Sauen mit dem stärksten Gewichtsverlust. Auch bei den lgF erzielten die Sauen ohne Gewichtsverlust den besten Wert (Abbildung 3). Sauen müssen während der Säugezeit nicht viel zunehmen, aber sie sollten nicht zu stark abnehmen.

Fazit

  • Bei Sauen mit drei und mehr Würfen steigen die Anteile tot und untergewichtig geborener Ferkel.
  • Mit zunehmender Wurfgröße steigen die Ferkelverluste und die Wurfqualität sinkt.
  • Bis 17 gesamt geborene Ferkel ist die Wirkung auf die Wurfqualität jedoch gering und schmälert den betriebswirtschaftlichen Vorteil des großen Wurfes nicht.
  • (Zu) starke Gewichtsabnahmen der Sau in der Säugezeit wirkt sich weniger auf die Wurfqualität als auf die Wurfgröße im Folgewurf aus.
  • Ziel der Zucht muss sein, große Würfe und hohe Qualitäten im Zuchtwert zu verbinden.
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