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Spezialisiert auf die Kälbermast

getrennte Eimer. Die Tränkemenge steigt im 28-wöchigen Mastverlauf von zwei auf maximal neun Liter pro Kalb und Tag.

Angefangen hat die Kälbermast auf dem Betrieb von Familie Dammann im Vechtaer Stadtteil Oythe mit drei Tieren, die Anni Dammann in den 1960er Jahren für das örtliche Krankenhaus mästete. Seitdem hat sich der Betrieb immer weiter entwickelt zu einem spezialisierten Kälbermastbetrieb, der heute 5.000 Kälber im Jahr mästet.

Schritt für Schritt gewachsen

Gewachsen ist der Betrieb Schritt für Schritt – vom Bau des ersten Kälberstalls für 105 Tiere 1968 über einige weitere Bauabschnitte bis zum Aufbau eines zweiten Betriebsstandorts im Außenbereich ab 1998. Hier entstand zuerst ein Vormaststall, der nach zwei Jahren mit einer baugleichen zweiten Hälfte ergänzt wurde. Später folgten zwei Endmastställe – der letzte 2011. Damit hat Markus Dammann die Tierzahl noch einmal mehr als verdoppelt, seit er den Betrieb 2000 mit 1.300 Mastplätzen von seinen Eltern übernommen hat. Heute gehören 2.800 Kälbermastplätze zum Betrieb, davon 2.100 am neuen Standort im Außenbereich und 700 an der alten Hofstelle.

Dammann stallt alle vier Wochen neue Tiere ein, erzählt er beim Rundgang durch die Kälberställe. Dadurch stehen Mastkälber aller Altersklassen auf dem Betrieb – von den jüngsten in Einzelbuchten bis zu den Endmasttieren, die nach 28 Wochen auf dem Betrieb zur Schlachtung gehen. „Wir stallen immer 360 bis 370 Tiere auf einmal ein in einen der beiden Vormastställe. Sie sind in mehrere Abteile untergliedert, damit sie möglichst schnell voll sind, wenn wir die Tiere über mehrere Tage einstallen und wir das Stallklima besser steuern können“, erklärt der Mäster.

Kälberaufzuchtfutter überprüft

Die LWK Niedersachsen teilt mit, dass der Verein Futtermitteltest (VFT) von Juli bis September 2021 fünf Ergänzungsfutter für Aufzuchtkälber geprüft hat. Die Futter waren mit 17 bis 20 Prozent Rohprotein deklariert. Die angegebenen Energiegehalte reichten von 10,6 bis 11,4 MJ ME/kg.

Bei der Prüfung der Inhaltsstoffe und Einhaltung der Deklaration wurden keine Abweichungen festgestellt. Die fachliche Bewertung nach Einsatzzweck ergab für alle Futter die Einordnung in Gruppe 1. Zwei Futter wiesen einen Kalziumübergehalt und ein Futter eine Überschreitung des Energiegehalts auf, was aber allein die Bewertung noch nicht beeinflusste. In zwei Fällen gab es genaue Angaben zum Anteil der verwendeten Komponenten. Hier finden Sie den aktuellen vollständigen Mischfuttertest 63/2021 der LWK Niedersachsen.

VFT

Sechswöchige Vormast in Einzelbuchten

Die Kälber – überwiegend Holsteinkälber aus Norddeutschland – stammen meist von fünf bis sechs Händlern und bis zu 250 verschiedenen Betrieben. Bei der Ankunft sind sie zwei bis vier Wochen alt und wiegen rund 50 kg. Die sechswöchige Vormast verbringen sie in Einzelboxen.

Anschließend stallt Dammann sie in Sechser- und Zwölfergruppen in die Endmastställe um – Einraumställe mit je 360 bis 370 Plätzen. Hier bleiben die Kälber, bis sie nach rund 22 Wochen Endmast mit einem Gewicht von rund 290 kg das Mastende erreichen und an Westfleisch verkauft werden. Rund 20 Mäster in der Kontrollgemeinschaft Deutsches Kalbsfleisch (KDK) haben dazu Abnahmeverträge mit dem Unternehmen abgeschlossen.

Nach sechs Wochen stallt Dammann die Mastkälber in die Endmastställe um. Milch erhalten sie hier in Längströgen vor der Bucht.

Tageszunahmen von 1.200 Gramm

Die durchschnittlichen Tageszunahmen liegen bei 1.200 Gramm. Damit alle Tiere ausreichend Futter bekommen und in den Gruppen nicht „außeinanderwachsen“, sortiert Dammann sie nach Größe und Trinkgeschwindigkeit in die Gruppen ein und sortiert im gesamten Mastverlauf bei Bedarf immer wieder nach. Auch alle Tiere, die nicht lernen, ohne Nuckel zu trinken, kommen in der Endmast in eine Gruppe mit Schwimmnuckeln im Trog.

Für Milch und Raufutter gibt es vor den Einzelbuchten je zwei Eimer und vor den Gruppenbuchten zwei Längströge. Die Tränke besteht in der Vormast überwiegend aus Molkenproteinkonzentrat (WPC; 30 Prozent) und Flüssigmolke (45 Prozent). Dazu kommen Flüssigfett, Eiweißergänzer und Mineralfutter. Anfangs erhalten die Kälber täglich zwei Liter Tränke mit einer Konzentration von 127 Gramm/Liter. In der Endmast steigt die Menge auf maximal neun Liter Tränke aus Nullaustauscher, Flüssigfett, Flüssigmolke und Eiweißergänzer bei einer Konzentration von 140 Gramm/Liter.

Die Raufutterration besteht aus Lieschkolbensilage, Stroh und Kraftfutter. Seit rund einem Jahr füttert Dammann den kleinen Kälbern statt Kälbermüsli eine Anfangsration mit Stroh, Kraftfutter und Maisflocken, um den Pansen noch besser anzuregen. Mit der Zeit senkt er den Strohanteil in der Ration und steigert den Anteil an Lieschkolbensilage. Außerdem erhalten die Kälber Kastanienmehl für eine stabilere Verdauung. Einen Teil der Futtermittel erzeugt Dammann bereits selbst, zum Beispiel die Lieschkolbensilage. Langfristig ist sein Ziel, noch mehr eigene Feldfrüchte in der Ration zu verarbeiten.

Betriebsspiegel

  • 170 Hektar Ackerflächen (Mais, Weizen, Gerste, Triticale), 7 Hektar Grünland
  • Drei Hektar Speisekartoffeln zur Direktvermarktung
  • 2.800 Kälbermastplätze
  • 150 Schweinemastplätze
  • Energieerzeugung: Fotovoltaikanlage und Blockheizkraftwerk
  • Arbeitskräfte: Betriebsleiter Markus Dammann mit Familie und ein Festangestellter

Darüber hinaus stehen die nächsten Veränderungen auf dem Betrieb ganz im Zeichen der aktuellen politischen Entscheidungen und gesetzlichen Veränderungen zur Kälberhaltung (siehe Kasten rechts). Rund ein Drittel der Mastplätze hat Dammann mittlerweile mit Gummimatten ausgestattet. Mit Gummimatten und Scheuerbürsten erfüllen einige Buchten sogar schon die Anforderungen der künftigen Haltungsformstufe 2. Dammanns erste Erfahrungen zeigen, dass die Kälber Ketten und Bürsten gut annehmen, auch wenn die Intensität der Nutzung im Mastverlauf schwankt.

Auch mit den Gummimatten ist er zufrieden – die Kälber seien fit und gesund und die Verschmutzung halte sich in Grenzen. Bis Februar 2024 alle Ställe mit Gummimatten auszustatten, ist aber eine Herausforderung. Zum einen entstehen dadurch erhebliche Kosten, zum anderen steht auf EU-Ebene ein mögliches Verbot der Einzelhaltung ab 2027 im Raum, sodass die Vormastställe mit Einzelboxen in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht gar nicht mehr zulässig sind.

Dammann will nun in den ersten Einzelboxen ebenfalls Gummimatten testen, ist aber insgesamt noch unschlüssig, wie es mit den Vormastställen weitergeht.

In einige Buchten im Endmaststall können die Kälber bereits Scheuerbürsten und Spielketten zur Beschäftigung nutzen.

Ehrenamtlicher Einsatz für Berufskollegen

Die Gesetzesänderungen bestimmen zurzeit auch seine ehrenamtliche Arbeit als Vorsitzender der KDK und Ortsvorsitzender des Kreislandvolkverbands Vechta. Letzteres Amt hat er schon seit 25 Jahren inne. Die Zeit für die Verbandsarbeit freizuschaufeln, sei aber gerade in den vergangenen beiden Jahren immer schwerer geworden, weil wegen verschiedener politischer Entscheidungen besonders viele Sitzungen anstanden. „Damit das gelingt, muss auf jeden Fall der Rest der Familie mitziehen“, betont Dammann.

Dafür ist seine Familie ein gutes Beispiel: Seine Frau Monika unterstützt ihn bei der Arbeit mit den Kartoffeln, die Eltern packen mit 81 und 87 Jahren noch tatkräftig mit an und als eine der drei Töchter im vergangenen Jahr wegen der Coronapandemie auf ihr Auslandsjahr in Australien verzichten musste, arbeitete sie stattdessen ein Jahr lang auf dem Betrieb mit.

Neben der Verbandsarbeit ist Dammann auch noch in der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit aktiv: Seit einigen Jahren hält er Vorträge an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, um die zukünftigen Tierärzte über die Kälbermast zu informieren. In der Öffentlichkeitsarbeit nutzt Familie Dammann die Kartoffeln gleich in zweifacher Hinsicht: Zur Direktvermarktung im Selbstbedienungsladen und zur Kartoffelernte mit Schülern und Kindergartenkindern auf dem Betrieb. Letztere endet dann meist mit einem Rundgang durch den Kälberstall.

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