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So viel Roggen passt in Aufzucht und Mast

Ob Roggen im Schweinefutter preiswürdiger ist als Weizen, kann bei den sich aktuell ständig ändernde Preisen kaum beantwortet werden, Experten rechnen auch bei Roggen mit höheren Preisen. Für die Darmgesundheit ist er auf jeden Fall zu empfehlen.

Roggen erfreut sich als fester Bestandteil in allen Bereichen der Schweinefütterung seit einigen Jahren wieder wachsender Beliebtheit. Die Zeiten stärkerer Mutterkorn-Anfälligkeit sind vorbei und Roggen punktet gegenüber anderen Getreidearten aufgrund einiger positiver Eigenschaften.

Positiv für die Darmgesundheit

So wird Roggen als sehr positiv für die Darmgesundheit der Tiere betrachtet. Roggen kann den Dickdarm sehr gut mit Ballaststoffen versorgen und mit einer gesteigerten Butyratbildung im Dickdarm systematisch die Gesundheit der Tiere unterstützen.

In einem Versuch am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung Schwarzenau, Bayern, wurden unterschiedliche Roggenanteile im Ferkelaufzuchtfutter (FAZ) und in der Anfangs- (AM), Mittel- (MM) und Endmast (EM) geprüft. 96 Absetzferkel der Rasse Pi x (DL x DE) wurden nach Lebendmasse (LM), Geschlecht und Abstammung ausgewählt.

Drei Versuchsgruppen mit Roggenzulagen

Die Ferkel wurden für den Versuch in Schwarzenau gleichmäßig auf folgende Futtergruppen aufgeteilt:

  • A: Kontrolle, ohne Roggen
  • B: Roggen nach DLG-Empfehlung (FAZ I: 10 %; FAZ II: 20 %)
  • C: Roggen hoch (FAZ I: 15 %; FAZ II: 25 %)
  • D: Roggen sehr hoch (FAZ I: 20 %: FAZ II: 30 %)

Nach der Ferkelaufzucht wurden die Tiere entsprechend ihrer Versuchsgruppe in das Mastabteil umgestallt. Die Gruppen A bis D wurden wie folgt weitergeführt:

  • A: Kontrolle, ohne Roggen
  • B: Roggen nach DLG-Empfehlung (AM: 35 %; MM und EM 50 %)
  • C: Roggen hoch (AM: 40 %; MM und EM: 60 %)
  • D: Roggen sehr hoch (AM: 50 %; MM und EM: 70 %)

Die Ferkelaufzucht gliederte sich in zwei Fütterungsabschnitte mit jeweils drei Wochen Dauer. Die Mast gliederte sich in drei Fütterungsphasen (30-60 kg LM, 60-90 kg LM und 90-120 kg LM). Im Kot der Versuchsferkel wurden die Gehalte an kurzkettigen Fettsäuren (Milch-, Essig-, Propion-, Buttersäure) ermittelt, da insbesondere der Buttersäure bzw. dem Butyrat vielfältige positive Effekte auf die Tiergesundheit und das Tierverhalten zugeschrieben werden. Die Rohwarenzusammensetzungen der Rationen sowie einige kalkulierte Inhaltsstoffe der Ferkelaufzucht- und Mastfutter sind in den Tabellen 1 und 2 dargestellt. Die täglichen Zunahmen, der Futterabruf sowie der Futteraufwand in Ferkelaufzucht und Schweinemast sind in Tabelle 3 zusammengestellt.

Die täglichen Zunahmen in der Ferkelaufzucht lagen mit durchschnittlich 515 g auf einem mittleren Niveau. Die höchsten Zunahmen wurden in Gruppe C mit 526 g realisiert, die niedrigsten Tageszunahmen ergaben sich in Gruppe D mit 492 g. Im Mittel der Aufzucht zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.

In der Ferkelaufzucht zeigte sich mit Werten zwischen 736 g in Gruppe D und 780 g in Gruppe A kein statistisch signifikanter Einfluss auf den Futterabruf pro Tier und Tag. In der gesamten Aufzucht ergaben sich signifikante Effekte eines unterschiedlich hohen Roggenanteils auf den Futteraufwand pro kg Zuwachs. Im Mittel der Aufzucht zeigten sich bei mittleren Roggenanteilen mit 1,43 kg bzw. 1,44 kg pro kg Zuwachs die günstigsten Werte. Die Unterschiede waren gegenüber der Kontrollgruppe mit 1,50 kg sowie der Gruppe mit dem höchsten Roggenanteil mit 1,51 kg signifikant. In der 1. Phase lag in der Kontrollgruppe A der Futteraufwand signifikant höher lag als in den Roggengruppen. In Phase 2 war es umgekehrt. Mit zunehmenden Roggenanteilen war hier ein negativer Effekt festzustellen.

Keine signifikanten Unterschiede bei Zunahmen

In der Schweinemast ließen sich mit Werten zwischen 794 g in Gruppe D und jeweils 828 g in den Gruppen A und C keine signifikanten Unterschiede bei den Tageszunahmen feststellen. Auch auf den Futterabruf pro Tier und Tag ergab sich in der Mast mit Werten zwischen 2,19 kg in den Gruppen A und D sowie 2,31 kg in Gruppe C kein signifikanter Effekt. In der Mastphase zeigte sich in den Gruppen mit einer Roggenzulage mit 2,76 kg bis 2,80 kg ein signifikant höherer Futteraufwand pro kg Zuwachs als in der Kontrollgruppe A mit 2,65 kg.

Die Mehrzahl der Schlachtkörperparameter wurde im Versuch durch den steigenden Roggenanteil im Futter nicht signifikant beeinflusst. Das betraf insbesondere den bezahlungsrelevanten Muskelfleischanteil mit Werten von 60,7 % in Gruppe A, 60,0 % in Gruppe B, 59,7 % in Gruppe C sowie 59,8 % in Gruppe D. Einzig auf die Rückenmuskelfläche zeigte sich ein Effekt. So war diese in der Kontrollgruppe mit 60,1cm² signifikant höher als in den Gruppen mit Roggenfütterung und Werten zwischen 55,4 cm² und 56,6 cm².

Deutlich mehr kurzkettige Fettsäuren im Kot der Ferkel

Die Gehalte an flüchtigen Fettsäuren im Kot von Ferkeln erhöhten sich durch den Roggeneinsatz in Gruppe D gegenüber Gruppe A deutlich:

  • Milchsäure: 8,0 gegenüber 3,8 g/kg
  • Essigsäure: 25,7 gegenüber 21,0 g/kg
  • Propionsäure: 11,0 gegenüber 6,8 g/kg
  • Buttersäure: 9,0 gegenüber 4,8 g/kg

Die ermittelten Werte zeigen, dass der Roggen einen deutlichen Effekt auf den Gehalt an kurzkettigen Fettsäuren im Verdauungstrakt hatten. So hat sich der Gehalt an Buttersäure (Butyrat) im Kot durch den hohen Gehalt an Roggen im Ferkelfutter nahezu verdoppelt. Nach Prof. Dr. Josef Kamphues ist Butyrat wichtig für die Ernährung der Darmschleimhaut, reduziert vorhandene Entzündungen im Darm und ist auch eine Substanz gegen Salmonellen. Darüber hinaus trägt Butyrat zur Förderung des Wohlbefindens der Tiere bei und hat eine immunstimulierende Wirkung.

Fazit

  • Roggenanteile von 15 bis 25 % im Ferkelaufzuchtfutter und von 40 bis 60 % in der Schweinemast beeinflussten die Tageszunahmen, den Futterverbrauch und die bezahlungsrelevanten Schlachtkörpermerkmale im vorliegenden Versuch nicht.
  • Bei höheren Roggenanteilen von 20 bis 30 % in der Ferkelaufzucht und von 50 bis 70 % in der Schweinemast waren Tageszunahmen und Futterverbrauch nur numerisch niedriger.
  • Bei den Aufzuchtferkeln zeigte sich kein gerichteter Einfluss des Roggenanteils im Futter auf den Futteraufwand.
  • In der Schweinemast war der Futteraufwand in allen Roggengruppen signifikant höher.
  • Sehr hohe Gehalte an Roggen im Ferkelfutter (20 bis 30 %) hatten einen deutlichen Effekt auf den Gehalt an kurzkettigen Fettsäuren im Kot der Ferkel.
  • Die Einsatzempfehlungen für Roggen in der Schweinefütterung, die 2006 von der DLG herausgegeben wurden, bestätigten sich im vorliegenden Versuch.
  • Auch Einsatzraten, die zum Teil deutlich über die DLG-Empfehlungen hinaus gingen, führten zu keinen nachteiligen Effekten.
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