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HAUS & HOF 

Gesunde Hühner im Mini-Mobilstall

Falk Paulat, der Erfinder des Mobilstalls Mini „FIPS“ weiß, was Hühner wollen.

Falk Paulat lebt seit mehr als 40 Jahren mitten in der Natur in Mentzhausen, in der Wesermarsch. Auf seiner Weide vor dem kleinen Hof steht ein kleiner mobiler Hühnerstall – der von ihm entwickelte Mini „FIPS“. Seine sechs Hühner und der Hahn scharren am Weg neben der Weide – wenn sie sich zurückziehen wollen, schlüpfen sie in ihren Mobilstall. Für den 78-Jährigen, der sein Berufsleben als Entwicklungsingenieur verbracht hat und der immer noch gerne an technischen Herausforderungen tüftelt, steht fest: „Ein Hühnerstall ist dann tauglich, wenn er sich in erster Linie am Tierwohl orientiert.“ Genau dieses Credo erfüllen die von ihm entwickelten Mobilställe. „FIPS“ ist die Abkürzung für „Falk Innovative Poultry Systeme“.

Hühner zu halten erfreut sich insbesondere seit „Corona“ bei Familien zunehmender Beliebtheit. Falk Paulat, der viel Erfahrung mit Hühnern besitzt, gibt aber zu bedenken: „Auch wenn Hühner leicht zu halten sind, benötigen sie einen Stall für eine artgerechte Haltung. Der Futtervorrat ist bei ihnen der Kropf, der in der Nacht nach etwa sechs Stunden leer ist. Das bedeutet: Nach spätestens acht Stunden brauchen sie Wasser und Futter – und natürlich auch Licht.“ All dies bieten die von ihm entwickelten Mobilställe, die es in zwei Versionen gibt und die nicht nur für Hobbyhalter gedacht sind, sondern auch für professionelle Geflügelhalter interessant sind.

Innenansicht: Maisspindelgranulat als Einstreu, zwei Sitzstangen sowie Tränken und Futternäpfe.

Der Ruheständler weiß aus langjähriger Erfahrung: „Hühner beklagen sich nicht, sie handeln: Entweder legen sie schlecht oder wollen wegen Milben außerhalb des Stalls übernachten.“ Ein Problem ist nämlich, dass Futterbehälter, die außerhalb des Stalls stehen, Ratten anziehen – und natürlich auch Marder und Füchse. Im „FIPS“ haben aber auch rote Vogelmilben und Flöhe keine Chance.“ Falk Paulat öffnet die Tür zum Mini „FIPS“, um zu zeigen, dass alles vorhanden ist, was artgerechter Haltung und dem Tierwohl dient. Das Futter fällt automatisch nach in die kleinen gelben Näpfe, das Wasser läuft ebenfalls automatisch in die grünen Tränken nach. „So sind Futter und Wasser stets frisch“, erklärt Paulat. Die Kunststoff-Behälter sind an den jeweils gegenüberliegenden Wänden montiert. Der Tüftler nutzt für das Herstellen aller Kunststoffteile wie Näpfe und Dreh-Verschlüsse einen D-3-Drucker.

Die Tränken: Das Wasser läuft automatisch nach.

Auch für Obstanbauer eine interessante Option

Warum so kleine Ställe? Das wird Falk Paulat oft gefragt. „Zum einen habe ich dabei an die Obstbauern mit ihren Streuobstwiesen und Obstbaumreihen gedacht, dort passen sie perfekt dazwischen. Sie können mit diesen Ställen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen können die Hühner oder auch Masthähnchen die Apfelwickler wegpicken. Auch das Scharren zwischen den Bäumen spart Pestizide.

Und zum anderen können die Obstbauern so als Einkommenskombination Eier oder Masthähnchen verkaufen.“ Daneben kommen natürlich Hobbyhalter, aber auch soziale Einrichtungen oder Schulen als Zielgruppen infrage. Paulat hat bereits Anfragen von Geflügelhaltern aus der Schweiz. Dort ist mittlerweile die Haltung auf 150 Stück Geflügel beschränkt. „Insofern ist auch die Schweiz für uns ein zukünftiger Markt.“

LEH

Maisspindelgranulat

Es gibt im Stall eine speziell auf Geflügel ausgelegte Beleuchtung, denn „diese Tiere brauchen viel Licht“, so der Ruheständler. Hier arbeitet Paulat mit der Firma „New Technology LED-Light GmbH“ aus Meppen zusammen, die mittlerweile die gesamte Vermarktung der Mobilställe übernommen hat (siehe Kasteninfo). Den Strom – auch für die Infrarotheizung – liefert eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Stalldach. Als Einstieg für die Hühner in den Stall, hat der Tüftler bewusst auf ein Brett verzichtet, auf dem die Hühner hochlaufen können, „weil das eine Einladung an Ratten und Marder ist“. Stattdessen gibt es eine Anflugstange und Klappe, die sich mithilfe eines Magnetmechanismus automatisch öffnet und schließt.

Trotz einer Nutzfläche von 1,50 mal 1 Meter hat jedes Tier genügend Platz, denn Futternäpfe und Wassertränken befinden sich auf den gegenüberliegenden Seiten und es gibt zwei Sitzstangen. Auch das Gruppen-Legenest ist von den Hühnern „bequem“ zu erreichen. Übrigens auch vom Halter, denn die Eier werden von außen durch eine Klappe entnommen.

Ein großer Vorteil ist, dass die Ställe komplett von außen zu bedienen sind. Die Reserven an Wasser und Futter sind so bemessen, dass die Tiere auch mehrere Tage gut versorgt sind. Der Clou ist, dass Paulat kein handelsübliches Einstreu nutzt, sondern Maisspindelgranulat. Als Einstreu ist es kurzfaserig und bindet deshalb Schmutz, Kot, Feuchtigkeit, Ammoniak, Geruch und Staub außerordentlich gut. So stehen die Tiere stets auf trockenem Einstreu, was wesentlich zur Fußballengesundheit beiträgt. „Man kann seine Tiere ohne Bedenken zum Beispiel ein verlängertes Wochenende darin lassen, ihnen fehlt es an nichts“, sagt er.

Sie arbeiten gut zusammen: Falk Paulat (l.) und Klaus Nordhausen.

Schon vor Jahren hatte der Ingenieur begonnen, mobile Hühnerställe mit intelligenten Versorgungsystemen zu entwickeln. „Es ging mir vor allem darum, besonders wegen der jedes Jahr auftretenden Geflügelpest diese am Tierwohl ausgerichteten Ställe zu bauen, damit die Halter bedenkenlos der Einstallpflicht nachkommen zu können.“ Begonnen hatte er damals mit einem großen Stall – den Prototyp gibt es noch, er wird zurzeit aber nicht genutzt. Neben dem Mini „FIPS“ für bis zu zehn Hühner gibt es den Hobby „FIPS“, der Platz für bis zu 25 Legehennen bietet und somit auch für professionelle Geflügelhalter interessant ist.

Im vorigen Jahr wollte Paulat sein Konzept auf den „Landtagen Nord“ in Wüsting vorstellen. „Kurzfristig hatte ich noch zwei Mini „FIPS“ gebaut, um sie vor Ort zeigen zu können. Sie wurden vom Fleck weg gekauft, es war ein unerwartet großer Erfolg“, berichtet er. Inzwischen hat der Erbauer viele Experten und Politiker mit seinem Konzept überzeugt. Sogar Niedersachsens Bildungsminister Björn Thümler und der umweltpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Martin Bäumer, haben sich bereits vor Ort von der Funktionalität und dem Tierwohl-Standard überzeugt.

Optimal abgestimmt

Um den Mini „FIPS“ in Serie herzustellen, hat sich Paulat an das CVJM-Sozialwerk Wesermarsch e. V. in Nordenham gewendet. Das ist eine Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen, die auch einen großen Arbeitsbereich mit Holzproduktionen betreibt. In dieser Abteilung arbeiten von den insgesamt 320 Mitarbeitern der Gesamteinrichtung 28 Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen. Teamleiter Klaus Nordhausen zeigt, wo die Teile für den Mini „FIPS“ zugeschnitten werden. Er hat sich intensiv damit beschäftigt, die Herstellung des Mobilstalls optimal auf die Fähigkeiten der Klienten abzustimmen. Er führt durch die Werkstatt und zeigt die bereits zugeschnittenen und nachbearbeiteten Einzelteile. „Wir haben die Arbeitsschritte so angepasst, dass unsere Klienten die Platten an der Plattensäge und am CNC-Bearbeitungszentrum zuschneiden können“, erläutert er. „Nach dem Prototyp bauen wir jetzt zwei weitere ‚Probe-FIPS‘, damit wir sehen, ob die einzelnen Arbeitsschritte schon so optimal entwickelt sind“, erläutert Nordhausen. Zunächst ist der Bau von zehn Mini „FIPS“ geplant. Der Vertrieb der Mobilställe, die mit rund 3.000 € in den Verkauf gehen sollen, läuft über die Firma News Technologie LED Light GmbH in Meppen, die auch das Modell „Hobby FIPS“ (siehe Kasten) vermarktet.

Optimales Tierwohl durch intelligente Grundausstattung

Dieser Mobilstall nennt sich zwar Hobby, ist aber durchaus auch für Profis interessant: Er wird von der Firma New Technology LED-Light GmbH in Meppen gebaut und vertrieben. Die Meppener Firma hat sich alle Rechte am Mini und am Hobby „FIPS“ gesichert.

Mit einer Nutzfläche von 2,60 mal 1,50 Meter eignet sich diese größere Mobilstall-Variante für 25 Legehennen. Artgerecht halten lassen sich darin auch Tagesküken, Masthähnchen, Wachteln und anderes Geflügel. Aufgrund der großen Futter- und Wasservorräte sowie durch die Bedienung von außen, ist diese Variante auch für Schulen und andere Einrichtungen gut geeignet. Zurzeit noch in der Konstruktion ist ein Profi „FIPS“ mit einer Nutzfläche von 2,30 mal 7 Metern. Die Hobby-Variante hat folgende Grundausstattung:

  • Stabiler Rahmen aus rostfreiem Stahl.
  • Fahrwerk und Zugdeichsel.
  • Vier höhenverstellbare Stützen.
  • Futtervorratsbehälter für 50 Kilogramm, feste Näpfe.
  • Wasserbehälter (25 Liter)mit automatischen Tränken.
  • Beleuchtung mit Dimmer.
  • Automatische Hühnerklappe.
  • Zwei Gruppen Legekästen mit Entnahme der Eier von außen.
  • Drei Sitzstangen.
  • 230 V Netzanschluss mit 230 V/12 V Spannungswandler.

Zusätzlich kaufen kann man:

  • eine Photovoltaik Anlage 12/150 Wp mit 24 Ah 12 V Solar Akku. Erweiterbar auf zwei Paneele und zwei Akkus.
  • Hobby FIPS 2021 montiert auf einem Trailer mit Straßenzulassung.

Kosten: Der Mini „FIPS“ kostet 3.000 €, der Hobby „FIPS“ 6.000 €.

Im Internet: www.fips.bio und www.nt-stallbeleuchtung.de/mobile-geflügelställe/
Ansprechpartner ist Antonius Kley, E-Mail: kley@nt-led.de

LEH

In diesem Modell haben maximal 25 Hühner Platz.

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