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Effizienz macht sich immer bezahlt

Je höher die Futterpreise sind, desto stärker macht sich wirtschaftlich eine Verbesserung der Futterverwertung bemerkbar. Das gilt auch für die Ferkelaufzucht.

Der Futtermittelpreis wird vom Weltmarktpreis für Rohwaren bestimmt. Und der ist – zuletzt angeheizt durch den Ukraine-Krieg, bei vielen Produkten sehr hoch. Dass Tierhalter da auf „billigeres“ Futter ausweichen, ist nachvollziehbar. Deutliche Preissenkungen bei Futtermitteln lassen sich in der Regel aber nur durch andere Rohwarenzusammensetzungen und andere Zusatzstoffausstattungen erzielen. Beim Einkauf sehr günstiger Futtermittel muss aber immer beachtet werden, dass es zu Qualitätsunterschieden und Leistungseinbußen kommen kann. Es besteht somit die Gefahr, dass sich die Wirtschaftlichkeit durch den Einkauf extrem günstiger Futtermittel unterm Strich nicht wie gewünscht verbessert, sondern sogar verschlechtert.

Futterverwertung im Blick

Eine wesentlich wirkungsvollere Methode zur – nachhaltigen – Senkung der Futterkosten besteht darin, bei vergleichbaren Tageszunahmen die benötigte Futtermenge zu reduzieren. Der hierfür wichtigste Parameter, die Futterverwertung, ist in der Schweinemast recht gut erforscht. In der Ferkelaufzucht gibt es dazu weniger wissenschaftliche Untersuchungen. Aber in Zeiten extrem hoher Futtermittelpreise gilt auch für die Ferkelaufzucht: Alle Möglichkeiten, die Futtereffizienz weiter zu verbessern, müssen ausgeschöpft werden.

Bei den derzeitigen Futterpreisen senkt zum Beispiel eine um 0,1 Punkte verbesserte Futterverwertung die Futterkosten um weit über 1 € je Ferkel. Die Erkenntnisse aus mehreren Fütterungsversuchen, unter Praxisbedingungen durchgeführt, zeigen, wie sehr sich Fütterungsstrategie, Futterproduktion und -rezeptur auf die Futterverwertung auswirken. Die Ergebnisse zeigen auch, wie der Ferkelerzeuger bares Geld sparen kann.

Auseinanderwachsende Ferkel oder verstärktes Auftreten von E.Coli-Infektionen sind häufig angeführte Probleme in der Ferkelaufzucht. Ursache dafür ist sehr oft eine unzureichende Futteraufnahme vor und nach dem Absetzen. Dadurch wird das Darmzottenwachstum gehemmt. Da nur ein gesunder, voll ausgebildeter Darm die aufgenommene Nahrung vollständig verwerten kann, sollten alle Maßnahmen für die Entwicklung eines gesunden Darms getroffen werden.

Hochwertiger Prestarter

Der gezielte Einsatz eines hochwertigen Prestarters um den Absetzzeitraum herum hat sich in der Praxis größtenteils bewährt. Diese Futter sind natürlich kostenintensiv, allerdings ist die Aufwandmenge durch den kurzen Einsatzzeitraum gering. Durch Einsatz eines hochwertigen Prestarters, der neben tierischem Eiweiß aus Blutplasma und Heringsmehl auch probiotisch wirkende Lebendhefen enthielt, konnte die Futterverwertung im Praxisversuch während der Ferkelaufzucht um fast 0,1 Punkte verbessert werden (Grafik 1).

Der richtige Einsatzzeitraum des Ferkelaufzuchtfutters ist entscheidend. Ausgewählt werden sollten ausschließlich Varianten, die für den jeweiligen Alters- bzw. Gewichtsabschnitt der Tiere ausgelegt sind. Sowohl Über- als auch Unterversorgungen sind nicht bedarfsgerecht und verschlechtern unnötig die Futterverwertung. In den vergangenen Jahren haben sich laut Expertenmeinung dreiphasige Fütterungskonzepte etabliert. Die Ergebnisse aus zwei Ferkelaufzuchtställen bestätigen dies (Grafik 2). Die blauen Säulen beziehen sich auf einen Stall mit Trockenfutterautomaten, die grünen Säulen sind Ergbnisse aus einem Aufzuchtstall mit Rondomaten. Die Investition in einen zusätzlichen Futtersilo macht sich in der Regel schnell bezahlt.

In Anlehnung an das erste Ferkelaufzuchtfutter 1 enthalten Ferkelaufzuchtfutter 2 ebenfalls hoch verdauliche Protein- und Stärketräger, sodass diese gut in Zuwachs umgesetzt werden können. Vor allem Ferkel, die leichter als der Durchschnitt sind, profitieren vom Einsatz eines hochwertigen und leichter zu verdauendem Ferkelaufzuchtfutter 2. Sie holen an Gewicht auf und die Homogenität innerhalb der Absetzgruppe steigt. Durch das abschließende Ferkelaufzuchtfutter 3, bewusst leicht weniger schmackhaft und aufgeschlossen, überfressen sich die Ferkel auch bei steigendem Futteraufnahmevermögen nicht und die Verwertung bleibt auf hohem Niveau.

Die Verarbeitung der Rohwaren hat entscheidenden Einfluss auf die Verdaulichkeit der Nährstoffe, dies gilt insbesondere für Jungtiere wie Ferkel. Der Einsatz modernster Mühlentechnik ermöglicht eine optimale Korngrößenverteilung. Verschiedene Untersuchungen belegen, dass eine zu grobe Vermahlung des Futters einen negativen Effekt auf die Futterverwertung hat. In Kombination mit erhöhten Rohfasergehalten kann dies die Futterverwertung empfindlich verschlechtern (Grafik 3). Eine zu feine Vermahlung erhöht allerdings das Risiko von Magenschädigungen. Hier gilt es, die optimale Balance zu finden. Je nach technischer Ausstattung und Rohwarenzellenverfügbarkeit, kann in Mischfutterwerken der Vermahlungsgrad zwischen Stärke-, Faser- und Proteinträgern gezielt differenziert werden.

Maximale Verdaulichkeit

Gepresste bzw. gekrümelte Futtermittel zeigen gegenüber unbehandeltem Mehl eine höhere Verdaulichkeit. Dies liegt an dem durch Temperatur und Wasserdampf erzeugten Aufschluss der Komponenten. Die preislichen Aufschläge für pelletierte bzw. gekrümelte Futter zahlen sich durch die bessere Futterverwertung in den meisten Fällen wieder aus.

Um eine gute Futterverwertung zu erzielen, sollten die im Futter enthaltenen Nährstoffe maximal verdaulich sein. Durch den Einsatz bestimmter Zusatzstoffe kann die Nährstoffverdaulichkeit gesteigert werden. Hierzu gehören verschiedene Enzyme, die vornehmlich die Verdaulichkeit von Stärke und Faserbestandteilen erhöhen. Die Fettverdauung lässt sich durch den Einsatz von Emulgatoren wie Lecithin verbessern. Des Weiteren können sich bestimmte Probiotika positiv auf die Eiweißverdaulichkeit auswirken.

Im einem Praxisversuch konnte gezeigt werden, welche Ergebnisse sich mit so einem Futterkonzept erzielen lassen. Im Test gegen ein günstiges Futterkonzept konnte die Futterverwertung von 1:1,82 auf 1:1,59 verbessert werden. In der Tabelle ist beispielhaft berechnet, wie sich die Verbesserung der Futterverwertung bei den aktuell hohen Futterpreisen auswirkt.

Unter Annahme von durchschnittlichen 45 €/dt-Futterkosten würde ein 750 Sauen haltender Erzeugerbetrieb jährlich über 50.000 € Futterkosten sparen, bei momentan eher realistischeren Futterkosten von 55€/dt sogar deutlich über 60.000 €. Die durch das Futterkonzept erhöhten Tageszunahmen (531 zu 502 g) sind in dieser Beispielrechnung nicht berücksichtigt.

Festzuhalten ist, dass je teurer das Futter ist, desto größer ist der ökonomische Effekt einer verbesserten Futterverwertung.

Fazit

  • Die Preise für Getreide und Eiweißfutter erreichen seit Beginn des Ukraine-Kriegs historische Höchststände.
  • Die Weltmarktpreise bei den Rohwaren können kurzfristig kaum beeinflusst werden.
  • Beim gezielten Einsatz der Futtermittel schlummern in vielen Betrieben noch Reserven.
  • Dadurch können Futterkosten auch in der Ferkelaufzucht zum Teil nicht unerheblich gesenkt werden.
  • Wichtigster Parameter für die Futterkosten ist neben dem Futtermittelpreis die Futterverwertung.
  • Für die Ferkelaufzucht liegen zur Futterverwertung nicht so viele Forschungsergebnisse vor.
  • Ferkelaufzüchter sollten eng mit ihrem Berater/ihrer Beraterin zusammenarbeiten, um eigene Daten aus ihren Ställen zu bekommen.
  • Diese Daten sind Grundlage, um Stellschrauben zur weiteren Optimierung der Futtereffizienz und Ressourcennutzung zu identifizieren.
  • Neben bekannten Ansätzen wie der Reduktion von Futterverlusten, Optimierung von Wasser- und Futterhygiene oder Verbesserung der Tiergesundheit gibt es vielversprechende Erkenntnisse rund um das Thema Fütterung.
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