Logo LAND & FORST digitalmagazin

Artikel wird geladen

MIT VIDEO

Jakobskreuzkraut: Sicher erkennen und sicher bekämpfen

Jakobskreuzkraut nimmt in extensivem Grünland weiter zu. Da es ist giftig ist, sollten Sie nicht tatenlos zuschauen.

Die Bestandeszusammensetzung der wertgebenden Pflanzenarten einer Grünlandfläche wird durch die sachgerechte Bewirtschaftung und Pflege maßgeblich reguliert. Trotzdem entstehen immer wieder Narbenlücken durch äußere Einflüsse, in denen sich Schadpflanzen wie das Jakobskreuzkraut (JKK) etablieren. JKK findet man unter anderem auf extensiv genutztem Grünland und wenig gepflegten, stark beanspruchten Standweiden.

Als konkurrenzschwacher Lichtkeimer besiedelt diese Art bevorzugt lückige Bestände, wobei sonnige und trockene Standorte sowie Sand- und Tonböden mit mäßigem Stick-stoffgehalt favorisiert werden. Eine Nachmahd nach der Beweidung wird auf Pferdeweiden vielfach nicht mehr durchgeführt, wodurch die nicht gefressenen Unkräuter auf der Weide stehen bleiben. Auch führt eine zu hohe Beweidungsdichte zu einem Kahlfraß der Weiden, auf denen sich das JKK ohne Konkurrenz etablieren kann. Gerade der Trend zu extensiver Bewirtschaftung mit späterer Mahd hat die Ausbreitung des spätblühenden JKK in den letzten Jahren begünstigt.

Früherkennung wichtig

Da der Früherkennung von JKK eine besondere Bedeutung zukommt, sollte man sich das Aussehen einprägen. Nicht selten kommt das Jakobskreuzkraut in Vergesellschaftung vor und es bestehen Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Kreuzkräutern oder Wiesenunkräutern (wie Wiesenpippau, Ferkelkraut, Rainfarn). JKK ist eine zwei- bis mehrjährige Pflanze. Bereits im Frühjahr bildet sie am Boden Rosetten und ist damit für das geübte Auge schon in diesem Stadium zu erkennen.

Man sollte sich darin üben, das Jakobskreuzkraut auch schon als Rosette sicher zu erkennen.

Mit zunehmender Wärme beginnt das Streckungswachstum. Die Pflanze erreicht eine Höhe von 30 bis 100 cm und hat ihre Blütezeit von Juli bis September. Die gefiederten Stängelblätter sind unterseits spinnwebig wollig bis kahl, der Stängel ist kantig und gerillt. Zur Blütezeit sind die Grundblätter meist verwelkt. Die goldgelben Blüten sind als Zungen- und Röhrenblüten in 15 bis 20 mm breiten Körbchen angeordnet und von 13 Blütenblättern umgeben, ähnlich der Struktur einer Mageritenblüte. Die Enden der Blütenhüllblätter weisen häufig dunkle Spitzen auf. Nach der Blütezeit bildet die Pflanze, ähnlich dem Löwenzahn, flugfähige Samen.

Als verwandte und ebenfalls giftige Arten sind zum Beispiel das Frühlingskreuzkraut, Alpenkreuzkraut, Raukenblättriges Kreuzkraut, Wasserkreuzkraut und das Gemeine Kreuzkraut, welches auch in vielen Hausgärten zu finden ist, zu nennen.

Pferde und Rinder

Als Giftpflanze bewirkt JKK die sogenannte „Seneciose“ oder Schweinsberger Krankheit. Besonders empfindlich gegenüber der Seneciose sind Pferd und Rind, auch können seltener Schafe, Ziegen, Schweine und Geflügel erkranken. Es kann in der Leber akut zu Nekrosen kommen, weit häufiger sind jedoch chronische Erkrankungen, die zu fortschreitenden Leberveränderungen führen. Auch kleine Mengen können bei regelmäßigem Konsum klinische Symptome zur Folge haben, die aber erst nach Wochen auftreten. Giftig ist die gesamte Pflanze, wobei der Alkaloidgehalt durchschnittlich 0,2 % in der Trockenmasse beträgt. Erschwerend für eine nähere Einschätzung der Toxizität ist die Tatsache, dass bisher keine publizierten Dosis-Wirkungs-Versuche vorliegen. Störungen im Leberstoffwechsel sollen nach täglicher Aufnahme von 50 bis 100 g JKK im Laufe von sieben bis acht Wochen auftreten.

Bei Pferden auf der Weide kann es zu Problemen kommen, wenn der Aufwuchs infolge eines schlechten Weidemanagements (Überbeweidung, fehlende Weidepflege) nicht ausreichend ist. So sind die Tiere gezwungen, das von Ihnen gemiedene JKK zu fressen. Ebenso ist eine Aufnahme durch unerfahrene Pferde (z.B. Fohlen oder längere Zeit im Stall gehaltene Tiere) möglich.

Gefahr Heu und Silage

Gefährlich ist es, wenn mit JKK kontaminiertes Heu bzw. Silage gefüttert wird. Hier sind die Tiere nicht mehr in der Lage, zu selektieren und so die Pflanzenteile von JKK zu meiden. Die toxischen Inhaltsstoffe werden durch den Vorgang des Trocknens oder Silierens nicht abgebaut, sondern bleiben im vollen Umfang erhalten.

Nach entsprechender Aufnahme von JKK zeigen die Tiere im Verlauf von Tagen (akute Verlaufsform) bis Monaten (chronische Form) ein häufiges Gähnen und eine reduzierte Futteraufnahme, die Gewichtsverluste zur Folge hat. Mitunter kann es zu einer Photosensibilität kommen. Die eingeschränkte Leberfunktion kann ebenso Ursache zentralbedingter Störungen – Bewegungsunlust, Mattigkeit Teilnahmslosigkeit – sein. Die Therapie besteht in einem sofortigen Absetzen des pyrrolizidinalkaloidhaltigen Futters sowie einer symptomatischen Leberbehandlung.

Grundsätzlich ist eine Ausrottung dieser heimischen Pflanzenart weder möglich noch aus ökologischer Sicht sinnvoll. Dort, wo Jakobskreuzkrautbestände weit ab von Weideflächen blühen, müssen sie nicht unbedingt beseitigt werden.

Sichere Bekämpfung

Eine vorbeugende Maßnahme auf Weideflächen sind Grasnarben, die geschlossen gehalten werden. Trittschäden und andere mechanischen Belastungen sind zu vermeiden und besonders wichtig ist, die Flächen nicht zu überweiden. Geilstellen müssen regelmäßig ausgemäht und Lücken nachgesät werden. Das geschieht am besten Ende August bis Anfang September, wenn es warm und ausreichend feucht ist. Zu diesem Zeitpunkt ist der Altgrasbestand nicht so konkurrenzfähig. Eine nachfolgende, angepasste Düngung fördert die Gräser als Konkurrenzpflanzen.

KLICKTIPP

Wie auch Strom verhindert wird, dass das giftige Gewächs aussamt, sehen Sie hier.

Das Aussamen von JKK muss unbedingt verhindert werden. Das gilt für die betroffene Wiese oder Weide und auch für angrenzende Flächen. Bei Neuansaat oder Nachsaat darf kein kontaminiertes Saatgut ausgebracht werden. Bei geringem Aufkommen von JKK auf Wiesen oder Weiden empfiehlt es sich, zeitig im Frühjahr mit dem Ausstechen der Einzelpflanzen zu beginnen. Bei höheren Pflanzendichten ist es sinnvoll, die Pflanzen vor Blühbeginn zu mähen oder die Fläche zu diesem Zeitpunkt zu mulchen. Da der Schnitt von den Tieren keinesfalls gefressen werden darf, muss er abgefahren oder vernichtet werden.

Die gemähten Pflanzen werden mit großer Wahrscheinlichkeit im gleichen Jahr wiederaustreiben, so dass eine zweite Mahd eingeplant werden muss. Es ist allerdings Vorsicht geboten, da das JKK bei regelmäßiger Mahd bzw. Mulchen stärker vegetativ austreibt, was ebenfalls dazu führen kann, dass die jungen Rosetten eher gefressen werden. Ob eine Mahd also tatsächlich zur Reduktion des Problems führt, wird bislang noch kontrovers diskutiert. In Zeiten von Futtermangel und extremer Trockenheit wäre, neben dem Ausstechen, auch bei höheren Besatzstärken ein Herbizideinsatz die bessere Lösung.

Sachkundenachweis

Wer eine Bekämpfung mit Herbiziden bevorzugt, muss den Sachkundenachweis über den Umgang mit Pflanzenschutzmitteln verfügen. Darüber hinaus darf nur ein für diesen Anwendungsbereich zugelassenes Pflanzenschutzmittel eingesetzt und mit geprüften Pflanzenschutzgeräten ausgebracht werden. Wichtig ist, die Pflanzenschutzmaßnahme zu dokumentieren. Hierbei sind alle Anwendungsbestimmungen des ausgebrachten Pflanzenschutzmittels zu beachten, die der jeweiligen Gebrauchsanweisung zu entnehmen sind. Für eine ausreichende Wirkung der Pflanzenschutzmittel müssen die Pflanzen genügend Blattmasse gebildet haben und dürfen nicht verholzt sein.

Der optimale Zeitpunkt für den Herbizideinsatz ist daher nach dem Wiederaustrieb der Pflanzen. Durchgeführt werden können Horst- und Einzelpflanzenbehandlungen oder Ganzflächenspritzungen. Den höchsten Wirkungsgrad gegenüber Jakobskreuzkraut hat das Herbizid Simplex. Aufgrund der Nachbauproblematik nach Simplex bzw. nach der Ausbringung von Mist, Gülle und anderen organischen Düngern, die indirekt von mit Simplex behandelten Flächen stammen, wurden für dieses Mittel die Anwendungsbestimmungen verschärft. Unter anderem ist der Einsatz von Simplex nur noch auf Dauerweiden nach dem letzten Schnitt möglich. Auf Pferdeweiden soll Simplex nur noch zur Horst- oder Einzelpflanzenbehandlung beziehungsweise im Streichverfahren eingesetzt werden.

Mit JKK versetztes Mähgut darf nicht verfüttert werden. Zu beachten ist, dass nach einem Herbizideinsatz das Mähgut abgefahren und entsorgt wird oder die Pflanzen auf der Fläche vollständig verrotten, bevor Tiere aufgetrieben werden. Die teilweise nur kurzen Wartezeiten dürfen beim Vorhandensein von JKK oder anderen Giftpflanzen nicht dazu verleiten, die Fläche zur Abweidung einzuplanen. Die Giftstoffe bleiben in den abgestorbenen Pflanzenteilen aktiv und die Tiere verlieren ihre instinktive Abneigung gegen diese Pflanzenteile, da die Pflanzen in der Silage oder im Heu keine geschmackshemmenden Eigenschaften mehr haben.

Bekämpfungsschwellen

Die Unkrautbekämpfungsmaßnahmen auf Grünland werden in Niedersachsen nach Überschreiten der allgemeinen Bekämpfungsschwellen empfohlen, die Regelungen zum „Niedersächsischen Weg“ sind dabei zu beachten. Unter anderem wird hier der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf Grünlandflächen innerhalb von Naturschutzgebieten und Landschaftsschutzgebieten, soweit sie Natura 2000-Gebiet sind, grundsätzlich verboten. Ausnahmen sind für spezielle Unkrautarten beschlossen.

RATGEBER

Gemähte oder ausgestochene Pflanzen richtig entsorgen

Die Entfernung des Jakobskreuzkrautes sollte vorrangig noch vor der Samenreife und möglichst mit Wurzel erfolgen, da sonst ein Wiederaustrieb aus den Wurzelresten möglich ist. Die Entsorgung herausgerissener oder abgemähter Pflanzen muss dabei zum Ziel haben, möglichst ein erneutes Auskeimen und Wachsen zu verhindern. Als geeignete Maßnahmen für blühende Pflanzen bieten sich vorrangig an:

  • Verbrennen in einer Müllverbrennungsanlage
  • Entsorgung über den Restmüll (Vergärung oder Müllverbrennung)
  • Entsorgung als Bioabfall, sofern ein Verfahren angewandt wird, das eine vollständige Abtötung der Samen gewährleistet, z.B. Vergärung in Biogasanlagen.
  • Blattrosetten ohne blühende Triebe können kompostiert werden oder auf der Fläche verbleiben.

Die in manchen Gemeinden favorisierte Entsorgung über die Biotonne ist bei Schadpflanzen grundsätzlich nicht geeignet, da eine vollständige Abtötung aller Samen mit den meisten Kompostierungsverfahren nicht gewährleistet ist.

Dr. Dirk M. Wolber

Diese werden gezielt nach Bekämpfungsschwellen (Tabelle, siehe §25a NAGBNatSchG), behandelt. Vorrangig sind hier Maßnahmen der mechanischen Unkrautbekämpfung anzuwenden. Nur wenn keine zumutbare Alternative zur Unkrautbekämpfung möglich ist, können Pflanzenschutzmittel im Rahmen von Einzelpflanzenbekämpfung, Anwendung von Rotorwiper oder Teilflächenmaßnahmen zur Anwendung kommen, wenn sie dem Schutzzweck des Gebietes nicht entgegenstehen. Vertiefende Informationen hierzu gibt es auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Webcode: 01039928.

Fazit

  • Das Jakobskreuzkraut hat sich ausgebreitet.
  • Besonders lückige und überweidete Grasnarben erleichtern seine Ansiedlung.
  • Es gilt, diese Giftpflanzen früh zu erkennen.
  • Bei seiner chemischen Bekämpfung sind Einschränkungen zu beachten. Kt

Jakobskreuzkraut unter Strom

Tobias Schütt von der Firma Kersten Arealmaschinen aus Rees am Niederrhein zeigt wie mit Strom verhindert wird, dass das giftige Gewächs aussamt. Dazu gibt es ein Gerät. Es besteht aus

  • Stromgenerator,
  • Transformator
  • und Handlanze.

Damit lässt sich der Strom punktuell direkt an das Jakobskreuzkraut bringen, um sie abzutöten. Wie das geht, zeigt das Video:

Digitale Ausgabe LAND & FORST

Holen Sie sich noch mehr wertvolle Fachinfos.
Lesen Sie weiter in der digitalen LAND & FORST !

 Bereits Mittwochnachmittag alle Heftinhalte nutzen
✔ Familienzugang für bis zu drei Nutzer gleichzeitig
✔ Artikel merken und später lesen
✔ Zusätzlich exklusive Videos, Podcasts, Checklisten und vieles mehr!