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UNTERWEGS

Eintauchen in die Schönheit der Natur

Die kunstvolle Pagodenbrücke führt auf eine Insel, die der Vogelwelt vorbehalten ist. Das Aboretum will seltenen Tieren Zuflucht bieten.

Weiße Baldachine spiegeln sich im Wasser der idyllischen Parkanlage. Unter Palmen und Blütenbäumen genießen die norddeutschen Ladies und Gentlemen eine typisch britische Teezeremonie, natürlich mit frisch gebackenen „Scones“ und „Clottet cream.“ Es ist Teatime im Arboretum Neuenkoop. Nur eines von vielen Highlights, mit denen Matthias Rieger die Besucher in seinem wundervollen Baumpark am Rande der südlichen Wesermarsch überrascht.

Wer hätte das gedacht: Im ländlichen Berne, zwischen Kuhweiden und Bauernschaften, befindet sich ein Juwel der Gartenarchitektur. Immerhin zählt das von Matthias Rieger privat geführte Arboretum laut der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur zu den 1500 schönsten Anlagen unseres Landes! Dass es immer noch als Geheimtipp unter den Liebhabern der Botanik gilt, liegt vielleicht an der mangelnden Beschilderung. Erst kurz vor der Hofeinfahrt gibt es einen Hinweis auf die großartige Welt der Bäume, die sich hier von der Kastanienwiese bis zum Japanischen Herbstwald erstreckt.

Gartenarchitekt Matthias Rieger führt Interessierte zu verschiedenen Themenschwerpunkten durch seinen Baumpark.

Der Parkbesitzer empfängt seine Gäste persönlich. Eine herrliche Allee führt auf die denkmalgschützte Hofstelle mit dem schmucken Fachwerkhaus und der Jugendstil-Villa. Heute sind es über zwanzig Gartenfreunde aus dem Bremer und Oldenburger Raum, die an der beliebten Veranstaltung teilnehmen möchten. Eine kleine Führung gehört natürlich auch dazu. Ja, er habe sich hier einen Traum erfüllt, gibt der Gartenarchitekt gerne zu. Lachfältchen zeigen sich in dem bärtigen Gesicht. Es muss glücklich machen, an einem solchen Ort zu leben und zu arbeiten.

Positives Lebensgefühl

Gern erzählt er, wie alles entstanden ist. Bereits 1996, als Dreißigjähriger, hat er das zwei Hektar große Gelände mit den historischen Gebäuden erworben. Damals, so Rieger, gab es hier außer einer Eiche nicht viel mehr als eine Weide, auf der ein paar Rinder grasten. Größtenteils von Hand – mit Schubkarre und Schaufel – modellierte er das Gelände, pflanzte die ersten Bäume. Er begann mit einem Versuchs- und Schaugarten, experimentierte mit exotischen Gehölzen im norddeutschen Klima. „Inzwischen haben wir uns weiterentwickelt, “ betont er. Aus dem Arboretum wurde ein Besuchergarten, der neben 750 unterschiedlichen Gehölzen aus aller Herren Länder auch Raum bietet für vielerlei Begegnungen, kulturelle Veranstaltungen und Artenvielfalt. „Es ist mir wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen zusammenkommen und ein positives Lebensgefühl entwickeln können – denn das brauchen wir heute mehr denn je.“

Zwanzig Gartenräume

Ob ihm das gelingt, kann nun jeder Besucher für sich selbst beurteilen. Der Rundgang führt durch mehr als zwanzig liebevoll gestaltete Gartenräume, die mit ihren grünen Bewohnern fast alle Klimazonen der Erde abbilden. Die Fantasie der Natur, ihre Formen, Farben und Besonderheiten kennt keine Grenzen und lässt immer wieder staunen. Da gibt es schwarze Magnolien, nach Marzipan duftende Zierkirschen, Urweltmammutbäume, den Taschentuchbaum mit seinen cremefarbenen Hochblättern oder den zur Blütezeit wie von rosaroten Puderquasten übersäten Seidenbaum aus China. Er werde oft gefragt, was solche Exoten in der Wesermarsch zu suchen hätten, gibt der Berner zu bedenken, „aber ein Arboretum, das nur einheimische Gehölze zeigt, ist eben kein Arboretum.“ Außerdem kämen viele als heimisch angesehene Bäume, wie die Kastanie, ursprünglich auch nicht von hier. Selbst die Linde, der Deutschen liebster Baum, stamme eigentlich aus Mittel- und Südeuropa.

Lautstarkes Froschkonzerte und anmutige Libellenflüge: Die zentrale Teichlandschaft lädt zum Beobachten ein.

Frischgebackene englische „Scones“ warten bei der typisch britischen Teatime auf die Parkbesucherinnen und -besucher .

Auf verschlungenen Pfaden, eingebettet in ein Meer aus Blumen, Gräsern und Farnen, geht es weiter rund um die zentrale Teichlandschaft. Im asiatischen Teil fällt die kunstvoll gestaltete Pagodenbrücke sofort ins Auge. Sie führt auf eine Insel, die der Vogelwelt vorbehalten ist. Der Park soll auch ein Refugium für seltene Tiere sein. „Hier ist inzwischen alles an bedrohten Arten aufgetaucht, was es geben muss,“ erklärt der Naturfreund mit sichtbarer Begeisterung. Ringelnatter, Kreuzotter, diverse Libellenarten zählt er auf, natürlich „Vögel ohne Ende“, Schmetterlinge wie der Schachbrettfalter oder das Taubenschwänzchen, das wie ein Kolibri von Blüte zu Blüte schwirrt. Sogar den Eisvogel habe er hier schon jagen sehen. Wie zur Bestätigung und zum Vergnügen der Anwesenden setzt ein lautstarkes Froschkonzert ein.

Die Zeit vergeht im Fluge. Der Tee wartet. Überall dort, wo es am schönsten ist, stehen Stühle und Tische bereit. „Das Ambiente ist einfach toll,“ schwärmen die Gäste und lassen sich auf die feine englische Art verwöhnen. Rieger hat noch viele weitere Pläne. Gerade hat er die Bauerndiele im Fachwerkhaus aufwändig restauriert. Dort können künftig Veranstaltungen, Seminare und Ausstellungen bei jedem Wetter stattfinden. Zudem soll ein Förderverein gegründet werden, damit der Erhalt und die Entwicklung des Arboretums gesichert ist. Es sei ihm eine Freude, seinen Traum mit anderen zu teilen, lässt der 56-Jährige wissen. Denn: „Gartenmenschen sind tolle Menschen. Sie nehmen ihre Umwelt noch mit allen Sinnen wahr.“

Nächste Teezeit

Das Arboretum Neuenkoop liegt in Berne. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10:00 bis 18:00 Uhr. Neben den wöchentlichen Sonntagsführungen finden spezielle Thementouren statt.

Nächste Termine für die English Teatime:

  • 24.07.22
  • 21.08.22
  • 25.09.22.


Anmeldung erforderlich! Weitere Infos unter: arboretum-neuenkoop.de

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