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Schon viele Erfahrungen vorhanden

Etwa ein Sechstel der befragten Sauenhalter und Sauenhalterinnen arbeiten schon seit mehr als fünf Jahren mit Bewegungsbuchten in ihren Abferkelställen.

Sauenhalter und Sauenhalterinnen in Deutschland müssen in einigen Jahren auf die klassischen Ferkelschutzkörbe im Abferkelstall verzichten. Alternativen in Form von Bewegungsbuchten sind schon länger in verschiedensten Ausführungen auf dem Markt verfügbar, ebenso reine Freilaufbuchten. Dr. Sabine Schütze ist fachliche Projektleiterin des Tierwohl-Kompetenzzentrums Schwein an der LWK Nordrhein-Westfalen. Auf einer gemeinsamen Online-Veranstaltung der LWK Nordrhein-Westfalen und der Besamungsstation GFS Ascheberg stellte sie eine Praxisumfrage zu den alternativen Abferkelsystemen vor.

215 Betriebe nahmen teil

Teilgenommen an der Umfrage hatten insgesamt 215 Betriebe aus ganz Deutschland, die bereits mit Bewegungsbuchten (135 Betriebe) oder Freilaufbuchten (80 Betriebe) arbeiten. Neben der Erfassung der direkten Erfahrungen mit den neuen Buchtentypen ging es in der Umfrage auch darum, Ideen und Praktikertipps zum Umgang mit der geänderten Haltung zusammenzutragen. Diese sollen, so Dr. Schütze, den Berufskollegen und Berufskolleginnen aufbereitet zu Management- und Entscheidungshilfen zu Verfügung gestellt werden. Wie die Tierärztin ankündigte, soll eine Veröffentlichung auch aller Umfrageergebnisse in Kürze über die landwirtschaftliche Fachpresse erfolgen.

Eine der ersten Fragen des Projektes richtete sich auf die bisherige Nutzungsdauer der Bewegungs- bzw. Freilaufbuchten. Bei den Bewegungsbuchten hatte gut die Hälfte der Befragten schon länger als ein Jahr, aber weniger als fünf Jahre Erfahrung mit dem neuen System im Abferkelstall. Immerhin 16,4 % der Befragten hatten sie schon länger als fünf Jahre im Einsatz. Bei den Freilaufbuchten waren diese Anteile zusammengenommen noch höher: Fast die Hälfte (45 %) der Befragten arbeitete schon länger als fünf Jahre mit diesen Buchten, in der Kategorie 1-5 Jahre waren es rund ein Drittel der Befragten (Grafik 1).

Die nächste Frage ging dahin, wie hoch der Anteil an Bewegungs- bzw. Freilaufbuchten im Betrieb ist. Sind es nur wenige zum Testen oder wurde schon der gesamte Abferkelbereich umgestellt? Laut Dr. Schütze gab es hier bezüglich der Bewegungsbuchten eine große Bandbreite, sie reichte von einer „geringen Anzahl zum Test“ bei 24 % der Befragten über „weniger als die Hälfte der Buchten“ bei knapp 20 %, „mehr als die Hälfte der Buchten“ bei 17 % bis hin zu „allen Buchten“ bei gut 30 % der Befragten.

Schon wieder umbauen

Bei den Betrieben mit Freilaufbuchten sah es etwas anders aus, hier hatten schon 70 % der Befragten ihren Abferkelstall komplett mit Freilaufbuchten ausgestattet. Sehr aufschlussreich waren die Antworten nach der Größe der alternativen Bewegungsbuchten. Die kleinste Bewegungsbucht maß 5,13 qm, die größte 8 qm. Nur rund 40 % der Befragten gaben eine Größe von über 6,5 qm an. Nur diese Betriebe genügen den Anforderungen der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Für die Übrigen reicht die Größe der Abferkelbuchten jetzt schon wieder nicht aus. Das ist umso ärgerlicher, als auch diese Betriebe Vorreiter waren und von sich aus schon Investitionen in Richtung mehr Tierwohl getätigt haben. Durch die Neuregelungen müssen sie jetzt schon wieder umbauen.

Auch abgefragt wurde die Größe der Freilauffläche für die Sau in der Bewegungsbucht. Die Maße reichten hier bei den befragten Betrieben von 2,5 qm bis 6,5 qm. Fast zwei Drittel der befragten Betriebe verfügten über mehr als 4,10 qm Freilauffläche je Sau in der Abferkelbucht. Eine wichtige Managementfrage ist, wie lange der Ferkelschutzkorb in der Bewegungsbucht geschlossen bleiben soll. Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung wird dies nach einer Übergangszeit für bestehende Ställe nur noch für fünf Tage erlaubt sein. Laut der Umfrage, die Dr. Schütze vorstellte, öffnen über die Hälfte der Befragten den Ferkelschutzkorb erst nach dem 5. Lebenstag der neugeborenen Ferkel. Ein größerer Teil kommt also auf mehr als sieben Tage Fixierung – was künftig nicht mehr erlaubt ist. Laut Dr. Schütze zeige die Beantwortung dieser Frage, dass Praktikabilität und gesetzliche Vorgabe nicht unbedingt übereinstimmen. Befragt wurden die Betriebe auch nach den Vor- und Nachteilen, die sie in den Bewegungsbuchten sehen – für die Sau, für die Ferkel, aber auch für den Tierbetreuer (Grafik 2/Grafik 3).

Vorteile werden gesehen

Knapp 60 % sahen die größere Bewegungsfreiheit für die Sauen als Vorteil und knapp 50 % sahen darin einen positiven Effekt auf die Tiergesundheit. Für knapp 20 % bedeuten die Bewegungsbuchten mehr Tierwohl, außerdem genannt wurde der positive Effekt auf den Geburtsverlauf, auf den Kontakt zwischen Sau und Ferkeln sowie auf die Futteraufnahme und die Darmgesundheit der Sauen. Immerhin 42,5 % konnten keine Nachteile in der Bewegungsbucht sehen, 25 % bescheinigten den Bewegungsbuchten jedoch eine schlechtere Hygiene, 17,5 % kritisierten eine erhöhte Verletzungsgefahr. Bei den Freilaufbuchten sahen 11,5 % Probleme durch die schwierige Geburtshilfe.Abschließend zitierte Dr. Schütze eine Reihe von „Stimmen aus der Praxis“, die ihre eigenen Erfahrungen zu den Bewegungsbuchten thematisierten. Folgende Punkte wurden genannt:

  • Man muss sich auf die neue Haltungsform einlassen
  • Nicht jeder Rückschlag darf gleich als Bestätigung gesehen werden, dass das System schlecht ist.
  • Sehr wichtig ist der Einsatz einer ruhigen Sauengenetik.
  • Eine Fixierung der Sau mit wenigen Handgriffen von außerhalb der Bucht ist praktisch.
  • Gefragt ist ein ruhiger Umgang mit der Herde.
  • Man sollte die Systeme im Praxiseinsatz anschauen.
  • Man sollte sich mit Berufskollegen austauschen, die die Systeme nutzen.
  • Man sollte verschiedene Buchtentypen testen.
  • Herde und Buchtensystem müssen zusammenpassen.
  • Wer sich nicht genug mit dem Verhalten seiner Herde befasst, muss mit höheren Erdrückungsverlusten rechnen.
  • Das Ferkelnest muss ausreichend groß sein.
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