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MILCHPREISE

Molkereien zahlen mehr für die Milch

Die Erlöse auf den Milchviehbetrieben stiegen, aber die Kosten, wie für Futter und Betriebsmittel ebenfalls. Somit erhöhten sich die Margen nicht entsprechend.

Der Milchmarkt war 2021 durch die Coronapandemie geprägt. Doch entwickelte sich der Markt im Verlauf des Jahres fester, als dies zu Beginn zu erwarten war. Bei einer insgesamt regen Nachfrage und einer gleichzeitig verhaltenen Angebotsentwicklung zogen die Preise für Milch und Molkereiprodukte sowohl an den nationalen als auch internationalen Märkten an. In deren Fahrwasser kannten auch die Erzeugerpreise für Rohmilch nur eine Richtung – und zwar nach oben. Allerdings gab es einen Wermutstropfen: Die gesamte Branche von den Milcherzeugern bis hin zu den Verarbeitern war durch höhere Kosten belastet.

Der AMI-Vergleichspreis für Milch ohne Gentechnik in Niedersachsen legte im Mittel 3,8 Cent auf 36,90 Cent/kg zu. Niedersachsen verbesserte sich damit im bundesweiten Ranking um zwei Plätze auf Rang fünf. Der Bundesdurchschnitt von 37,08 Cent/kg wurde dennoch um knapp 0,2 Cent verfehlt. Doch obwohl die Erlöse auf den Milchviehbetrieben stiegen, war die Stimmung auf den Höfen eingetrübt. Die Betriebe mussten deutlich mehr für Futter und Betriebsmittel ausgeben, sodass sich die Marge zwischen den Erlösen und den variablen Kosten durch den ebenfalls gestiegenen Aufwand nicht entsprechend erhöhte.

Anteil der gentechnikfreien Milch überwiegt

In der Milchlandschaft ist ein bunter Blumenstrauß an verschiedenen Milcharten entstanden. Die Anforderungen von Gesellschaft, Politik und Handel haben zugenommen und die Branche hat darauf reagiert. Die Molkereien honorieren es durch höhere Zuschläge, wenn ihre Lieferanten den Betrieb entsprechend aufstellen. Gentechnikfreie Milch ist mit einem Anteil von rund 74 Prozent der Standard in Deutschland.

In Niedersachsen erhöhte sich der Anteil im Jahr 2021 um zwei Prozentpunkte auf 55 Prozent. 43 Prozent der erzeugten Milch stammte in Niedersachsen noch aus nicht Gentechnik freier Fütterung. Die Molkereien zahlten dafür 36,44 Cent/kg und damit knapp 0,5 Cent weniger als bei der Milch aus gentechnikfreier Fütterung. Der VLOG-Zuschlag beträgt in der Regel ein Cent, jedoch ist die Zusammensetzung der Molkereien bei den beiden Milcharten unterschiedlich. Der Anteil der ökologisch erzeugten Milch blieb in Niedersachsen gegenüber dem Vorjahr mit ein Prozent stabil.

Mittlerweile tauchen immer häufiger Zuschläge für Weidehaltung und Tierwohl auf den Milchgeldabrechnungen auf, dies ist vor allem in Süddeutschland der Fall. In Niedersachsen hat die AMI bislang bei zwei Molkereien Zuschläge für Weidemilch gefunden. Insbesondere beim Tierwohl ist der zu erfüllende Kriterienkatalog mannigfaltig und steht dem Tarifdschungel in der Handywelt kaum nach. Daher ist beim Blick auf die Preise zu beachten, für welche Milchart diese gezahlt werden.

Achtung: Im Text beziehen sich alle genannten Preise, soweit nicht anders vermerkt, auf Milch ohne Gentechnik mit 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß sowie auf eine Jahresanlieferung von 500 t (siehe Kasten „Berechnungsgrundlage“ unten).

Berechnungsgrundlage

Alle Preisangaben beim AMI-Milchpreisvergleich beziehen sich, soweit nicht anders vermerkt, auf gentechnikfrei erzeugte Milch mit 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß sowie eine Jahresanlieferung von 500 t.

Die AMI-Experten unterscheiden konventionell, gentechnikfrei und ökologisch erzeugte Milch, ebenso wie Heu-, Bergbauernmilch und seit 2019 auch Weide- und Tierwohlmilch. In den Preisen für die einzelnen Milcharten mit besonderen Anforderungen an die Erzeugung sind die dafür gezahlten Zuschläge in voller Höhe enthalten.

Anders verhält es sich mit Zuschlägen für Nachhaltigkeitsprogramme. Hier ist der durchschnittlich gezahlte Zuschlag für Nachhaltigkeit im Preis berücksichtigt.

AMI

Ammerland bleibt weiterhin auf Platz 1

Die Molkerei Ammerland eG belegte mit ihrer Weidemilch ohne Gentechnik Rang eins im landesinternen Vergleich und das bereits das zweite Jahr in Folge. Für die nach Pro-Weideland erzeugte Milch zahlte die Genossenschaft ihren Mitgliedern 38,30 Cent/kg (siehe Tabelle 1) und damit 4,1 Cent mehr als im Jahr zuvor. Die Kühe müssen dafür mindestens sechs Stunden an mindestens 120 Tagen im Jahr auf die Weide und dürfen nur mit gentechnikfreiem Futter gefüttert werden.

Ein wichtiges Standbein des Unternehmens aus Wiefelstede-Dringenburg ist der Export. Die Produkte werden weltweit in 60 Länder vertrieben. Durch die Lockerungen der Corona-Maßnahmen kam dieser erneut in Schwung, nachdem der internationale Handel im Jahr zuvor nur eingeschränkt möglich war. Auch die gestiegene Nachfrage aus Asien, insbesondere aus China, hat dazu beigetragen. Folglich wurde die Auszahlung der Genossenschaft 2021 deutlich nach oben angehoben.

Auch im konventionellen Bereich verteidigte Ammerland die Tabellenspitze. Lieferanten mit freier Futterwahl erhielten 37,35 Cent/kg. Das waren ebenfalls 4,1 Cent mehr als ein Jahr zuvor.

DMK und Hochwald erhöhen Auszahlungen

Nachdem der Milchpreis von Deutschlands größter Molkerei, die Deutschen Milchkontor eG (DMK), bereits im Jahr 2020 gegen den Trend stabil geblieben war, stieg die Auszahlungsleistung 2021 stärker als im Bundesmittel. Die Mitglieder der Genossenschaft erhielten rund 3,6 Cent mehr für ihren Rohstoff. Bei einer Jahresanlieferung von 500 t lag der Vergleichspreis für gentechnikfreie Milch bei 36,37 Cent/kg.

Durch die deutliche Anhebung der Auszahlung hat sich der Rückstand zum Bundesmittel für Milch ohne Gentechnik das dritte Jahr in Folge verkürzt. Gegenüber dem niedersächsischen Landesmittel war dies nicht gelungen. Das DMK erfasst allerdings in vielen Teilen der Republik Milch, so auch im Bundesgebiet Ost. Im Vergleich der Betriebe mit einer Jahresanlieferung von 4.000 t konnte das DMK mit einem Vergleichspreis von 37,01 Cent/kg punkten. Im Schnitt der fünf östlichen Bundesländer wurden in dieser Klasse 36,30 Cent/kg gezahlt. Spannend wird es 2022, denn das DMK hat durch einen kräftigen Preisaufschlag um die Mitte des aktuellen Jahres zur Aufholjagd angesetzt.

Leicht überdurchschnittlich fiel die Vergütungen für gentechnikfrei erzeugte Milch von der Hochwald Foods Molkerei Lüneburg GmbH aus. Das Unternehmen zahlte seinen Milcherzeugern 37,03 Cent/kg für den weißen Rohstoff. Das waren satte 4,1 Cent mehr als 2020. Damit lag die Molkerei um gut 0,1 Cent über dem Landesmittel in Niedersachsen und annähernd so hoch wie im Bundesdurchschnitt.

Durch die Lockerungen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie entspannte sich die Situation im Jahresverlauf zunehmend und die Nachfrage verlief wieder in gewohnten Bahnen. Die Verbraucher konsumierten vermehrt Außer-Haus, womit die Gastronomie zunehmend Bedarf an Milch und Milcherzeugnissen hatten.

Dies kurbelte auch das Geschäft der Uelzena eG und der Frischli Milchwerke GmbH an. Die Kerngeschäfte der Uelzena-Gruppe waren zuvor von den Auswirkungen der Pandemie stark betroffen. Vor allem der Absatz von Instantgetränkepulver brach infolge der europaweit verhängten Lockdowns ein. Dieser erholte sich mit dem Aufheben der Lockdowns zunehmend. Laut AMI-Vergleichspreis hob die Molkerei den Preis um 4,0 Cent auf 36,22 Cent/kg an. Die Auszahlung bei der Frischli Milchwerke GmbH bewegte sich in der Mengenklasse von 500 t/Jahr mit 36,47 Cent/kg auf einem etwas höheren Niveau. Das waren 4,1 Cent mehr als ein Jahr zuvor. Zu den Zielmärkten der Privatmolkerei gehört auch der Food-Service.

Wie sieht es bei den Nachbarn aus?

Auch Molkereien mit einem Hauptstandort in angrenzenden Bundesländern, die teils Milch in Niedersachsen erfassen, gingen mit dem Trend und hoben ihre Auszahlungen kräftig an. Letzteres war bei Arla Foods amba der Fall. Die skandinavische Genossenschaft sammelt vor allem im Westen der Republik, aber auch an der Ostsee Milch. Ihr Preis stieg um 2,2 Cent auf 37,87 Cent/kg für die Standardmilch und auf 38,37 Cent/kg für Weidemilch, beides gentechnikfrei. Damit lag Arla deutlich über dem Landes- sowie über dem Bundesmittel.

Im Jahr 2020 hatte Arla entgegen dem Trend vieler anderer Molkereien den Milchpreis nicht zurücknehmen müssen. Der überdurchschnittliche Preis einschließlich Nachzahlung konnte vor allem durch eine Umsatzsteigerung im Markengeschäft erreicht werden. Zudem spielt der Online-Handel eine zunehmend wichtige Rolle für das Unternehmen.

Erstmals konnte für die Fude + Serrahn Milchprodukte GmbH & Co. KG ein Preis für Weidemilch ohne Gentechnik berechnet werden. Dieser lag bei 36,55 Cent/kg und damit unter dem Pendant von Ammerland oder Arla.

Durch das knappe Rohstoffaufkommen im vergangenen Jahr bei einer gleichzeitig regen Nachfrage zogen zuerst die Preise an den Spotmärkten an.

Damit zeigte sich für die im Versandgeschäft tätigen Molkereien erstmals wieder ein Lichtblick, nachdem sie zuvor zwei schwierige Jahre hinter sich gebracht hatten. Dies galt auch für die Molkerei Bramstedt eG mit Sitz in Schleswig-Holstein. Sie hob den Milchpreis überdurchschnittlich an. Für konventionelle Ware zahlte die Molkerei ihren Erzeugern 36,10 Cent/kg. Das waren satte 5,8 Cent mehr als vor einem Jahr. Damit kletterten die Preise fast auf Höhe des Bundesmittels für diese Milchart von 36,24 Cent/kg. Vor einem Jahr lag sie noch deutlich darunter.

Erzeugerpreise auf Rekordniveau

Im aktuellen Jahr jagen die Erzeugerpreise für Rohmilch von einem Rekordergebnis zum nächsten. Mitte des Jahres wird im Bundesmittel die 50-Cent-Marke überschritten sein. Das gab es noch nie, außer bei Bio. Die Milchviehbetriebe profitieren damit von den massiv gestiegenen Preisen an den Märkten für Milch und Molkereiprodukte. Diese haben ihren Höhenflug im laufenden Jahr zunächst fortgesetzt und neue Allzeithochs erreicht. Mit Beginn des Sommers hat sich der Markt etwas abgeschwächt, bewegt sich preislich dennoch auf deutlich erhöhtem Niveau. Lediglich der Frischbereich hinkte lange hinterher.

Erst Anfang Juli legten auch die Trinkmilchpreise nach. Von diesen Entwicklungen werden die Milcherzeuger auch in den kommenden Monaten profitieren. Selbst wenn die Molkereien in Niedersachsen in der zweiten Jahreshälfte ihre Auszahlungsleistung nicht mehr erhöhten, reichte es im Jahresdurchschnitt für ein neues Allzeithoch weit jenseits der 40-Cent-Marke für konventionelle und gentechnikfreie Milch, auch Sphären von 50 Cent sind vorstellbar. So groß ist der Vorsprung bereits nach fünf Monaten und der Preisauftrieb ist noch nicht beendet.

FAZIT

  • Gentechnik-freie Milch ist weiterhin auf dem Vormarsch.
  • Flächendeckender Anstieg der Milcherzeugerpreise in Deutschland.
  • Margen zwischen den Erlösen und den variablen Kosten durch den ebenfalls gestiegenen Aufwand nicht entsprechend erhöht.
  • Lockerungen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie beleben Food-Service.
    AMI
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