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TIPPS ZUM ENERGIESPAREN

Ferkelerzeugung: Energieverbräuche auf dem Prüfstand

Ferkelnest mit Abdeckung, ja oder nein? Will man teure Energiekosten sparen, kann die Antwort heute nur ja lauten.

Die Unternehmensberatung Rind und Schwein (URS) Hunte-Weser hat ihren Sitz in Sulingen, Landkreis Diepholz. Betreut werden unter anderem über 100 sauenhaltende Betriebe, die Ferkelaufzucht ist in der Regel dabei. Für diese Betriebe sind die extrem gestiegenen Energiekosten großes Thema – zumal davon auszugehen ist, dass es hier in den nächsten Jahren keine „Rolle rückwärts“ geben wird.

Wärme unverzichtbar

Gefragt in der Beratung sind also Tipps, wie der Wärme- und Strombedarf im Betriebszweig Ferkelerzeugung reduziert werden kann. Dass es hierfür in vielen Betrieben noch Potenzial gibt, zeigen unter anderem die großen Spannbreiten sowohl beim Wärme- als auch beim Stromverbrauch/Sau/Jahr, die bei Erhebungen genannt werden.

Gemeinsam haben die Schweinefachberater und -beraterinnen der URS zusammengetragen, wo es im Sauenstall oder in der Ferkelaufzucht Stellschrauben geben kann: Im Ferkelbereich sind hohe Temperaturen unverzichtbar. Besonders in diesen Bereichen ist also eine gute Wärmedämmung sehr wichtig. Eventuelle Schwachstellen lassen sich mit einer Wärmebildkamera aufspüren. Es gibt für den Hausgebrauch inzwischen gute Geräte, mit denen das Smartphone zur Wärmebildkamera aufgerüstet werden kann. Mit einer App werden die Temperaturen von Objekten dann auf dem Handy-Display als Wärmebild dargestellt.

Das Fachwissen der Schweinefachberater/-innen von der URS Hunte-Weser ist aktuell auch zum Thema Energiesparen gefragt.

Der Vorteil, wenn man den Berater einbindet: Man kann gleich besprechen, wie man am besten Abhilfe schaffen kann, wenn sich Kältebrücken oder unisolierte Bereiche zeigen. Beraterin Anneke Kreißig stellte im eigenen Ferkelaufzuchtstall fest, dass die Warmwasserzuleitungen wegen der fehlenden Isolierung viel Wärme verloren. Die Investition für diese Isolierung hielt sich mt ein paar hundert Euro in Grenzen, es konnten hiermit rund 40 % der Heizenergie eingespart werden.

Schwachstellen sind immer wieder Abteil- oder Notausgangstüren, die nicht dicht schließen, eine stellenweise schadhafte/fehlende Deckenisolierung oder auch Fehlströmungen der Lüftung. Letztere können durch Ausnebeln einfach sichtbar gemacht werden.

Ferkelnestabdeckung

Im Abferkelstall verzichten Sauenhalter wegen der besseren Übersichtlichkeit gern auf die Ferkelnestabdeckung. Im Sinne von Wärmeeinsparung ist das nicht ratsam! Mit Abdeckung bleibt die Wärme dort, wo sie benötigt wird und heizt nicht unnötig das Abteil auf. Für die ersten Tage sind bei den neugeborenen Ferkeln Infrarotlampen Standard. Sind die Ferkelnester abgedeckt, brauchen die Infrarotlampen ggf. weniger lang eingesetzt werden. Infrarot-Sparlampen brauchen bei ausreichender Wärmeleistung deutlich weniger Strom als herkömmliche Lampen. Im Zweifelsfall zeigt das Verhalten der Ferkel im Ferkelnest gut an, ob die Temperatur dort passt („Haufenliegen“ etc.).

Bei einer Aufteilung der Aufzuchtbuchten in Ruhe- und Aktivitätsbereich braucht das Abteil insgesamt nicht so warm gefahren werden, wenn der Ruhebereich eine Abdeckung hat.

Was Berater Jens Wächter in einem Abferkelabteil auffiel: Die Nester waren zentimeterdick mit Hygienepulver eingestreut, nach dem Motto „viel hilft viel“. In diesem Fall wirkte das Pulver eher als Isolierschicht und die Wärme der Fußbodenheizung kam nicht bei den Ferkeln an.

Viel Energie braucht das Aufheizen der Ferkelaufzuchtabteile vor dem Neueinstallen. Energiesparend ist es zudem, die Abteile schnell mit hoher Wärmeleistung aufzuheizen, als länger mit geringerer Wärmeleistung. In der Ferkelaufzucht finden sich entweder Ställe mit Raumheizung oder mit einer Zonenheizung unter einem abgedeckten Bereich der Bucht. Die Zonenheizung funktioniert gut, wenn an der Vorderseite der Abdeckung eine Schürze oder Lamellen hängen. Dann staut sich genug Wärme unter dem Liegedeckel. Bei richtiger Montage brauchen die Zonenheizungen im Aufzuchtstall bis zu 30 % weniger Energie als Raumheizungen.

Stromfresser Lüftung

Die Lüftung verbraucht rund 45 % der Stromkosten in der Ferkelerzeugung. Es lohnt sich also, diesen „Verbraucher“ im Blick zu haben. Oberstes Gebot ist, dass Lüftung und Heizung optimal und aufeinander abgestimmt eingestellt sind und alle Bestandteile wie Ventilatoren, Pumpen, etc. regelmäßig gewartet bzw. überprüft oder gereinigt werden. Eine Überlegung kann auch der Austausch von Pumpen sein, wenn sie schon älter sind. Hocheffizienzpumpen brauchen nur einen Bruchteil der Energie wie einfache Heizungspumpen.

Verschmutzungen im Lüftungsbereich treten insbesondere an schwer zugänglichen Stellen auf. Staubablagerungen an Stellklappen, Kanälen, Motoren, Schutzgittern und Ventilatoren müssen regelmäßig entfernt werden. Es gibt auch immer mal Fälle, in denen der Temperaturfühler im Abteil oder draußen falsch platziert ist. Regelmäßige Wartung und Reinigung gilt auch für Wärmetauscher, die in Ferkelaufzuchtställen häufiger verbaut sind.

Nicht zuletzt sollte die Klimasteuerung immer aktuell an das Sommer- bzw. Winterklima angepasst werden. Solange die Tag-Nacht-Schwankungen noch stark sind, sollte der Regelbereich weiterhin größer eingestellt bleiben (>4K). Wenn im Sommer aufgrund der hohen Temperaturen die Solltemperatur hochgesetzt wurde, sollte sie nun wieder runtergesetzt werden. Auch bei der Einstellung der minimalen und maximalen Ventilation können die Bereiche wieder heruntergesetzt werden. Die Heizung sollte bei 1-2 °C unterhalb der Solltemperatur aktiv werden. Auch ist auf die passende Hystereseeinstellung (verzögertes Reagieren) zu achten, damit die Heizung nicht ständig an- oder ausgeht bei einer Sollwertüber- oder -unterschreitung. Bei Unsicherheit, was genau am Klimacomputer eingestellt und angegeben ist, sollte man sich unbedingt mit der Lüftungsfirma in Verbindung setzen.

Mahl- und Mischanlagen haben in der Regel hohe elektrische Anschlusswerte. Als Eigenmischer kann man den Stromverbrauch durch regelmäßige Kontrolle und Wartung der Siebe und Schlegelhämmer begrenzen.

Abluftreinigung in Schuss

Wer seinen Stall mit einer Abluftreinigung betreibt, hat hohe zusätzliche Stromkosten. Je größer der Widerstand ist, den die Abluft beim Durchgang durch das Filtermaterial überwinden muss, desto mehr Energie wird benötigt. Also auch hier ist regelmäßige Wartung sowie Reinigung der Füllkörper bzw. Austausch des organischen Füllmaterials Pflicht. Berater Manfred Arlinghaus: „Wenn eine Wurzelholzschüttung verstopft ist mit Staub, steigt der Strombedarf bei den Abluftventilatoren natürlich massiv an“.

Die Beleuchtung hat am Energieverbrauch im Stall nur einen Anteil von wenigen Prozent. Dennoch kann durch entsprechende Auswahl der Leuchtmittel und weitere Maßnahmen der Energieverbrauch zusätzlich gesenkt werden.

Was Betriebe teilweise handhaben im Sinne von Heizkosten sparen, ist das dichter Belegen der Buchten zu Beginn der Aufzucht. URS-Berater Patrick Plate weist darauf hin, dass man dann Platzbedarf und Tier:Freßplatz:Tränkestellen-Verhältnis im Auge haben muss, die Vorgaben müssen weiter erfüllt werden. Ggf. ist der Aufwand für das nötige zusätzliche Sortieren gegen die Energiekosten-Ersparnis abzuwägen.

Verbräuche kennen

Als längerfristige Management-Maßnahme zum Thema Energiesparen ist sicherlich eine genaue Erfassung und Analyse der eigenen Stromverbräuche im Betrieb per digitaler Messtechnik überlegenswert. Kennt man den Stromverbrauch und den Lastverlauf von Einzelgeräten oder Gerätegruppen, weiß man viel genauer, wo Ansatzpunkte fürs Energiesparen liegen. Hierzu sind aber zunächst Aufzeichnungen von mehreren Monaten sinnvoll.

Wer als Ferkelerzeuger mehr Autarkie in der Energiebeschaffung anstrebt, kann größtenteils nur längerfristig planen. Aktuell sind die Auftragsbücher der Anbieter von Solar- und Photovoltaikanlagen, Holzfeuerungen etc. mehr als gut gefüllt, auch wegen fehlender Teile gibt es teilweise lange Lieferzeiten. Da die hohen Energiekosten uns mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aber auch die kommenden Jahre begleiten werden, sollte man sich dennoch mit den Möglichkeiten bei den Erneuerbaren Energien befassen.

Laut Aussage von Helmut Wahl, Energiefachberater der LWK Niedersachsen, sind für die Ferkelerzeugung Photovoltaikanlagen nach wie vor hochinteressant, weil die Stromlastkurve in der Schweinehaltung vergleichsweise gut zur PV-Stromerzeugung passt. Deshalb haben viele Ferkelerzeuger hier auch bereits investiert. Gerade im Raum Weser-Ems, so Wahl, gebe es kleinere Unternehmen, die Photovoltaikanlagen noch zu vergleichsweise günstigen Konditionen anbieten. Für Ferkelerzeugerbetriebe kann es ebenfalls sinnvoll sein, über eine Warmwasserbereitung mit PV-Strom nachzudenken. Dies kann relativ einfach über einen Heizstab im Warmwasserpufferspeicher technisch umgesetzt werden. Über intelligente Steuerungen wird sichergestellt, dass der Heizstab nur betrieben wird, wenn Überschussstrom durch PV zur Verfügung steht.

Betreibern von Blockheizkraftwerken, die mit Gas betrieben werden, rät Wahl, sich mit einem Umstieg auf Flüssiggas zu beschäftigen. Je nach bestehenden Gasverträgen kann dies deutlich Geld sparen, eine Umrüstung ist in der Regel recht einfach möglich.

Viele Sauenbetriebe haben Blockheizkraftwerke auf Gasbasis im Einsatz. Ein Umrüsten auf das derzeit günstigere Flüssiggas ist vielfach ohne großen Aufwand machbar.

Auch die Nachrüstung von Luft-Luft-Wärmetauschern ist eine Option, wenn es von der Zu- und Abluftführung im Stall machbar ist. Über die Lüftung geht im Ferkelaufzuchtstall oder im Abferkelstall viel Wärme verloren.

Einen guten Überblick über die Möglichkeiten bei den Erneuerbaren Energien wird die im November in Hannover stattfindende Fachmesse EnergyDecentral (im Rahmen der EuroTier) geben. Ein wichtiger Bereich gerade für Niedersachsen dürfte die Nutzung von Holz als nachwachsendem Rohstoff sein. Gezeigt werden in Hannover nicht nur Pellet-, Scheitholz- und Hackschnitzelanlagen. Es geht auch um den Stand der Technik der Kraft-Wärme-Koppelung mit Holzgas. Laut Information der URS-Berater haben bereits erste Betriebe, die eine Holzhackschnitzelheizung betreiben, Holzvergaser installiert bzw. geordert.

Fazit

  • Im Ferkelbereich wird viel Energie gebraucht.
  • Vielfach gibt es noch Potenzial zum Sparen.
  • Im Ferkelbereich sind hohe Temperaturen unverzichtbar.
  • Hier ist eine gute Wärmedämmung besonders wichtig.
  • Wärmebildkameras können Schwachstellen aufzeigen.
  • Abgedeckte Ferkelnester ermöglichen niedrigere Raumtemperaturen.
  • In der Ferkelaufzucht gilt das gleiche bei abgedeckten Ruhebereichen.
  • Die Lüftung braucht 45 % des Stroms in der Ferkelerzeugung.
  • Sie sollte immer korrekt eingestellt, gewartet und die Bestandteile gereinigt werden.
  • Wo möglich, kann eine höhere Belegdichte zu Beginn der Aufzucht Heizkosten sparen.
  • Wer seine Energieverbräuche detailliert kennt, findet einfacher Ansätze zum Sparen.
  • Blockheizkraftwerke können ggf. auf Flüssiggas umgerüstet werden.
  • Längerfristig bleiben Erneuerbare Energien interessant – auch wenn es jetzt Liefer- und Montageengpässe gibt.
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