Abschied von einer so vertrauten Welt

In eindrücklichen Gesprächen mit seinen zehn Geschwistern, geboren zwischen 1944 und 1969, rekonstruiert er die gemeinsame Herkunft und den Abschied von der bäuerlichen Gesellschaft in der Bundesrepublik im Laufe der Sechzigerjahre. Das Leben auf den Höfen der Fünfzigerjahre scheint noch intakt: Zuchtbullen für die monatliche Auktion, Kühe und Schweine auf der Weide, ein Garten für die Vorratshaltung – der Hof einträglich bewirtschaftet von Eltern, Kindern und Hilfskräften. Doch dann ändert sich alles: Einst wohlhabende und angesehene Bauern gelten trotz aller Modernisierung plötzlich als verarmt und rückständig.

Am Beispiel seiner Familie erzählt der Autor, wie die Welt der Eltern unterging, die Geschwister völlig andere Lebenswege wählten und ein allgemeiner gesellschaftlicher Wandel das ganze Land prägte. Frie verwebt unterhaltsam und lehrreich individuelle Erfahrungen mit zeitgeschichtlichen Zusammenhängen. Sein Buch ist gleichsam eine Verbeugung vor dem Lebenswerk seiner Eltern. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

• Ein Hof und elf Geschwister - Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben, Ewald Frie, C.H. Beck, 191 S., 23,00 €, ISBN: 9783406797170