Abendlicher Ansitz

Leider gibt es auch in unserem Revier zu wenig Dauergrünland, sodass die erfolgversprechenden Ansitzmöglichkeiten rar sind. An einer dieser wenigen Flächen hatte ich einen Scherensitz aufgestellt. Der Wind stand an diesem Abend nicht besonders günstig, sodass ich mir keine großen Hoffnungen auf jagdlichen Erfolg machte.

Plötzlich, leise beginnend und sich im Laufe der Folgezeit verstärkend, erklang der Fieplaut eines Kitzes. Unaufhaltsam kam dieser Laut im langen Gras näher bis er unmittelbar vor meiner Ansitzleiter verstummte. Zum Vorschein kam ein niedliches Rehkitz, um diesen Begriff zu verwenden – ein Bambi wie aus dem Bilderbuch.

Dieses konnte ich problemlos aus wenigen Metern Entfernung mit meiner Kamera, die ich meistens mit dabeihabe, fotografieren. Das Kitz entfernte sich dann wieder und begann zu fiepen. Das veranlasste mich zu der Überlegung, den Ansitz zu beenden um der dazugehörenden Ricke, die mich wahrscheinlich im Wind hatte, die Möglichkeit zu geben, das Kitz aufzusuchen.

Dieser Gedanke musste jedoch nicht umgesetzt werden, da die Ricke plötzlich in größerer Entfernung sichtbar wurde und einen großen Bogen um mich schlug. Immer wieder sichernd strebte sie schnurstracks auf ihr Kitz zu, um ihm letztendlich die prall gefüllte Spinne anzubieten. Nach kurzer Säugezeit entfernte sich die Ricke, das gesättigte und abgelegte Kitz war von nun an ruhig. Ein interessanter und sehr kurzweiliger Ansitzabend.