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62 Schalldämpfer im Test

Duelle der Flüstertüten

62 Schalldämpfer wurden mit einer Mercury-Büchse im Kaliber .308 Win. ausführlich getestet. 

In aller Kürze

  • Alle technischen Daten zu den Schalldämpfern finden Sie in den drei Tabellen im Fließtext. Diese sind nach Preisen unterteilt: Schalldämpfer bis 450 Euro, zwischen 450 und 600 Euro und von 600 bis 1200 Euro. 
  • Weiterhin haben wir vier Tabellen erstellt, die einzelne Merkmale beleuchten: beste durchschnittliche Dämpfung, beste Erstschussdämpfung, die 10 kürzesten Schalldämpfer, die 10 leichtesten Schalldämpfer

Die Änderung des Waffengesetzes 2020 hat dem Markt für Schalldämpfer (SD) in Deutschland noch einmal einen kräftigen Schub gegeben. Kein Wunder also, dass die Hersteller neue Konstruktionen auf den Markt bringen oder vorhandene Produkte überarbeiten.

Die Zahl der in Deutschland erhältlichen SD ist mittlerweile fast dreistellig. Ein Test unter Berücksichtigung des Gesamtangebots würde den Rahmen eines Artikels sprengen. Wir haben uns daher entschieden, vor allem jene SD unter die Lupe zu nehmen, die seit dem Test in PIRSCH 8/ 2018 neu auf den Markt gekommen sind.

Darum baten wir alle uns bekannten Hersteller bzw. Importeure, nur solche Modelle zur Verfügung zu stellen, die wir 2018 nicht getestet hatten. In den aktuellen Test wurden so nur SD aufgenommen, die entweder neu am Markt oder vom Hersteller modifiziert worden sind.

Und das sind die Spitzenreiter …

Roedale Precision

Der Leiseste

Dieses Mal hat es Roedale Precision ganz nach oben auf das Siegertreppchen geschafft: Mit gemessenen 33,43 dB(C) Erstschussdämpfung war der Hunter 55+ HB der Dämpfer mit der besten Schalldruckpegelreduktion im Test.

 Auch wenn der Hausken WD 60 XTRM Mk 2 mit 33,31 dB(C) innerhalb der messtechnischen Streuung vergleichbare Resultate gezeigt hat, ist der Hunter nicht nur 7 mm dünner, sondern als 8-mm-Dämpfer auch hinsichtlich der deswegen notwendigen Blendenöffnungsgrößen im Nachteil. Den Spitzenplatz bei der Dämpfung hat sich der Hunter 55+ HB also redlich verdient.

Der Schalldämpfer aus Osnabrück in Niedersachsen dämpfte im Test mit 33,43 Dezibel am meisten.

Hausken

Der beste Kurze

Die Krone für die beste Kombination aus Kürze und Leistung setzt sich der Hausken  JD184 XTRM auf. 

Auch in der neuen MK2-Version bleibt der Hausken JD184 XTRM der leiseste kurze Dämpfer.

Der Hausken JD184 XTRM ist der Platzhirsch, wenn es um Führigkeit geht – auch als Mk 2. Über 30 dB(C) Erstschussdämpfung bei einer Nettolänge von 10,8 cm sind erstaunlich, und mit 310 g ist der Dämpfer noch nicht einmal schwer.

Im Gegensatz zum vorigen Test gibt es jetzt aber starke Konkurrenz: Der ERA SOB 3D ist messtechnisch praktisch ein Zwilling, selbst preislich liegen beide gleichauf. Falls Recknagel hier kopiert haben sollte, dann sehr gut.

Freyr & Devik

Der beste Leichte 

Bei nur 265 Gramm Gewicht schafft der Freyr & Devik Featherweight 269 zuverlässig 27-28 dB(C). 

 Besser unter den leichten Dämpfern sind nur der JD184 XTRM Mk 2 und JD224 lite XTRM Mk 2 von Hausken und der Svemko Magnum – die sind mit 310 bzw. 348 Gramm aber auch schon wieder erkennbar schwerer. Dazu kommt die natürliche Formgebung des Dämpfers. So bleibt er nicht im Gestrüppp hängen. Wer auf jedes Gramm achtet, wird bei den Norwegern fündig.

Dank eines Gehäuses aus Aluminium und Innereien aus Titanium ist der Featherweigt wirklich federleicht.

Die Frage des Einsatzbereichs

25 Schalldämpfer bis 450 Euro haben wir getestet. Der Günstigste kostet 293 Euro und ist vom dänischen Hersteller Schultz & Larsson.

Während gerade in den skandinavischen Ländern sehr aktiv gejagt wird und Führigkeit und Gewicht daher eine sehr große Bedeutung beigemessen wird, wird hierzulande bei der von Ansitzen geprägten Jagd zumeist vor allem Wert auf eine gute Dämpfung gelegt. Diesen Bedarf deckt der Markt mittlerweile mit einer großen Auswahl an entsprechend leistungsfähigen SD, die aber auch alle hinsichtlich Größe, Gewicht und Nettolänge ihren Preis haben. Nicht immer muss der SD mit den höchsten Dämpfungswerten daher auch die beste Wahl sein.

Wer z.B. in engen Kanzeln sitzt, ist vielleicht unterm Strich mit einem kürzer bauenden Dämpfer glücklicher, weil er viel weniger mit der Waffe aneckt. Auch der Pirschjäger weiß – gerade im Gebirge – jedes gesparte Gramm zu schätzen. Letzten Endes entscheidet das Auge mit: Über Geschmack lässt sich nun einmal nicht streiten. Aus dem Testfeld ragen trotzdem Kandidaten heraus. Um persönliche Vorlieben weitgehend auszublenden, haben wir uns bei der Auswahl der PIRSCH-Empfehlungen an den Fakten der Ergebnistabelle orientiert. Die drei Sieger, und warum sie in unseren Augen Sieger sind, sehen Sie oben in den Kästen.

 Acht von zehn Dämpfern mit der besten Erstdämpfung haben auch die beste durchschnittliche Dämpfung (siehe Tabelle weiter unten).

Die Produkte von A-TEC waren gewohnt solide. Gute Dämpfungswerte bezogen auf Größe und Gewicht in Kombination mit einer robusten Konstruktion zeichneten den H2 und den H2 Mega aus. Der Optima 45 Front ist deutlich kleiner und leichter, erreichte aber trotz einer Nettolänge von 15 cm nur etwas über 20 dB.

Versuchsaufbau

Kühlen und schießen

Gemessen wurde im gleichen Versuchsaufbau wie 2018: In einem Meter Abstand neben der Mündung im 90-Grad-Winkel zu der Seelenachse des 50 cm langen Laufs einer Repetierbüchse in .308 Winchester

 Die Erstschussdämpfung wurde am wieder auf Umgebungstemperatur abgekühlten und sorgfältig mit Pressluft ausgeblasenen Dämpfer gemessen, anschließend folgten vier Folgeschüsse in einem zeitlichen Abstand von jeweils ca. 45 Sekunden. Nach vollständiger Abkühlung wurde die gleiche Serie noch einmal geschossen und nach Wartezeit noch einmal ein Schuss bei kaltem, durchgeblasenem Dämpfer abgegeben.

Die Messwerte bilden daher jeweils den Mittelwert von drei Erstschüssen bzw. acht Folgeschüssen. Die Dämpfungsleistung der Produkte steigt erfahrungsgemäß während der ersten 100 bis 200 Schuss, da die sich im Inneren niederschlagenden Verunreinigungen zu einer Oberflächenvergrößerung führen. Auch Fett oder Öl im Inneren verbessert die Leistung zu Beginn.

Um eine bestmögliche Vergleichbarkeit zu gewährleisten, baten wir die Hersteller, uns ausschließlich fabrikneue und fettfreie Produkte zuzusenden. Es zeigte sich, dass uns trotz unserer Bitte vereinzelt gut mit Öl „konservierte“ Exemplare zugesandt wurden. Wir haben daher alle Dämpfer vor der Messung in einem Ultraschallbad gereinigt und entfettet.

Hunderte Schuss in .308 Win. von Hornady flogen für den Test durch die Dämpfer. Verwendet wurde Match-Munition.

Hausken brachte bekannte SD mit leichten Änderungen als Mk-2-Variante in den Test. Der JD184 XTRM Mk 2 bleibt weiterhin ein Dämpfer, der unglaublich viel Leistung aus einer sehr kurzen Nettolänge holt und praktisch keinen Erstschusseffekt aufweist. Neu hinzugekommen ist der JD224 lite Mk 2, der in der mit Edelstahlwolle gefüllten XTRM-Version trotz eines auf 45 mm verringerten Durchmessers eine ähnlich hervorragende Dämpfung wie sein großer Bruder bietet.

Freyr & Devik haben ihre Dämpfer einem dezenten Facelift unterzogen. Die aktuelle Reihe bietet keine Spitzenwerte in der Dämpfung, aber durch den konsequenten Einsatz von Titan als Werkstoff ein erstaunlich geringes Gewicht und eine außergewöhnliche Formsprache.

Roedale Precision hat eine ganze Reihe an neuen SD im Test. Die im 3D-Druck-Verfahren hergestellten TI-Modelle bringen in ihrer Klasse jeweils eine gute Dämpfung. Die HUNTER-Baureihe zeigte trotz des Designs für 8 mm-Patronen fast durchgehend gute bis sehr gute Dämpfungswerte und umfasst mit dem HUNTER 55+ HB auch den leisesten Dämpfer im Test.

In der erweiterten SD-Produktpalette von Recknagel hat sich der SOB 3D als neues Wunderkind herausgestellt. Die ebenfalls mit kurzer Netto-Länge versehenen SOB 2 und 2S erreichten zwar brauchbare Ergebnisse, fallen gegen den 3D jedoch klar ab.

Auch kurze Modelle dämpfen gut. Zum Beispiel der Hunter 50M+ oder der SOB 3D .

Auch AimZonic baut stabile Dämpfer, die eine gute Schalldruckpegelreduktion aufweisen. Im Test konnte das größte Modell, der Triton No.6, aufgrund seines ausgeprägten Erstschussknall-Effekts keinen Vorteil bei der jagdlich relevanteren Erstschussdämpfung gegenüber den etwas kompakteren Modellen im Test erzielen.

Stalon ist dagegen eine bewährte Größe und liefert auch in der neuen Produktgeneration wieder sehr gut wirkende und robuste Dämpfer. Insbesondere der XE149 ist einer der leisesten Dämpfer im Test gewesen und weist nahezu keinen Erstschussknall-Effekt auf.

Dämpfungsleistung

Druck auf den Ohren

Wieviel Dezibel weniger sind genug? Diese Frage lässt sich leider nicht pauschal beantworten, da sie vom individuellen Gehör und den Umgebungsbedingungen, insbesondere aber auch von der verschossenen Patrone sowie der Lauflänge abhängig sind.

Die ERA-Tac-Schalldämpfer dämpfen alle über 29 db. Gut für das Gehör! Denn damit sind sie über der magischen Grenze von 27/28 db. 

Bei einer Waffe in .308 Winchester mit einer Lauflänge von 50 cm empfinden die meisten Jäger das Schießen mit einer Dämpfung von weniger als 25 dB noch als unangenehm und berichten oft über ein Druckgefühl auf den Ohren nach dem Schuss.

Bis ca. 27/28 dB ist für viele der Schussknall noch etwas unangenehm, während bei etwa 30 dB die allermeisten Schützen bei der vereinzelten Schussabgabe bei der Jagd keine Beschwerden mehr angeben. Trotzdem ist natürlich jedes Dezibel mehr an Dämpfung erstrebenswert, um das Gehör bestmöglich zu schützen.

Blaser hat einen komplett neuen Schalldämpfer in der 50-mm-Overbarrel-Kategorie auf den Markt gebracht, der zuverlässig in der 30 dB-Leistungsklasse mitspielt. Mitgetestet haben wir die Blaser R8 Silence Ti mit Integral-SD (Ergebnis siehe Kasten).

Zum ersten Mal im Test sind die Dämpfer von S.I.W. (Stille im Wald). Zwei Brüder aus Hessen entwickelten die Dämpfer, basierend auf gesammelter Erfahrung aus dem Polizei-Bereich. Die „Stille im Wald“ soll durch eine ganze Reihe an Modellen erreicht werden: MS steht dabei für die front-montierten Dämpfer, OB für Over-Barrel-Modelle und K für die Kompaktversion mit kürzerer Nettolänge. Die gemessene Dämpfung im Test war gut, insbesondere unter dem Blickwinkel, dass es sich um einen Dämpfer für Patronen bis 8 mm handelt und deswegen die Blendenöffnung relativ groß ist.

Auch mit dezentem Integral-SD

Die Grafik zeigt alle getesteten Schalldämpfer zwischen 450 und 600 Euro. Ab einem Preis von 540 Euro reduzieren fast alle Dämpfer den Schussknall um 30 db - die magisch Grenze!

Ganz neu ist auch der norwegische Hersteller Svemko. Das Modell Magnum dämpfte bei sehr geringem Gewicht zuverlässig sehr gute 31 dB ohne relevanten Erstschussknall-Effekt. Dabei wurde vollständig auf die Einlage von Stahlwolle verzichtet, was Wartungsfreiheit und geringe Verschleißanfälligkeit verspricht. Die Kurzvariante Short bietet ebenfalls noch eine gute Dämpfung.

Ase Utra stellte mit dem Radien einen reinrassigen Jagd-SD vor, der aber nicht an die Leistungsfähigkeit seiner Stahl-Pendants heranreicht. Die SD von Anschütz gehören im Test zu den Flüstertüten mit der größten Netto-Länge, können diese aber nicht in eine entsprechende Lärmreduktion umsetzen. Geschuldet dürfte das vor allem den vergleichsweise großen Blendenöffnungen sein, die zwar die Wahrscheinlichkeit von Geschossberührungen reduzieren, aber eben auch die Effektivität des Dämpfers spürbar vermindern.

Auch Merkel lässt einen SD auswärts fertigen: durch die Schweizer Behördenschmiede B&T (Brügger & Thomet). Trotz einer spürbar robusten Bauweise bewegen sich Gewicht und Nettolänge noch im Mittelfeld. Die große Blendenöffnung von 9,1 mm bringt nur eine mittelmäßige Dämpfung, andernfalls hätte der Dämpfer wohl deutlich weiter vorne mitgespielt.

Nordisch gut: Bis auf Roedale Precision und Blaser sind alle anderen Schalldämpfer mit der besten durchschnittlichen Dämpfung von skandinavischen Firmen. 

Bei den Produkten von Schultz & Larsen kann der Büchsenmacher beim Gewinde ruhig pfuschen: Die aus technischer Sicht riesigen Blendenöffnungen machen zwar Geschosskontakte und damit Schäden am Schalldämpfer sehr unwahrscheinlich, verhindern aber auch nachhaltig, dass die Dämpfer ihr eigentliches Potential ausschöpfen können. Die Dänen erreichen deswegen nur mäßige Werte.

Integralschalldämpfer

Blaser R8 Silence Ti

Eine Besonderheit im Test stellt die Blaser R8 Silence Ti dar. Bei dieser Waffe ist der Schalldämpfer in die Waffenkonstruktion integriert, weshalb die Bauart auch als Integraldämpfung bezeichnet wird.

Die 2. Generation der Blaser R8 Silence lieferte gute Dämpfwerte.

 Die Entspannung der Gase erfolgt dabei in einem Hüllrohr, das den gesamten Lauf umgibt und sich daher unauffällig in das Erscheinungsbild der Waffe einfügt. Die Silence Ti ist die 2. Generation der R8 Silence. Das Hüllrohr wurde aus einem besonders korrosionsbeständigen Material gefertigt.

Außerdem wurde offenbar auch die Blendengeometrie im Hüllrohr grundlegend überarbeitet, da die Waffe im Vergleich zur 1. Generation eine messbar verbesserte Reduktion des Mündungsknalls aufwies: Im gleichen Messaufbau wie im Haupttest erreichte die Waffe eine Erstschuss-Dämpfung von 27,2 dB.

Angesichts der Tatsache, dass das Hüllrohr einen vergleichsweise dünnen Außendurchmesser aufweist und der für die Dämpfung maßgebliche Anteil des Dämpfers immer derjenige vor der Mündung ist, ist das Ergebnis bemerkenswert.

Mit der Blaser R8 Silence Ti dürfte das Potential einer „dezenten“ integral gedämpften Jagdbüchse weitgehend ausgereizt worden sein. Wer die Optik eines Schalldämpfers auf der Mündung nicht mag, bekommt hier eine formschöne Alternative mit einer guten Schalldruckpegelreduktion geboten.

Beim ersten Schuss hakt es

Nur wenige Schalldämpfer kosten über 800 Euro. Ab dem Preis kostet jedes Gramm weniger und jeder Dezibel mehr viel Geld. 

Der Sniper von Jaki schafft zuverlässig mehr als 30 dB, gehört aber mit 23,7 cm zu den SD mit der höchsten Nettolänge. Dazu ist er mit 593 g Gewicht einer der schwersten SD im Test. Die Titanium-Modelle Hunter und Super bauen deutlich kürzer und sind erheblich leichter, fallen dafür aber auch mit der Dämpfung insbesondere beim Erstschuss spürbar ab.

Der norwegische Schalldämpfer-ExperteA-TEC stellt auch den Mauser-Schalldämpfer her, der wegen einem ausgeprägten Erstschussknall-Effekt nur eine mittelmäßige Dämpfung bietet. Ein kleines Schmankerl hat Mauser noch angebaut: Die letzte Blendenöffnung ist mit dem Mauser Muzzle-Safe-System versehen, das den Dämpfer vor Verunreinigung von außen schützt.

Umso leichter die Schalldämpfer sind, umso weniger dB dämpfen sie. Wer viel pirscht oder im Gebirge jagt, muss also abwägen: Dämpfung oder Gewicht?

Abschließend danken wir der Helmut Hofmann GmbH herzlich, die uns zahllose Kisten an Munition kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Ohne diese Unterstützung wäre der Test so nicht durchführbar gewesen.

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