Glühwein vs. Red Bull

Mein Gott, was waren das damals für glückselige Zeiten! Ich und alle meine Freund waren Pfadfinder. Es gab kaum ein Wochenende, an dem wir nicht mit einem scharf geschliffenen Fahrtenmesser am Gürtel und grünem, geknoteten Halstuch auf dem Radl strampelnd die Gegend erkundeten und aus Planen unsere Zelte dort aufbauten, wo es uns gefiel. Die vom Heinzi über dem Lagerfeuer gegrillten Würstel haben später nie mehr so gut geschmeckt wie damals und die vom Karle mit seiner Gitarre begleiteten Lieder aus dem Fahrtenliederbuch sind immer noch im Ohr. Höhepunkt und zugleich feierlicher Jahresabschluss war die alljährliche Waldweihnacht, für die ich beim Forstamt die Genehmigung einzuholen hatte. Der Hubi hatte für Glühwein und Kerzen zu sorgen und Schosi markierte schon am Vortag den oft weiten Trampelpfad im tiefen Schnee bis zu einer kleinen Lichtung. Für das Vorlesen der Weihnachtsgeschichte kam nur einer in Frage, der Gottlieb. Glühwein, Kerzenschein und Gitarrenmusik im stillen Winterwald, da wurden wir schon ein wenig sentimental. So entstanden Freundschaften weit über die Schulzeit hinaus. Der Heinzi hat‘s zu mehreren Metzgereien gebracht, der Karle studierte Musik, Hubi und Schosi verdienten gut Geld als Unternehmer und Gottlieb sorgte später als Pfarrer für Seelenheil.

Wie hat mich das g‘freut, als neulich ein junger Bursch angerufen hat und von mir wissen wollt, ob und wo er bei mir im Revier mit seine Freund nachts feiern könnt. Ja da schau her, denk ich mir, die Buam haben halt no an Sinn für Romantik, grad jetzt vor Weihnachten. Gerne habe ich ihm erklärt, wie er an den schönsten Platz in meinem Revier kommt. Gern hätte ich in Erinnerung an meine Jugendzeit bei der Waldweihnacht vorbeig‘schaut, aber mei Frau hat gemeint, lass bleiben, die jungen Leut‘ wollen doch gern unter sich sei. Hätte ich nicht auf mei Frau gehört und wär für einen Moment doch hingegangen, hätt‘s g‘staubt und der Schnee wär von die Baum runterg‘falln ... So habe ich halt erst am andern Tag dort vorbeig‘schaut. Ja Himmi Hergott, was haben die Banditen dort für einen Saustall hinterlassen. Zigarettenkippen, leere Bierflaschen, leere Red-Bull-Dosen und überall gelbe Flecken im Schnee. I hab den Vater vo dem Buam angerufen und g‘sagt, dass man eine Waldweihnacht anders feiert. Da fragt mi der Vater: Waldweihnacht? Wieso Waldweihnacht? Der Bua hat sein achtzehnten Geburtstag g‘feiert. Und da sollst ned grantig wer‘n.