Selbstauslöser

Auf Weihnachten hat sich die Familie für mich was ganz Besonderes ausdenkt. Nein, diesmal, Gott sei Dank, nicht schon wieder eine Dauerkarte fürs Thermalbad. So was brauchts wirklich nicht. Da leg i mi lieber dahoam in die Badwann‘ , des kost mich nix und auf das Gerede der Badegäste wegen meinem dicken Bauch kann i gern verzichten. Nein, an diesem Weihnachten lag für mich unterm Christbaum ein Packerl, so groß wie a Schuhkarton und obendrauf a Schachterl mit Batterien. Aha, denk i mir, des wer‘n beheizbare Schuh für‘n Fuchsansitz sei. Nicht schlecht. Weit gefehlt. Es war eine Wildkamera, die nicht nur Fotos macht, sondern sie auch gleich weiterschickt auf mein Handy. Nicht schlecht, denk ich mir auch hier. Nachdem mich der Enkel in die technische Handhabung des Gerätes eingewiesen und über das richtige Einlegen der Batterien aufgeklärt hat, hab i mir denkt, ich werde die Kamera, bevor ich sie vor dem Fuchsbau installiere, erst einmal zuhause in meinem persönlichen Umfeld ausprobieren. Aber wo? Des Vogelhäusel im Kirschbaum ist mir eingefallen, von dem aus könnte man die Kamera direkt auf den Hauseingang vom Bummerl Sepp ausrichten, der neben uns wohnt. Wär schon interessant zu sehen, denk i mir, wer da so alles ein- und ausgeht. Angeblich soll er mit seine Spezl‘n bis tief in die Nacht Karten spielen und Saufgelage abhalten. Die Leut‘ reden ja viel, aber da möchte ich mir schon lieber selbst ein Bild machen, oder genauer gesagt von meiner Kamera schießen lassen. Mittwoch kartelns‘ wieder. Also hab ich das Futterhäuserl etwas umständlich mit reichlich Körner gefüllt und dabei heimlich die Kamera darin platziert. Vor dem Bettgehen bin i wie immer mit dem Hund nochmal in den Garten gegangen. Da kamen schon die ersten Kartler mit einem Kasten Bier angerückt. Ja, Herrgott Sakra, was wer‘n des für großartige Bilder, denk ich mir. In der Früh habe ich gleich das Handy eingeschaltet, um zu sehen, wer da mit von der johlenden und gröhlenden Partie war.

Die Bilder muss ich sagen, waren scharf und man konnte trotz der Dunkelheit auch Details erkennen. Was ich nicht bedacht hab, war, dass sich in der Nacht auch der Wind drehen und das an einer Schnur baumelnde Vogelfutterhäuschen in eine andere Position bringen kann. Ja, technisch waren die Bilder gut. Aber Bilder von den heimkehrenden, johlenden Zechner fand ich nicht, nur Bilder vom Hund, wie er im Garten kackt und von mir, wie ich an den Baum pinkle. Und da sollst ned grantig wer‘n.