Kaffeekränzchen

Mit dem Sepp hats all die Jahre wegen Wildschaden nie ein Problem geb‘n. Wenn die Sauen wieder amal a bisserl nach Würmern in seiner Wiesen gebroch‘n hab‘n, dann hab ich des mit meiner Frau schnell wieder so schön eingestampft, dass der Sepp gar nichts davon bemerkt hat. Und so is über die Sach immer wieder schön Gras g‘wachsen. Und wenn einer vom Nachbarhof den Sepp g‘fragt hat, ob bei ihm die Sauen auch g‘wesen sind, da hat er nur mit die Achseln zuckt und g‘meint: „Bei mir? Na, nicht dass ich wüsste“. So hab ich all die Jahre an Haufen Geld g‘spart und die Frau hat sich dafür im Internet was kaufen dürfen. Aber jetzt, wo dem Sepp sei Bua eine, a ganz a G‘scheide, wie er sagt, aus der Stadt g‘heirat und den Hof übernommen hat, ist alles anders. Er erlebt sozusagen eine Zeitenwende! Jetzt hat die Schwiegertochter das Regiment auf dem Hof übernommen. Und die raucht keinen Guten, wie er schnell g‘merkt hat. Da kann einem der Altbauer schon leidtun. Jetzt muss er, wie er sagt, jedesmal fragen, ob er das Auto für die Fahrt ins Wirtshaus haben kann, ob er im Landwirtschaftlichen Wochenblatt blättern darf wenn sie es noch nicht g‘lesen hat, ob er vielleicht noch eine zweite Halbe Bier zu Brotzeit kriegt, und lauter solche Demütigungen. Mit mir macht sie es nicht anders. Fährt die doch jede Früh mit dem Auto durch mei Revier und schaut, ob vielleicht die Sau auf die Wiesen brochen hab‘n. Dreimal sinds tatsächlich da g‘wesen und noch bevor ich mit meiner Frau zum Einstampfen ausg‘ruckt bin, hat sie scho angerufen, lauthals lamentiert und den Schaden geltend gemacht. So hab i halt zahlen müssen.

Bei uns in der Region is es seit langem Brauch, zum Ende des Jagdjahres die Frauen der Jagdgenossen ins Wirtshaus zu einem Kaffeekränzchen einzuladen. Wir Männer sind da gottlob nicht zugelassen. Wir müssen nur vom Pachtschilling ein paar Euro abdrücken. Na ja, a Tassen Kaffee und a Stückerl von der Wirtin ihrem guaden Apfelkuchen, des darf schon sein.

Aber was sich die Schwiegertochter vom Sepp beim letzten Kranzerl erlaubt hat, des geht gar nicht. Drei Stückerl Kuchen mit Sahne hat sie, wie mei Frau beobachtet hat, verdruckt und noch zwei Stück zum Mitnehma in Alufolie einwickeln lassen. Und zum Schluss hat sie sich noch, alle andern war‘n schon im Aufbruch begriffen, so ein neumodisches G‘söff, einen „Aperol Spritz“ komma lassen. Und da sollst ned grantig wer‘n. Die zehn Euro ziag ich ihr beim nächsten Wildschaden ab!