Im Dienst der Adler

Es ist der 12. Juli 2022. In diesem Jahr der letzte Tag der Fischadler-Beringungsaktion in Mecklenburg-Vorpommern. „Heute wollen wir hier im Sternberger Seenland noch einmal sechs Horststandorte anfahren“, gibt Torsten Marczak das Tagespensum vor. Der 58-Jährige ist Landeskoordinator für Fischadler und Wanderfalken in Mecklenburg-Vorpommern. In dieser ehrenamtlichen Tätigkeit ist der Inhaber einer Baufirma oberster Planer und Organisator der alljährlichen Beringung, die nur in Abstimmung und Zusammenarbeit mit den regionalen Energieversorgern erfolgen kann.

Denn die meisten Horste der „Wasseradler“ im Land befinden sich auf Leitungsmasten von 110 kV-Hochspannungsleitungen und 20 kV Leitungen. Der Anteil der Brutplätze auf Bäumen ist schon seit Jahren abnehmend und liegt nur noch bei zwei bis drei Prozent. Der Grund: In Mecklenburg-Vorpommern finden die Greifvögel kaum noch sichere Horstbäume mit freiem Anflug und guter Übersicht. In den Wäldern fehlen diese Überhälter. Untersuchungen ergaben, dass der Bruterfolg auf Gittermasten sogar höher als auf Bäumen ist. Offenbar besteht für Horste auf Bäumen ein höheres Absturzrisiko und sind außerdem für Prädatoren leichter erreichbar.