Berauschtes Wild

Dass der Fliegenpilz hochgiftig ist, weiß bei uns jedes Kind. Beim Menschen wird davon ausgegangen, dass bereits eine Menge von 100 g eine tödliche Wirkung entfalten kann. Die Rentiere Nordeuropas scheinen sich an seiner giftigen Wirkung dagegen wenig zu stören. Sie nehmen den Giftpilz nicht nur gelegentlich auf, im Winter scheint ihr Verlangen danach so groß zu sein, dass sie sogar aktiv unter der Schneedecke danach suchen. Nach dem Konsum ziehen sie unsicheren Ganges und mit wackelndem Haupt durch die ausgeräumten Tundren Skandinaviens.

Offenbar haben die Inhaltsstoffe des Fliegenpilzes bei den Stücken eine ähnlich halluzinogene Wirkung wie bei uns Menschen. Was der Sinn dieses Verhaltens ist, bleibt jedoch bis heute ungeklärt. Es gibt einige Forscher die behaupten, dass es sich dabei um eine Art Selbsttherapie handelt, um den langen und dunklen Winter zu überstehen. Bemerkenswert ist, dass die Samen (ein indigenes Naturvolk in Skandinavien) den Urin von Rentieren zu sich nehmen, um sich damit selbst in einen Rauschzustand zu versetzen. Nach ihrer Vorstellung soll die im Urin der Tiere enthaltene Giftmenge gerade so groß sein, um eine berauschende Wirkung zu erzielen, jedoch ohne dabei tödlich zu wirken. Ob der Fliegenpilz seinen Namen daher bekommen hat, weil die berauschende Wirkung seine Konsumenten angeblich fliegen lässt, ist noch nicht endgültig geklärt.