Seine Majestät

Nun lässt er wieder sein machtvolles Röhren in deutschen Revieren erschallen – Cervus elaphus, der Rothirsch. Nicht nur wegen seiner Körpermasse gilt der Rothirsch, der gern auch Edelhirsch genannt wird, als jagdliche Galionsfigur. Bis auf Sachsen-Anhalt haben alle Landesjagdverbände sein Geweih in ihrem Embleme verewigt. Noch schöner in der Außenwirkung wäre es gewesen, das prächtige Wesen lebendig abzubilden und nicht ausschließlich die Trophäe, die für Außenstehende wie ein Totenkopf wirkt. Wo wir doch gern in der Öffentlichkeitsarbeit betonen, nicht primär wegen einer Trophäe das Gewehr zu schultern.

Schon in den Jahrhunderten zuvor galt die Jagd auf den Rothirsch in Adelskreisen als edle Betätigung, die Geist und Körper formt. Die Wertschätzung dieses Wildes in diesen Kreisen lief recht unrühmlich mit Kaiser Wilhelm II. Anfang des vergangenen Jahrhunderts aus. Erinnerungssteine mit der Aufschrift „Hier schoss Seine Kaiserliche Majestät Kaiser Wilhelm II. seinen 2.000 Hirsch“, sagen eigentlich schon alles aus. Internationale Vermessungsformeln förderten den Wettbewerb national wie international. Welches Land und welcher Erleger konnte sich brüsten, den stärksten Hirsch geschossen zu haben – um diese „Ehre“ buhlten mit Vorliebe östliche Potentaten wie Nicolae Ceausesco, Todor Schiwkow oder Josip Broz Tito, in Deutschland tat sich Hermann Göring damit unrühmlich hervor. Und wo es zum Rekord nicht reichte, wird gern mit Aussetzungen und Futtergaben nachgeholfen. Das ist leider die Schattenseite eines Wildes, das in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät.