Traum-Schaufler

Es ist noch dunkel, als ich den Sandweg in Richtung Brunftplatz pirsche. Die Luft ist feucht und kalt. Perfekte Bedingungen für die Damwildbrunft! Mein Ziel ist eine Metallleiter am Rand einer zwölf Hektar großen Wiese. Seit Wochen habe ich hier nicht mehr angesessen. Der Grund ist ein Hirsch, den ich eines Morgens für wenige Sekunden in Anblick hatte - einen Schaufler, wie man ihn nur sehr selten zu Gesicht bekommt.

Gut 300 Meter entfernt wechselte er in dem Moment aus dem Eichenbestand, als ich gerade dabei war, nach erfolglosem Schwarzwildansitz die Tür der fahrbaren Kanzel zu schließen. Fünf Sekunden, länger dauerte unsere Begegnung nicht. Doch innerhalb dieses Augenblickes erkannte ich sofort, dass es sich um ein Ausnahmehirsch handelt. Der Träger schien die Verlängerung des massigen Wildkörpers zu sein.

Und dann die Schaufeln, vor allem die Linke mit ihrem langen Dorn - wie aus dem Bilderbuch! Zwei, drei Mal saß ich nach dieser Begegnung auf den Hirsch an, ließe es dann aber aus Angst ihn zu vergrämen bleiben. Bis zur Brunft zu warten, schien mir der bessere Plan zu sein. Immer wieder dachte ich daran, es doch noch mal zu versuchen, blieb aber bei meinem Entschluss, es nicht vor dem 16. Oktober zu versuchen.

Nun ist dieser Tag gekommen. Und tatsächlich. Nicht weniger als 20 Stück Damwild haben sich auf der Fläche versammelt. Während die meisten im Bett sitzen oder äsen, bewegt sich ein mächtiger Wildkörper rastlos im Rudel. Dem Verhalten nach, kann es nur einer sein: der Platzhirsch!