Ökologische Nischen

Um zu verstehen, warum ähnliche ökologische Nischen nicht weltweit mit denselben Arten besetzt sind, hilft ein Blick in die Erdgeschichte. Als sich Australien vor ca. 60 Mio. Jahren als Bruchstück des Urkontinents Gondwana loslöste, waren plazentale Säuger dort im Gegensatz zu Beuteltieren (bspw. Kängurus, Wombat) nur ganz spärlich vertreten (Mäuse, Fledermäuse). Als plazentale Säuger in Gondwana aufblühten, bestand schon keine Landverbindung mehr zu Australien. Die vielen Säugetierarten, die sich nach der Loslösung Australiens entwickelten, konnten also nicht mehr dorthin gelangen. Im Rest von Gondwana wurden Beuteltiere durch plazentale Säuger weitgehend verdrängt. Lediglich die Beutelratten, zu denen das Opossum gehört, sind noch in Amerika beheimatet. 

Ganz ähnlich ist das mit den Eisbären. In Südamerika gibt es nur eine Bärenart, den Brillenbär. Diese Art ist erst vor relativ kurzer Zeit entstanden. Die Bärenarten in Nordamerika (Braunbär, Eisbär, Schwarzbär) sind evolutiv älter. Die nahe verwandten Arten Braun- und Eisbär haben sich auch erst vor relativ kurzer Zeit aufgespalten. Eisbären haben sich eben nahe der Arktis entwickelt. Vielleicht entwickeln sich aus den Brillenbären Südamerikas in einigen Mio. Jahren auch Eisbären, die die Antarktis bevölkern. Tiergeografie, also die Verteilung von Tierarten auf unserem Globus, wird erst verständlich, wenn man die Entstehung der heutigen Kontinente aus dem Urkontinent Pangäa anschaut.