Zum Beitrag: „Schweigepflicht“, Ausgabe 4/2025, Seite 26.
Bedingungsloses Vertrauen
Schön, dass Sie dieses heikle Thema angesprochen haben. Ich bin als bestätigter Schweißhundführer in ganz Thüringen unterwegs und komme gelegentlich in Situationen, wo ich mich frage, was den Schützen zu diesem Schuss bewegen konnte. Viel häufiger treffe ich nach Drückjagden aber auf Krankfährten, die dem Jagdleiter nicht gemeldet worden sind.
Ich bin für eine ausnahmslose Verschwiegenheit nach außen. Es ist für mich aus Achtung vor dem Wild von allererstem Interesse, dessen Leid so schnell wie möglich zu beenden. Dass ich von dem Schützen überhaupt gerufen wurde, zeugt schon von dieser Achtung (wenn auch erst in 2. Instanz). Er hätte es ja im Bewusstsein etwas Falsches gemacht zu haben, auch einfach verludern lassen können.
Für das kranke Wild ist es also extrem wichtig, dass zu uns Schweißhundführern ein absolutes Vertrauen besteht, nicht nur zur Arbeit unserer Gespanne, sondern auch zu unserer Verschwiegenheit. Natürlich halte ich mich nicht mit gerechtfertigter Kritik dem Schützen gegenüber zurück.
Aber am Ende betone ich immer, dass er sich zumindest in dem Punkt richtig verhalten hat, mich zu rufen, um Leid zu beenden. Hieraus ergibt sich dann eben auch die Möglichkeit, die kleinen Kobolde an der toten Bache noch erlegen zu können oder das verwaiste Kalb in der Nähe vom Alttier doch noch zu strecken. Sicher, schön ist das alles nicht. Und manchmal muss ich beide Fäuste fest in der Tasche ballen, um nicht ausfällig zu werden. Aber was ist hier wichtiger? Die offizielle Abstrafung des Schützen, mit der Gewissheit, beim nächsten Mal nicht mehr gerufen zu werden?
Bei Begehungsscheininhabern stellt sich das Problem der Informationsweitergabe an den Beständer eigentlich gar nicht, da er über die Nachsuche informiert wird, oder mit vor Ort ist. Welche Schlüsse dieser dann aus der Situation zieht, ist ihm überlassen.
Sicher, leicht ist das für uns Nachsuchenführer in diesen Situationen nicht, einfach ,,nur“ die Schnauze zu halten. Zum Beginn meiner ,,Nachsuchenkarriere“ habe ich mich oft vertrauensvoll an einen erfahren Kollegen gewandt und mit ihm (ohne Namen) die Situation und meinen Konflikt besprochen. Das hat mir geholfen zu erfahren, dass ich damit nicht alleine bin und es kein Patentrezept gibt, wie man mit diesen Situationen richtig umgeht. Dr. Ronny Henke, 99510 Niederroßla
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