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Akkusägen für die Baumpflege

Wir berichten über die Abstocksägen Stihl MSA 220TC-O, Ego CSX3000, Milwaukee M18 FTHCH und Husqvarna T540i XP

Akku-Kettensägen halten nach und nach Einzug in die forstliche Arbeitswelt. Wegen der kurzen Akku-Laufzeiten und der meist zu geringen Leistung beschränkt sich ihr Einsatz bisher allerdings auf Arbeiten wie die Bestandespflege oder die Entastung. Ein Modell wie die Stihl MSA 300 zeigt aber, dass Akkusägen in Sachen Leistung aufholen und sich mit Kettengeschwindigkeiten bis 30 m/s zu vollwertigen Arbeitsgeräten entwickeln.

Das ist auch in der Baumpflege zu beobachten. Baumpfleger verwenden sogenannte Tophandle-Sägen, bei denen der Handgriff mit Gashebel und Gashebelsperre nicht am hinteren Ende der Säge sitzt, sondern obenauf. Das macht sie nicht nur kompakt und wendig, sie liegen auf diese Weise auch ausbalanciert in der Hand. Zwar sind in der Baumpflege Benzinsägen wie die Stihl MS 201 T oder die Echo CS-2511 oft noch das Maß der Dinge – vor allem beim Abstocken von Bäumen –, insgesamt aber haben elektrifizierte Modelle heute selbst bei Akkusägenhassern einen festen Platz erobert. Das liegt an einer ganzen Reihe von Vorteilen, die sie gegenüber ihren benzinbetriebenen Verwandten aufweisen.

Geringe Lärmbelastung

Eine eher kleine Rolle spielt in der Praxis wahrscheinlich das gute ökologische Gewissen, wenn der Akku CO2-neutral mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen arbeitet. Im Vordergrund dürfte vielmehr die geringere Lärmbelastung stehen. Das gilt bei Baumarbeiten für Anwohner, mehr aber noch für den Bediener selbst. Dabei ist der Schalldruckpegel der Akkusägen mit knapp unter oder über 100 dB(A) zwar immer noch so hoch, dass Gehörschützer nötig sind. Aber während der Zweitaktmotor der Benzinersäge auch noch vor sich hin knattert, wenn der Baumpfleger die Hubarbeitsbühne verstellt oder im Baum weiterklettert, läuft das Akkugerät nur, wenn man mit ihm arbeitet. Gleichzeitig sinken die Vibrationen, und die gesundheitsschädlichen Abgasschwaden fallen sogar ganz weg. Ebenso wie das Anwerfen der Benzinsäge unter den beengten Bedingungen beim Klettern oder im Arbeitskorb.

Akkulaufzeiten

Ein einmaliges Foto: Alle zehn Testsägen stecken zusammen in einem Stamm

Unter Umständen sind auch die geringen Laufzeiten der Akkus bei der Baumpflege weniger wichtig als im Forst. Zumindest bei der Kronenpflege, bei der überwiegend Äste eingekürzt oder Totholz ausgeschnitten wird. Bei solchen Arbeiten fällt meist schwächeres Holz an, zudem ist die Säge nicht im Dauereinsatz, weil der Bediener sich in der Krone laufend neue Positionen suchen muss. Da die Schnittarbeiten oft in Siedlungen stattfinden, stellen die Auftraggeber nicht selten einen Stromanschluss zur Verfügung. Oft reicht darum ein Ersatzakku, den man wieder auflädt, während der andere in der Säge steckt. Und wenn die Säge beim Abstocken von Bäumen doch mehr Strom verschlingt,kann man ihre Versorgung mittlerweile auch mit einer mobilen Ladestation sichern.

Mit der wichtigste Grund für die Verbreitung der Akku-Tophandle-Sägen in der Baumpflege sind jedoch die gestiegenen Kettengeschwindigkeiten und Schnittleistungender neueren Modelle.

Angaben zum Test

Für uns war das ein guter Grund, die aktuellen Akku-Tophandle-Generation zu sichten und einem Praxistest zu unterziehen. Unser Partner dafür war die Firma „Baum ab“ in Lauenbrück (s. Kasten). Dort haben Carsten Lemke, sein Sohn Thorben und ihr Freund und Motorsägensammler Matthias Schönrock zehn Modelle zwei Monate lang auf ihren Baustellen eingesetzt: am Boden, im Korb der firmeneigenen Hubarbeitsbühnen und bei der Seilkletterei. Wir haben uns auf die Beurteilung der Praxistauglichkeit beschränkt und auf „Labortests“ verzichtet – also darauf, wieviel Baumscheiben man mit welcher Säge in welcher Zeit schneiden kann. Bei der täglichen Arbeit herrschen ohnehin nie die gleichen Bedingungen, jeder Motorsägenführer arbeitet anders und setzt unterschiedliche Schnitttechniken ein.

In der Kronenpflege sind Akku-Tophandle-Sägen heute weit verbreitet. Leistungsstärkere Modelle eignen sich aber auch für das Abstocken ganzer Bäume

Damit der Artikel nicht unübersichtlich wird, haben wir die Testsägen in zwei Kategorien eingeteilt. In dieser Ausgabe der Forst & Technik stellen wir vier „Abstock- und Fällsägen“ vor, die unsere Tester zum Abtragen eines Baums einsetzen. Im zweiten Teil, der in der April-Ausgabe erscheinen wird, kommen sechs „Pflegesägen“ an die Reihe. Sie sind kleiner, wiegen mit Öl, Schneidgarnitur und Akku unter 4 kg und eignen sich wegen ihrer geringeren Leistung und den z. T. kürzeren Schienen (25 cm) besonders gut für die Seilklettertechnik und für die Arbeit im schwächeren Holz.

Die Testmodelle

In dieser Ausgabe geht es konkret um die Modelle Husqvarna T540i XP, Stihl MSA 220 TC-O, Milwaukee M18 FTHCH und Ego CSX3000. Wir haben die Hersteller gebeten uns die Kettensägen in der von ihnen empfohlenen Ausstattung zu Verfügung zu stellen. Also mit der empfohlenen Schneidgarnitur, dem passenden Akku und dem richtigen Ladegerät.

Festhalten kann man, dass alle Akkusägen mit 3/8-Zoll-Ketten und Treibgliedstärken von 1,1 mm ausgestattet sind. Alle besitzen eine Halbmeißel-Bezahnung, nur die Stihl MSA 220 TC-O arbeitet mit einer Vollmeißelkette. Bis auf die Husqvarna T540i XP mit 35 cm Schwertlänge haben alle Sägen 30-cm-Schienen.

Festhalten kann man des Weiteren, dass alle Modelle über werkzeuglose Tankverschlüsse für das Kettenhaftöl verfügen. Die Öffnungen sind außerdem durchweg so dimensioniert, dass die bekannten Schnelltanksysteme verwendet werden können. Auch Anschlagkrallen aus Metall sind bei allen Sägen Standard, ebenso wie Kettenfangbolzen und verliersichere Muttern am Kettenraddeckel. Nur die Milwaukee M18 schert in dieser Hinsicht leider aus. Stihl glänzt darüber hinaus mit einem Schienenschützer, der nicht nur die Schiene, sondern auch den Krallenanschlag abdeckt. Das senkt die Verletzungsgefahr abseits der Arbeit im Baum.

Husqvarna T540i XP

Die Husqvarna T540i XP hat uns mit ihrer überragenden Leistung überzeugt

Unser erster Kandidat ist die Husqvarna T540i XP. Der Nachfolger der T535i XP kam 2019/2020 auf den Markt und zeichnet sich durch eine schlanke Bauform mit einem quer zur Längsachse angebrachten Akkuschacht aus. Die ergonomisch günstige Bauform unterstützt ein Bügelgriff, der an der linken Seite leicht schräg verläuft. Thorben Lemke sagt, dass Sägen mit solchen Griffen besser am Klettergurt hängen und weniger stören als Modelle mit geradem Bügelgriff. Bei ihnen schwingt die Schienenspitze beim Klettern gerne mal zwischen die Beine. Mit den zwei unterschiedlich geformten Ösen am hinteren Ende lässt sich die Säge außerdem problemlos in den Karabiner am Gurt einhängen. Über eine bessere Lösung verfügt laut Thorben nur die Pflegesäge Echo DCS-2500T, die wir in der April-Ausgabe besprechen. Der Kettenbremshebel ist im Vergleich zur T535i XP offener gestaltet, sodass der Bediener eine gute Sicht auf die Schneidgarnitur hat.

Regelrecht begeistert waren wir von der hohen Leistung der T540i XP. Mit einer Kettengeschwindigkeit von 24 m/s und dem starken Akku BLi 300 hat sich das Spitzenmodell von Husqvarna beim Abstocken von Kronen und Stämmen bewährt. Überrascht waren die Lemkes zudem von der langen Laufzeit des Akkus, der beispielsweise auch nach dem Abtragen zweier mittelgroßer Birken immer noch halb voll war. Die aktive Kühlung der Säge verhindert auch bei solchen Aufgaben, dass der Akku überhitzt. Ist er leer, kann man darum rasch mit dem Laden beginnen. Die Säge saugt die Luft über einen sehr feinen, abnehmbaren Filter an, den der Sägenführer regelmäßig säubern und zu Feierabend am besten auch mit Druckluft freipusten sollte.

Die Husqvarna T540i XP saugt die Luft für das Kühlen des Akkus durch dieses Abdecksieb an. Man muss es regelmäßig säubern

Sehr schön ist auch das Bedienfeld am Handgriff. Seine Leuchtdioden zeigen nicht nur den Füllstand des Akkus an, der Sägenführer hat dort auch den Kettenölsensor immer im Blick und sieht, ob die Kettenbremse eingelegt ist oder nicht. Am Bedienfeld schaltet man die Säge auch ein. Die Lemkes loben in diesem Zusammenhang die lange Stand-by-Zeit der T540i XP: gibt der Bediener kein Gas, schaltet sich die Säge erst nach fast einer Minute wieder ab. Die zum Teil sehr kurzen Stand-by-Zeiten anderer Modelle empfinden sie als weniger komfortabel.

Kritikpunkte

Einige Eigenschaften der Säge kritisieren die Lemkes aber auch. Beispielsweise klemmte bereits am ersten Testtag die Gashebelsperre. Aus Sicherheitsgründen ist das problematisch, schließlich könnte sich beim Klettern ein Ast am Gashebel verklemmen und die Sägekette in Gang bringen. Auch bei der T535i XP funktionierte die Gashebelsperre nicht immer optimal. Ein anderer Baumpfleger, der ebenfalls mit der T540i XP arbeitet, berichtete uns bei den Tests vom gleichen Problem. Bei Husqvarna Deutschland ist dieser Mangel bisher allerdings nicht bekannt. Wenn man regelmäßig Sägemehl und Schmutz entferne, müsste die Gashebelsperre einwandfrei funktionieren, lautete der Ratschlag.

Bei der Husqvarna T540i XP hat sich die Gashebelsperre verklemmt; auch das Bedienfeld vorne am Handgriff ist zu sehen

Ein zweiter Kritikpunkt ist der schlechte Auswurf der Sägespäne, besonders bei Schnitten längs zur Faser. Dieses Problem hat Husqvarna bei seinem neuesten Spitzenmodell T542i XP mit einem größeren Kettenraddeckel offenbar behoben. Wie der Hersteller uns sagte, passt er auch bei der T540i XP. Die T542i XP war zum Zeitpunkt unseres Tests leider noch nicht verfügbar. Über dieses Modell, das sich durch eine Fliehkraftkupplung auszeichnet und eine noch höhere Leistung haben soll, berichten wir in einer der nächsten Ausgaben der Forst & Technik.

Wir haben die Husqvarna T540i XP mit einer 35-cm-Schiene mit 1,1-mm-Nut und einer .325“-Kette erhalten. Die Halbmeißelzähne der Kette haben sich allerdings bereits nach kurzer Zeit im Schnitt verklemmt. Carsten Lemke führt dies darauf zurück, dass beim Abstocken von Bäumen – wenn der abzutrennende Stammabschnitt auf der Kette lastet – sich gerne einzelne oder mehrere Zähne der Sägeketten verbiegen. Er hat darum alternativ die in einschlägigen Foren gelobte Schneidgarnitur „SpeedCut Nano“ von Oregon ausprobiert, die es zwar nur mit einer 30-cm-Schiene gibt, aber mit identischer Kettenteilung und Treibgliedstärke. Mit ihr traten die Schwierigkeiten nicht mehr auf. „Die Säge ist wegen der kürzeren Führungsschiene sogar etwas leichter und führiger im Umgang“, sagt Carsten Lemke.

Noch ein Wort zum Akku BLi 300. Er ist zwar sehr leistungsstark, aber auch groß und relativ schwer. Mit der 35-cm-Garnitur, gefülltem Öltank und dem BLi 300 bringt die T540i XP bei uns 5 370 g auf die Waage, wobei der Akku mit 1 990 g zu Buche schlägt. Unsere Tester ziehen darum die kleineren Akkus BLi 200 und BLi 200x vor. Sie machen die Säge nicht nur etwas leichter, sie schließen auch bündig mit dem Sägengehäuse ab, was die schlanke Bauform unterstützt und die Führigkeit der Säge noch etwas verbessert. Die Eco-Taste mit langsamer Kettengeschwindigkeit haben unsere Tester zwar ausprobiert, jedoch meinen wir, dass sie wegen der langen Akkulaufzeit der Husqvarna T540i XP kaum benötigt wird.

Insgesamt ist die Husqvarna T540i XP trotz der aufgeführten Schwächen unser Testsieger. Daran ändert auch der mit 1 500 € höchste Preis im Testumfeld nichts.

Stihl MSA 220 TC-O

Die Stihl MSA 220 TC-O ist eine moderne Akku-Tophandle-Säge mit einer tollen Schneidgarnitur

Einen sehr guten Eindruck hat bei uns auch die Stihl MSA 220 TC-O hinterlassen, die im Frühjahr 2022 auf den Markt kam. Das betrifft nicht nur die hochwertigen Materialien und die gute Verarbeitung. Herausragend ist besonders die Schneidgarnitur. „Die Leichtbauschiene Light 04 und die Vollmeißelkette sind mit Abstand die besten und haltbarsten unseres Tests“, sagt Carsten Lemke. Die Stihl-Säge hinterlässt mit ihr nicht nur feine und glatte Schnitte, sondern klemmt auch nicht im Schnitt. Wir fragen uns in diesem Zusammenhang, warum manche Hersteller günstige Einstiegsgarnituren verbauen. Der Anwender kann sie zwar problemlos auswechseln, aber der erste Eindruck von einer solchen Säge ist mit ihnen eben nicht der beste.

Die MSA 220 TC-O ist nicht so schlank gebaut, wie die Husqvarna T540i XP, was sie in der Handhabung aus Sicht unserer Tester etwas schwerfälliger macht. Abstriche machen sie auch beim Bügelgriff, der an der Seite gerade verläuft, sodass die Schienenspitze beim Klettern zwischen die Beine geraten kann. Das Ein- und Aushaken der Säge am Klettergurt funktioniert problemlos.

Aktive Akkukühlung

Blick in den Akkuschacht der Stihl MSA 220 TC-O: Gut zu sehen ist der Luftfilter der aktiven Akkukühlung; nach unten ist der Schacht bis auf ein kleines Loch geschlossen

Ein weiteres Merkmal der MSA220 TC-O ist ein Akkuschacht, der sich nach oben öffnet. An seinem Grund sieht man nicht nur eine kleine Öffnung, durch die eindringendes Wasser ablaufen kann, nicht zu übersehen ist zudem der feine Luftfilter der aktiven Akkukühlung. Sie sorgt dafür, dass der Akku vor dem Wiederaufladen nicht zu lange abkühlen muss. Wir haben die Säge mit dem AP 300 S getestet, sie aber auch mit dem leistungsstärkeren AP 500 S eingesetzt. Mit letzterem ist die sie zwar etwa 90 g schwerer (5 400 g anstatt 5 310 g), wer sie allerdings zum Abstocken einsetzen will, ist mit ihm besser bedient. Mit dem Schnellladesystem AL 500 dauert das Wiederaufladen nicht zu lang.

Auch die Stihl MSA  220  TC-O besitzt  am Handgriff ein gut sichtbares Bedienfeld mit Leuchtdioden. Es zeigt an, ob die Kettenbremse eingelegt ist, es warnt bei der (aufpreispflichtigen) TC-O-Variante darüber hinaus, wenn Kettenöl nachgefüllt werden muss. Der Ladezustand des Akkus ist auf dem Bedienfeld allerdings nicht abzulesen. Er muss am Akku selbst kontrolliert werden, der aber nicht direkt im Sichtfeld des Bedieners liegt. Dafür schaltet sich MSA 220  TC-O automatisch in den langsameren Eco-Modus, wenn sich derLadezustand dem Ende zuneigt. So merkt man beizeiten, dass der Akku bald gewechselt werden muss, kann aber problemlos noch den angefangenen Schnitt zu Ende bringen.

Bedienlogik

Das Bedienfeld der Stihl MSA 220 TC-O zeigt unter anderem an, ob man Kettenöl nachfüllen muss

Am Bedienfeld befindet sich zudem der Einschaltknopf. Aktiviert man die Säge, gibt aber innerhalb von 5 s kein Gas, schaltet sie sich wieder aus. Lässt man den Gashebel beim Schneiden eines Astes los, wechselt sie dagegen schon nach 1 s wieder in den Ruhemodus und muss erneut eingeschaltet werden, um weiter arbeiten zu können. Aus der Sicht von Stihl entspricht das den Anforderungen der Maschinenrichtlinie. Unsere Tester empfinden das als eher lästig. Wer aber nicht ständig zwischen verschiedenen Sägenfabrikaten und Bedienungsweisen wechselt, dürfte sich andererseits rasch daran gewöhnen.

Die Kettengeschwindigkeit ist mit 23 m/s hoch. Allerdings hat die MSA 220 TC-O im direkten Vergleich mit der Husqvarna T540i XP weniger Kraft und verhält sich im Schnitt weniger durchzugsstark.

Milwaukee M18 FTHCH

Die Milwaukee M18 FTHCH ist wegen ihres Getriebes eine kräftige Säge im Schnitt

Noch recht unbekannt ist bei uns die Akku-Tophandle M18 FTHCH S30 von Milwaukee, die seit 2023 zu haben ist. Das Unternehmen ist für seine Akkugeräte bekannt, die es für zahlreiche Anwendungen herstellt. Unter anderem bietet das Unternehmen Akkuschrauber und Akku-Kettensägen für den Garten- und Landschaftsbau an. Mit der FTHCH versucht es nun, auch in der Baumpflege Fuß zu fassen. Bei ihr handelt sich um eine gut ausbalancierte, schlanke Säge mit längs eingebautem Akku und einem Getriebe, das zwischen Elektromotor und Kettenritzel eingebaut ist. Das macht die FTHCH mit 3 950 g ohne Akku zur schwersten Säge im Test. Der Hersteller gleicht das aber durch den leichten Akku M18 HB12 aus, mit dem die Milwaukee auf 5 020 g kommt und somit fast 300 g leichter ist als die Husqvarna T540i XP.

Aus unserer Sicht hat Milwaukee bei dieser Säge vieles richtig gemacht. Bereits beim ersten In-die-Hand-Nehmen fällt der hervorragende Halt des gummierten Handgriffs auf, der auch bei Nässe noch sehr griffig ist. Man kann die Säge auch dann noch präzise führen, wenn man sie seitlich hält. Da könnten sich die etablierten Hersteller noch etwas abschauen. Gefallen hat uns des Weiteren die Schneidgarnitur, bei der Milwaukee auf die hochwertige SpeedCut Nano von Oregon zurückgreift. Nicht zuletzt hat sich Milwaukee für die Gashebelsperre eine pfiffige Lösung ausgedacht. Der Sägenführer muss mit der Hand erst einen kleinen Hebel nach vorn drücken, ehe er Gas geben kann. Nimmt er die Hand weg, schnellt der Hebel sofort wieder nach hinten und die Säge steht.

Der Akkuschacht der Milwaukee M18 FTHCH ist überdimensioniert und verschmutzt rasch, weil er unten geschlossen ist

Neben der Gashebelsperre, dem gummierten Griff und dem Getriebe hat die Milwaukee noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal – und das ist der integrierte Kombischlüssel, der auf der Unterseite der Säge Platz gefunden hat. Der schräg angeordnete Bügelgriff eignet sich, wie bereits ausgeführt, gut für den Klettereinsatz.

Hier sieht man die ungewöhnliche Gashebelsperre der Milwaukee M18 FTHCH

Im Schnitt entwickelt die M18 FTHCH trotz des eher schwach anmutenden 18-Volt-Akkus auffällig viel Kraft. Das liegt am Getriebe. Die Säge zieht sogar dann noch kräftig durch das Holz, wenn man beim Schnitt ordentlich Druck aufbaut. Dieser positive Eindruck relativiert sich leider dadurch, dass die M18 es nur auf eine Kettengeschwindigkeit von15 m/s bringt. Mit dem Getriebe fühlt sich die Säge im Schnitt einerseits wie eine Benziner an, ihre Leistung hält sich aber trotzdem in Grenzen.

Kleiner Akku

Daran hat auch der Akku M18 HB12 seinen Anteil. Er besitzt keine aktive Kühlung, weshalb die Säge in unserem Test bei hoher Leistungsabforderung schon nach kurzer Zeit wegen Überhitzung ausstieg. Dann heißt es warten, bis der Akku sich so weit abgekühlt hat, dass man ihn in das Ladegerät stecken kann. Die Ladezeit gerät dadurch recht lang. Auch ist die Akkulaufzeit trotz 216 Wh Akkukapazität gering. In dem groß dimensionierten Akkuschacht sieht er nicht zuletzt ein wenig verloren aus. In die Lücke zwischen Akku und Schachtwand fällt gerne Schmutz, derbei Nässe nur mühselig zu beseitigen ist.

Die M18 FTHCH hat weder einen Einschalter, noch ein Bedienfeld. Damit kann man aber umgehen. Den Ladezustand kontrolliert man am Akku, und auch die Füllstandsanzeige für den Öltank ist gut sichtbar. Ärgerlicher es schon eher, dass die Muttern am Kettenraddeckel nicht verliersicher sind und die Anschlagkralle recht klein ausfällt.

Ein praktisches Detail der Milwaukee ist der eingebaute Kombischlüssel

Unterm Strich ist die Milwaukee eine Überlegung wert, vor allem wenn bereits Geräte von Milwaukee und genügend Akkus im Betrieb vorhanden sind. Sie kommt mit ihrer Performance nicht an die beiden Platzhirsche heran, ist dafür mit 700 bis 900 € für das Kit aus Säge, zwei Akkus und Ladegerät recht günstig.

Ego CSX 3000

Die Ego CSX 3000 ist so leicht wie eine Pflegesäge und zugleich kräftig genug, um als Abstocksäge verwendet zu werden

Die drei bisher behandelten Sägen eignen sich nicht nur für das Abstocken stärkerer Kronenteile und ganzer Bäume, sondern auch für die Kronenpflege. Das gilt in einem noch stärkeren Maße für die Tophandle-Säge Ego CSX 3000, die man in dieser Hinsicht als echte Allrounderin bezeichnen kann. Der Hersteller Ego Power, der die Säge 2021 auf den Markt gebracht hat, verzichtet auf den Akkuschacht, weil er die Stromversorgung gleich ganz von der Säge trennt. Der Bediener hakt der Akku stattdessen an seinen Klettergürtel ein, wo er über ein robustes Kabel mit der Säge verbunden ist. Es dient zugleich als Fallstopp, wie es in der Seilkletterei üblich ist. Diese Lösung macht die Ego CSX 3000 zur leichtesten Säge unseres Tests. Mit 3 730 g ist sie ganze 1 640 g leichter als die Husqvarna T50i XP mit Akku.

Gute Klettersäge

Thorben Lemke setzt die kurz gebaute, etwas bauchig wirkende Ego CSX 3000 daher gerne als Klettersäge in der Kronenpflege ein. Wünschenswert wäre für diese Arbeiten allein eine feinere Schneidgarnitur. Seine anfängliche Skepsis, dass das Kabel ihn beim Klettern stören könnte, hat sich schnell erledigt. Es verhält sich nicht anders als ein Seilstopp. Sicherungsösen sorgen außerdem dafür, dass die Stecker bei der Arbeit nicht aus ihrer Halterung reißen. Anders empfindet er das jedoch im Korb der Hubarbeitsbühne. Dort hat ihn das Kabel immer wieder behindert.

Und was ist mit dem Akku, der mit 3 250 g der schwerste unseres Testkollektivs ist? Auch er stört bei der Arbeit kaum, weil er körpernah am Gürtel platziert ist. Dafür ist der Akkutausch schwierig, weil man hinten am Gürtel nichts sieht. Wenn der Kletterer die Säge aus dem Baumabseilt, damit der Bodenmann z. B. Kettenöl nachfüllt, kann der sie außerdem nicht starten, weil Akku und Ladekabel am Gürtel des Kletterers verbleiben.

Was die Ego CSX 3000 zu einer echten Allrounderin macht, ist ihre Leistung. Sie entwickelt mit ihrem 56-V-Akku eine Kraft, die man im Schnitt kaum abdrücken kann. Darum eignet sie sich aus unserer Sicht sehr gut für das Abstocken von Bäumen, zumal ihr großer Akku sehr lange durchhält.

Bemerkenswert ist nicht zuletzt ihre Bedienlogik. Ist der Akku eingeschaltet, entsperrt der Bediener die Säge mit einem Schalter am Handgriff. Die typische Gashebelsperre oben auf dem Griff sucht man jedoch vergeblich. Sie wird ersetzt durch einen kleinen Hebel am Gasschalter selbst. Erst wenn man ihn nach vorne gedrückt hat, kann man schneiden. Gibt man kein Gas, schnellt er sofort wieder zurück. Ein Bedienfeld, das alle wichtigen Funktionen der Säge sammelt, besitzt die Ego nicht. Am Handgriff warnt aber eine Kontrollleuchte, wenn das Öl zur Neige geht. Den Ladezustand zeigt der Akku an, allerdings nur grob mit einem Balken.

Um bei der Ego CSX 3000 Gas geben zu können, muss man erst den kleinen Hebel am Gashebel nach vorn drücken

Die Ego CSX 3000 ist insgesamt eine durchdachte Tophandle-Säge, die wir wegen ihrer Durchzugskraft bei den Abstock- und Fällsägen eingeordnet haben. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 699 € für das Kit aus Säge, Akku und Ladegerät ist sie dabei ebenso günstig wie die Milwaukee. Zu bemängeln haben wir nur ihren geraden Bügelgriff. Schade ist außerdem, dass Ego Power sie nur mit einer einfachen Schneidgarnitur ausliefert.

Ausblick

Dies war Teil 1 unseres Vergleichstests. In der April-Ausgabe stellen wir weitere sechs Akku-Tophandle-Sägen vor – und zwar die Modelle Echo DCS-2500T, Stihl MSA 161 T, Husqvarna T535i XP, Makita UC002G, Greenworks GS110 und Pellenc Selion C21. Auf dem Foto weiter oben sind sie jetzt schon zu sehen, die Testergebnisse gibt es aber erst in einem Monat.

Unser Testbetrieb "Baum ab"

Als Carsten Lemke 2001 die Firma „Baum ab“ gründete, machte der gelernte Tischler sein langjähriges Hobby zum Beruf. Neben seinem Hauptjob als Tischler baute er damals nebenberuflich Carports und andere Holzbauten. In dieser Zeit kam er zufällig in den Besitz einer Stihl 07. Sie war der Anlass in Bad Segeberg einen Motorsägenschein zu machen, um auch Spezialfällungen anbieten zu können. Damals hat er wohl noch nicht geahnt, dass die Stihl 07 der Grundstein für eine riesige Motorsägensammlung werden würde. Sie umfasst heute über 1 000 Exemplare, darunter rund allein 80 Stihl Contra, aber auch Schätze wie eine Sachs Dolmar 166.

Die Firma arbeitet in einem Umkreis von 50 km um den Firmensitz in Lauenbrück. Im Winter überwiegen Fällungen, im Sommer Pflegearbeiten und der Einsatz von Stockfräsen. Carstens Sohn Thorben ist vor einigen Jahren in die Firma eingestiegen. Während Carsten ein erfahrener Baumfäller ist, hat sich Thorben auf die Arbeit im Hubsteiger und auf die Seilklettertechnik spezialisiert. Er schwört auf die handliche und leichte Benziner-Top-Handle Echo CS-2511 TES, die für ihn eine „Jahrhundertsäge“ ist, so wie für seinen Vater die Stihl MS 261 oder die Husqvarna 372 XP, die er häufig für die Fällung einsetzt. Beide haben lange auf die Benzinertechnik gesetzt, aber weil Akkusägen bei der Schnittleistung aufholen und auch weitere Vorteile haben, will er den Betrieb jetzt auf Akkugeräte umstellen.

Oliver Gabriel

Das Testteam (v. r.): Carsten Lemke, Thorben Lemke sowie unser Mittester und -autor Matthias Schönrock

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