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Laubholz-Grünästung

Ästung zum Aufbau klimastabiler Wälder

Abb. 1: Bergahorn; die grüne Linie markiert den korrekten Ästungsschnitt vor dem Astkragen

Die häufig mit lückiger Eiche bestockten Sturmfolgebestände aus den Jahren 1990 und 1999 und die Arbeit mit rasch wachsenden Alternativbaumarten wie Nuss und Edelkastanie waren Anlass dafür, dass das Thema Laubholz-Grünästung an der FVA Baden-Württemberg intensiv untersucht wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass bei korrekter Schnittführung, insbesondere unter Beachtung der Erkenntnisse von Alex L. Shigo, die Grünästung im Laubholz zum erfolgreichen Waldumbau mit klimastabilen Baumarten und gezielter Wertholzproduktion bei deutlich reduzierten Umtriebszeiten beitragen kann.

Schnittführung

Sehr wichtig ist, dass der Ästungsschnitt den sogenannten Astkragen nicht verletzen darf (Abb. 1), gleichzeitig sollte aber auch kein Stummel stehen bleiben. Mit dieser Schnittführung wird der Ast direkt vor dem Stammgewebe abgeschnitten, sodass nur das Astgewebe verletzt wird und sich eventuell auftretende Verfärbungen durch Oxidation oder Fäule durch Pilzeintritt auf das Astholz beschränken. Die Überwallung durch das Stammgewebe kann sofort beginnen.

Blockweise oder dynamische Ästung?

Sind nach Abschluss der Qualifizierungsphase an einzelnen Z-Bäumen noch Grünäste im unteren Stammbereich verblieben, können diese mit einer blockweisen Ästung entfernt werden und die gewünschte astfreie Schaftlänge kann somit erreicht werden. Diese Maßnahme wird auch als Nachqualifizierung bezeichnet.

In weitständig erwachsenen Laubholzbeständen entspricht die astfreie Schaftlänge vitaler Bäume meist nicht den waldbaulichen Vorstellungen. Deshalb werden Z-Bäume häufig aus der Gruppe der schwächeren, aber qualitativ besseren Bäume (größere astfreie Schaftlänge) ausgewählt. Diese Bäume sind jedoch in ihrer Vitalität stark eingeschränkt.

Mit der dynamischen Ästung besteht dagegen die Möglichkeit, vitale Laubbäume frühzeitig (Höhe 8 bis 10 m) als Z-Bäume auszuwählen und mit mehreren Ästungsdurchgängen astfreie Schaftlängen von 6 bis 8 m zu erreichen. Die dynamische Ästung verbindet die blockweise und die vorgreifende Ästung (Abb. 2). Mittels blockweiser Ästung werden zunächst alle Äste „von unten nach oben“ bis zu einem Schaftdurchmesser von 10 bis 12 cm entnommen. Bei der sich anschließenden vorgreifenden Ästung geht der Blick dann „von oben nach unten“. Schon beim ersten Ästungseingriff wird festgelegt, wie hoch später der astfreie Schaftabschnitt sein soll: in Abb. 2 sind es etwa 7,5 m, angezeigt durch den obersten grünen Pfeil im rechten Bild. Dieser Steilast muss entnommen werden, da er beim nächsten Ästungsdurchgang sonst zu stark wäre. Auch aus dem darunter liegenden Kronenbereich werden die stärksten Äste entnommen, während schwächere und besonders flach abgehende Äste zunächst verbleiben. Insgesamt sollte nicht mehr als 50 % des Grünkronenmaterials entnommen werden. Die technische Durchführung erfolgt mit einem Leitersystem, wobei sich das Distelleitersystem mit zwei Kurzsicherungen zum Übersteigen der verbleibenden Grünäste bewährt hat.

Abb. 2: Hybridnuss vor und nach der dynamischen Grünästung. Vorgreifend wurden die Äste mit grünem Pfeil und blockweise die Äste mit blauem Pfeil entnommen.

Ausblick

Bei der Wiederbewaldung von Schadflächen können auf standortskundlicher Grundlage, dort wo keine ausreichende Naturverjüngung mit klimastabilen Baumarten zu erwarten ist, geeignete Laubholz-Alternativbaumarten mit geringen Ausgangsbaumzahlen pro ha gepflanzt werden. Diese Bäume werden frühzeitig gefördert und ab 8 bis 10 m Höhe dynamisch geästet. Mit der dynamischen Ästung können bereits im Alter von 15 bis 30 Jahren astfreie Schaftlängen von 6 bis 8 m erreicht werden. Bei Umtriebszeiten von 60 Jahren (Nuss, Edelkastanie) bis 120 Jahren (Eiche) sind Zieldurchmesser von 60 bis 70 cm mit entsprechenden astfreien Schaftqualitäten möglich. Ziel sind strukturierte Mischbestände mit vitalen und geästeten Z-Bäumen.

Exkursionspunkt 19

  • Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg
  • Andreas Ehring, Oswald Keller
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