Ist die Forsteinrichtung noch zeitgemäß?

Text: Ulrich Mergner

18. Juli 2023

Mit hohem personellen und finanziellen Aufwand werden alljährlich in Deutschland Wälder begangen und in Bestände gepackt. Bei Abnahmebegängen wird bestimmt, wie sich der Wald weiter entwickeln darf bzw. soll. Wie vor hundert Jahren steht dabei der Holzeinschlag im Zentrum von Erfassung und Planung. Dabei stellen sich heutzutage doch ganz andere Fragen: Wie können die Wälder den veränderten gesellschaftlichen Anforderungen und den Herausforderungen des Klimawandels gerecht werden? Sind dafür Bestandsbeschreibung und Hiebssatzfestsetzung nicht gestrige, in der heutigen Zeit ungeeignete Instrumente?

Schneller Überblick

Die Forsteinrichtung bewegt sich in Deutschland auf dem Niveau von vor 100 Jahren
Gesellschaftliche Ansprüche und die Auswirkungen des Klimawandels erfordern eine Weiterentwicklung
Daseinsvorsorge und Ökosystemleistung sollten im Mittelpunkt der Planung stehen

Bereits 1927 formulierte der badische Forstmann Otto Eberbach:„Die Forsteinrichtung soll das Ergebnis der Waldwirtschaft und ihrer Entwicklung sein, nicht umgekehrt […].“ Eberbach war ein Vordenker für neue Wege bei der forstlichen Planung. Mit Sarkasmus kritisierte er die damalige Forsteinrichtung: „Am Anfang war die Ertragstafel und die Umtriebszeit. Und der Herr schuf mit ihrer Hilfe den Normalwald und gebot den Menschen, dass sie keine andere Waldform neben ihm haben sollten.“ Die Zitate sind der Veröffentlichung eines weiteren Vordenkers entnommen: Alfred Möller, Professor an der Forstakademie Eberswalde. In seinem 1921 erschienenen Büchlein „Der Dauerwaldgedanke – sein Sinn und seine Bedeutung“ setzte auch er sich kritisch mit der forstlichen Planung auseinander. Beispielsweise hinterfragte er die Trennung von Haupt- und Vornutzung, wofür in einem Dauerwald ebenso wenig Platz sei wie für eine Umtriebszeit.

Forsteinrichtung – immer noch das Niveau von vor 100 Jahren

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