Des Kaisers neue Banane

Es gab – zumindest im Osten Deutschlands – mal eine Zeit, in der Bananen so etwas wie die geheime stabile Währung waren, ihr Gewicht fast in Gold wert. Man konnte vor den Nachbarn damit angeben, sie an Erbtanten und Parteigenossen verschenken oder gegen Wandfliesen eintauschen. Bloß als langfristige Geldanlage und Erbmasse waren sie nur bedingt geeignet. Zu verderblich.

Da darf man sich schon wundern, dass vor einigen Wochen der chinesische Unternehmer Justin Sun eine echte, schon leicht überreife Banane für 6,2 Mio. US-Dollar (entspricht knapp 5,9 Mio. Euro) gekauft hat. Die sattgelbe Frucht klebte mit einem Stück silberfarbenem Panzerband an einer Wand und ist – man ahnt es – natürlich Kunst.

Geschaffen hat die feudale Installation der italienische Künstler Maurizio Cattelan. Und zwar bereits zum dritten Mal. Die ersten beiden Wandbananen wurden 2019 und 2023 verkauft und – gegessen. Die erste vor großem Publikum von einem Performancekünstler, die zweite in einem Museum von einem koreanischen Studenten, der nach eigenen Aussagen „gerade Hunger hatte“. Beide Aktionen fand Cattelan völlig in Ordnung (würde ich wohl auch, wenn ich alle paar Jahre eine Neuauflage verticken könnte). Bananen, auch teure, seien schließlich zum Verzehr gedacht.