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Innovativ sein, Neues probieren!

Frank Vogler ist Geflügelhalter des Jahres 2021 beim CeresAward.

Sauber ist es im Vorraum des Legehennenstalls von Frank Vogler. Kaum Staub, keine Federn liegen auf dem Boden. Auffällig und nicht alltäglich sind die Trinkwasseraufbereitung und die großen weißen Kanister, die dort gelagert werden.

Was könnte da drin sein, fragen sich Besucher. „Keine Sorge, es sind effektive Mikroorganismen (EMs), also Mikroben, die wir uns im Stall wünschen und die wir dort ansiedeln, damit sie krankmachende Keime verdrängen“, sagt Frank Vogler. Erste Erfolge seien erkennbar. Den Medikamenteneinsatz konnte er weiter minimieren.

Der 39-jährige Geflügelhalter aus Neuwirtshaus in der wunderschönen Rhön (Unterfranken) testet gerne neue Wege. Zusammen mit seiner Frau Mareike Vogler möchte er mehr Tierwohl für seine Hennen. Aber freiwillig und nicht erst, wenn er muss. Seine Strategie ist kein reines Mar- keting, sondern sie wird gelebt: von ihm, seiner Familie, aber auch dem Team. Sie alle fühlen sich für ihr Geflügel und die Umwelt verantwortlich.

Von rund 50.000 Legehennen vermarktet der Betrieb Vogler die Eier selbst regional über die eigene Packstelle (siehe Tabelle „Der Betrieb Voglers Hofprodukte GbR“). Ergänzt wird das Sortiment mit Bioeiern von drei festen Kooperationsbetrieben. Außerdem stellt der Betrieb pro Jahr rund 35 t Frischeinudeln her.

Frank Vogler betreibt den Hof in Neuwirtshaus in der Rhön in dritter Generation mit Legehennen.

Tierwohl steigern

Das Tierwohl steigern Voglers unter anderem über eine Fußbodenheizung in den Ställen, die die Einstreu auch im Winter locker und trocken hält. „Das Nachrüsten im Betonboden hatte vor uns so noch kein Betrieb versucht“, sagt Frank Vogler. Es war also viel zu planen und zu tüfteln. „Die Arbeit hat sich gelohnt. Die Fußbodenheizung hat sich bewährt. Inzwischen haben wir einen zweiten Legehennenstall nachgerüstet.“

Möglich war dieser Schritt, weil es sich um ein Teilprojekt des Modell- und Demonstrationsvorhabens (MuD) Tierschutz handelte. Von 2015 bis 2019 war der Betrieb Teil des MuD-Vorhabens. „Wir wollten uns rüsten, denn das Verbot des Schnabelkürzens rückte damals näher.“ Seit 2021 nimmt der Geflügelhalter zudem am Netzwerk Fokus Tierwohl teil. „Netzwerken ist das A und O; ohne geht es nicht“, sagt Frank Vogler.

Außerdem möchte der Landwirt mit gutem Beispiel vorangehen. So hat er sich der Initiative „Huhn & Hahn“ angeschlossen. Als erster konventioneller Betrieb in Bayern wurde pro Freiland-Legehenne ein Hahn aufgezogen. Die Hähne werden dann zu hochwertigen Produkten weiterverarbeitet oder als ganzes Hähnchen verkauft. Damit schafft Frank Vogler es, voll den Anforderungen der Gesellschaft nach mehr Tierwohl zu entsprechen und dabei weiter rentabel zu wirtschaften.

Der Geflügelhalter legt sehr viel Wert auf das Wohl seiner Hennen. Dafür investiert er auch Zeit und Geld.

Ab in die Freilandhaltung

Noch hält der Landwirt seine Legehennen teilweise in Bodenhaltung. Auf Dauer sollen aber möglichst alle Hennen Zugang zum Freiland erhalten. Es ist ein weiterer Schritte für mehr Tierwohl und um sich nachhaltig und zukunftsfähig aufzustellen.

Also genießen die meisten Hennen schon den Wintergarten und die Möglichkeit, raus- zugehen. Ein breiter Schotterstreifen im Über- gangsbereich nach draußen sorgt für die not- wendige Hygiene, Pappeln im Auslauf für Schatten und Deckung vor Beutegreifern. Stutzig machen einen die Galloway-Rinder, die friedlich zwischen den Hennen grasen. „Sie helfen uns, unsere Hennen zu beschützen. Prädatoren wie Fuchs und Marder haben doch Respekt vor den Rindern. So hoffen wir, die Verluste weiter zu verringern“, sagt der Ceres-Gewinner. „Die Tiere gehören zu unserm Leben und wir leben schließlich von unseren Nutztieren.“ Deshalb möchte Frank Vogler die Situation seiner Hennen hinsichtlich Behandlung, Management und Umwelt immer weiter optimieren. Die Leistungsfähigkeit darf nicht das Tierwohl beeinflussen.

Eins seiner nächsten Ziele ist die Verlängerung des Lebenszyklus der Hennen auf etwa 85 Lebenswochen. „Damit schonen wir Ressourcen, da wir weniger Tiere aufziehen müssen. Wir erhalten mehr Eier pro eingestallte Legehenne und wir müssen weniger umstallen und sparen damit Zeit und Kosten für den Reinigungsprozess.“ Frank Vogler will im Einklang mit Mensch, Natur und Umwelt arbeiten. Deshalb ist er engagiert, unter anderem in der Arbeitsgruppe Geflügel der Borchart-Kommission, die für den Umbau der Nutztierhaltung steht. Er ist bereit, seine Erkenntnisse meinungsstark und diplomatisch bis auf die bundespolitische Ebene weiterzugeben.

Umwelt schonen

Der Umweltgedanke kommt ebenfalls nicht zu kurz: Für seine Nudeln baut er selbst Dinkel an, um weniger auf importierten Hartweizengrieß angewiesen zu sein. Seine Kunden kommen aus der Region und die Eierkartons bestehen zu 100 Prozent aus Recycling-Papierfasern. Voglers legen auch Blühstreifen für die Insekten an und nutzen regenerative Energie durch Fotovoltaik.

Frank Vogler sagt: „Uns kann man auch jederzeit besuchen, egal ob als Kindergarten, Schule oder Fachgruppe. Wir versuchen uns immer die Zeit zu nehmen, und haben extra einen Besucherraum mit Fenster zum Stall eingerichtet, damit Interessierte auch in den Stall blicken können. Wir haben schließlich nichts zu verbergen.“ ●

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