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Wo Chancen für Tierhalter sind

Hat die Nutztierhaltung, insbesondere die Schweinehaltung, eine Zukunft in Deutschland? Angesichts der Zuschriften von frustrierten Tierhaltern, die mich erreichen, scheint die Antwort „nein“ zu lauten. Kürzlich hat unter anderem sogar Holger Hennies, Präsident des Landvolks Niedersachsen, angekündigt aus der Schweinehaltung aussteigen zu wollen.

Um es vorweg zu sagen: Ich glaube an die Schweinehaltung in Deutschland. Tierische Veredlung ist nicht nur wichtig, weil der russische Überfall auf die Ukraine zeigt, was passiert, wenn man sich bei wichtigen Ressourcen erpressbar macht. Auf Fleisch verzichten wollen die wenigsten.

Tierische Veredlung ist auch Klimaschutz: So hocheffizient wie in der Wertschöpfungskette Tier werden Ressourcen in der Wertschöpfungskette veganer Fleischersatz nicht verwendet. Ohne Ressourceneffizienz funktioniert Naturschutz aber nicht.

Gefangen in der Vertrauenskrise

Was wir derzeit in der Schweinehaltung erleben, ist auch eine Vertrauenskrise. Diesen Schuh muss sich die Bundesregierung anziehen, die hier zwar immer einen Ball im Spiel hat, aber nie ein Tor schießt. Auch die Borchert-Vorschläge verstauben in der Schublade. Es fehlt am Geld sowie am Bau- und Planungsrecht. Zudem fehlt es immer mehr am Glauben der Tierhalter, dass die Bundesregierung eine Lösung will.

Im „Brennpunkt“ kommentiert die agrarheute-Redaktion regelmäßig ein aktuelles Thema von hoher politischer oder gesellschaftlicher Brisanz. Sie möchten mitdiskutieren? Wir freuen uns auf Ihren Beitrag! Schreiben Sie uns Ihre Meinung an:

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Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sonnt sich im Glanz der Umfragen, einer der beliebtesten Politiker Deutschlands zu sein. Vorwürfe, er lasse einen ganzen Zweig der Landwirtschaft vor die Hunde gehen, verfangen nicht. Der von Özdemir im Oktober durch das Kabinett gebrachte Entwurf zur Tierhaltungskennzeichnung bringt nicht genug Klarheit und beschädigt noch dazu die Initiative Tierwohl, die Wirtschaftsvertreter aus eigener Kraft aufgebaut haben. Zwar ist eine verbindliche Kennzeichnung durchaus sinnvoll, aber statt noch einer Diskussionsgrundlage braucht es endlich ein schlüssiges Gesamtkonzept.

Was können die Schweinehalter tun? Die Nutztierhaltung verlassen, an der Politik verzweifeln und vorher noch demonstrieren, so wie jüngst etwa in Holland? Möglich ist das, bringt aber nicht viel. Wichtiger denn je ist es, sich über neue Chancen zu informieren. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zu zeigen, wo diese Chancen liegen können, ist unsere Aufgabe.

Was können Landwirte tun?

Die klassischen drei Optionen für Tierhalter, die in Deutschland bleiben wollen, sind:

  • Einzelbetrieblichen Erlöse steigern beziehungsweise stabilisieren, etwa über regionale oder Direktvermarktung,
  • durch horizontale Integration über Erzeugergemeinschaften Kosten senken und möglicherweise Erlöse steigern,
  • durch vertikale Integration wie in der Geflügelwirtschaft unternehmerische Risiken minimieren.

Viele von Ihnen nutzen eine oder mehrere dieser Optionen bereits. Welche erfolgreichen Wege Berufskollegen noch gefunden haben, zeigen wir unter anderem mit dem CERES AWARD in diesem Heft.

Auch die Politik muss endlich liefern. Dazu eine dringende Empfehlung an Cem Özdemir: Betrachten Sie die Nutztierhaltung nicht nur aus Sicht des Gesetzgebers, der vorschreibt, was geht. Betrachten Sie sie nicht nur aus Sicht des Tierwohls, um Standards auf Maximalwerte anzuheben. Betrachten Sie sie auch aus Sicht der Wirtschaftlichkeit. „Schützen durch Nützen“ funktioniert besser als „Schützen durch Abschaffen“. Das gilt gerade in einer Zeit, da Lebensmittel immer teurer werden. ●

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