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Team-Player gesucht

Die Art und Weise der Kommunikation zwischen Betriebsleiter und Beschäftigten ist ein entscheidender Aspekt in puncto Mitarbeiterführung und Motivation.

Auf den Punkt

  • Für die befragten Landwirte ist ein starkes Team der Garant für den betrieblichen Erfolg.
  • Sie schätzen vor allem zuverlässige und selbstständig arbeitende Mitarbeiter.
  • Dafür sparen sie als „Chef“ nicht mit Lob und motivieren so auch ihre Angestellten.

Die Entscheidung ist gefallen: Ein Mitarbeiter soll den Familienbetrieb unterstützen, denn alleine ist die Arbeit nicht mehr zu schaffen. Dieses Szenario ist auf vielen Betrieben allgegenwärtig – zum Beispiel wenn der Hof gewachsen ist oder die Altenteiler, die bislang mitgearbeitet haben, sich endgültig zurückziehen.

Doch wie findet man einen passenden Mitarbeiter? Welche Eigenschaften sollte er mitbringen? Und worauf muss ich als Landwirt selbst achten, um meine Mitarbeiter gut zu führen, also zu motivieren und auch emotional an den Betrieb zu binden? Um diese und weitere Fragen rund um das Thema Mitarbeiterführung im landwirtschaftlichen Betrieb ging es in einer agri-EXPERTS-Umfrage von agrarheute, an der bundesweit 220 Landwirte teilnahmen.

Das Gros der im Schnitt 43 Jahre alten Landwirte beschäftigt sich mit den Betriebszweigen Ackerbau (81 Prozent), Tierhaltung (72 Prozent) und Futterbau (55 Prozent). Die Befragten sind aber auch in den Bereichen regenerative Energien (26 Prozent), Forstwirtschaft (19 Prozent) und Direktvermarktung (17 Prozent) unterwegs.

In den befragten Betrieben sind im Schnitt rund 5,2 Arbeitskräfte (AK) beschäftigt, davon 3,6 Fremd-AK. Letztere sind zumeist in Vollzeit angestellt; Teilzeitkräfte und Minijobber spielen nur eine untergeordnete Rolle. In drei Viertel aller Betriebe arbeiten die Mitarbeiter seit mehr als fünf Jahren. In rund 60 Prozent der Betriebe sind sie sogar seit mehr als zehn Jahren beschäftigt. 42 Prozent der befragten Landwirte bilden auch aus, wobei im Schnitt rund 1,4 Auszubildende im Betrieb tätig sind.


Mitarbeiter suchen

Am häufigsten werden ausgebildete Fachkräfte gesucht, am zweithäufigsten ungelernte Aushilfen (siehe nebenstehende Grafik). Wir wollten wissen, welche Erfahrungen Landwirte bei der Suche nach Mitarbeitern gemacht haben. Die meisten Betriebe (82 Prozent) stellen fest, dass die Suche nach Fachkräften in den letzten zehn Jahren schwerer geworden ist.

Bei der Suche nutzen sie unterschiedliche Möglichkeiten. Für die meisten spielt die Mund-zu-Mund-Propaganda die größte Rolle (siehe nebenstehende Grafik). Auch Onlineportale, soziale Netzwerke wie Facebook oder Anzeigen in der Tageszeitung und Fachpresse werden genutzt. Rund zwei Drittel der befragten Landwirte suchen zwischen einem und sechs Monate, bis sie einen geeigneten Mitarbeiter gefunden haben.

Als größte Hemmnisse, um Mitarbeiter für eine Arbeit in der Landwirtschaft zu finden, geben die meisten Landwirte (83 Prozent) die Arbeitszeiten an, gefolgt von der Bezahlung (63 Prozent) und der körperlich anstrengenden Arbeit (60 Prozent). Fast die Hälfte der Betriebe sieht auch das (schlechte) Image der Landwirtschaft als Hemmnis an.

Teamfähig und zuverlässig

Was zeichnet einen geeigneten Mitarbeiter aus? Für die Hälfte der befragten Landwirte spielen zunächst deutsche Sprachkenntnisse eine wichtige Rolle, gefolgt von einer landwirtschaftlichen Ausbildung und einem Führerschein Klasse T (siehe Grafik „Anhand welcher Kriterien wählen Sie einen Bewerber aus?“). Wichtig ist ihnen auch die Teamfähigkeit der Mitarbeiter und ihre Bereitschaft, bei saisonalen Arbeitsspitzen parat zu stehen, Überstunden zu leisten und an Sonn- und Feiertagen zu arbeiten (siehe Grafik „Welche Eigenschaften sollten Mitarbeiter noch mitbringen?“).

Apropos Teamfähigkeit: Ein starkes Team ist für viele Betriebsleiter der Garant für den wirtschaftlichen Erfolg. Im Team lassen sich die unterschiedlichen Fähigkeiten der Mitarbeiter optimal nutzen und Ressourcen effizienter erschließen. Gemeinsam erreichte Ziele stärken den Teamgeist und bringen den Betrieb noch weiter voran.

Landwirte schätzen Mitarbeiter, die zuverlässig sind und in der Lage, selbstständig zu arbeiten und zu entscheiden. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass sich die Mitarbeiter mit dem Betrieb identifizieren. Hier kommt der Aspekt Motivation ins Spiel – also wie gelingt es dem Chef, seine Angestellten emotional an den Betrieb zu binden, sodass sie nicht nur Dienst nach Vorschrift machen. Dazu später mehr.

Gut finden es die befragten Landwirte auch, wenn Mitarbeiter Probleme schnell erkennen und eigene Ideen einbringen. Sie sollten zudem körperlich belastbar sein und geschickt im Umgang mit Technik.

Gefragt wurde neben den Stärken auch danach, was Landwirte an einem Mitarbeiter besonders stört. Hier verwundert nicht, dass die Punkte Unzuverlässigkeit und unselbstständiges Arbeiten ganz oben stehen. Nicht gut kommt es an, wenn Anweisungen nicht befolgt werden und Mitarbeiter unpünktlich sind. Bei den Schweine- und Rinderhaltern unter den befragten Landwirten ist vor allem ein unzureichendes Empfinden gegenüber den Nutztieren ein Unding.

Über Tarif entlohnt

Um gute Mitarbeiter zu finden und vor allem im Betrieb zu halten, ist deren Bezahlung ein zentraler Punkt. Das zeigt sich auch auf landwirtschaftlichen Betrieben. So entlohnen fast zwei Drittel der befragten Landwirte ihre Angestellten über Tarif. Etwa ein Drittel zahlt bis zu 25 Prozent und mehr über Tarif.

In der Schweinehaltung zahlen immerhin noch 16 Prozent der Landwirte ihren Mitarbeitern mehr als 25 Prozent über Tarif. Das zeigt, wie schwer es gerade in diesem Bereich ist, gute Mitarbeiter an den Betrieb zu binden.

Eine gut gefüllte Lohntüte ist zwar schön und gut, greift aber oft nur kurzfristig, wenn es um die Motivation der Mitarbeiter und ihre emotionale Bindung an den Betrieb geht. Was diese wirklich wollen, ist Anerkennung und Vertrauen vom Chef. Allein ein Schulterklopfen ist hier aber zu wenig.

Viele Landwirte sehen es daher auch als wichtig an, ihren Mitarbeitern deutlich zu machen, dass sie ihre Arbeit schätzen. Hierzu zählt, sich ab und zu einfach mal für ihren Einsatz zu bedanken und nicht alles als selbstverständlich hinzunehmen.

Als zusätzliche Anreize für ihre Beschäftigten setzt die Mehrheit der befragten Landwirte auf gemeinsame Aktivitäten wie Erntefeste und Betriebsausflüge (60 Prozent) oder gemeinsame Mahlzeiten (55 Prozent). Auch dies wirkt motivierend und trägt dazu bei, nicht den Spaß an der Arbeit und im Team zu verlieren.

In einer lockeren, familiären Atmosphäre arbeitet es sich immer noch am besten. Dazu gehört gemeinsames Lachen genauso wie das gemeinsame Feiern von erreichten Zielen und Erfolgen – ob das nun die 100.000-l-Kuh im Milchviehbetrieb, die Einweihung eines neuen Tierwohlstalls für die Mastschweine oder das Einbringen der Ernte ist.

Gut kommunizieren

Wie oben schon angeklungen, ist die Art und Weise der Kommunikation zwischen Betriebsleiter und Beschäftigten ein entscheidender Aspekt in puncto Mitarbeiterführung und Motivation. Für die meisten der befragten Landwirte (84 Prozent) ist der informelle Austausch wie das „Gespräch zwischendurch“ der beste Weg. Formelle Treffen wie eine fest angesetzte regelmäßige Besprechung favorisieren hingegen nur 10 Prozent der Befragten. Knapp die Hälfte der befragten Betriebsleiter führt jedoch regelmäßige Mitarbeitergespräche durch.

Für nahezu alle Landwirte (97 Prozent) ist es wichtig, dass ihre Mitarbeiter Vorschläge einbringen, die helfen, den Betrieb voranzubringen. Hier geht es vor allem um Fragen der Arbeitsorganisation, also wie sich Arbeitsabläufe optimieren lassen. Dazu zählt auch das Ausprobieren neuer Verfahren und Techniken, um die Effizienz zu steigern und gleichzeitig die Arbeit zu erleichtern. Welche Aspekte generell für eine gute Kommunikation zwischen Betriebsleiter und Mitarbeiter wichtig sind, finden Sie in der Checkliste „Mitarbeiter richtig führen“.

Gemeinsame Entscheidungsprozesse fördern die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen Vorgesetztem und Mitarbeitern.

Im Rahmen unserer Umfrage wollten wir von den Landwirten auch wissen, wie leicht beziehungsweise wie schwer ihnen bestimmte Dinge im Zusammenhang mit der Mitarbeiterführung fallen. Die Ergebnisse sind in den Grafiken auf Seite 22 zusammengefasst. So fällt es den meisten Landwirten leicht, Arbeiten zu delegieren (71 Pro- zent), Mitarbeiter in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu fördern (65 Prozent) oder auch Mitarbeiter um Rat zu bitten (60 Prozent).

Letzteres zeigt, wie wichtig es vielen Betriebsleitern ist, ihre Mitarbeiter in bestimmte Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass sich auf diese Weise Pläne oder Zielvorgaben schneller umsetzen lassen.

Soll zum Beispiel die Melkroutine angepasst werden, geht dies reibungsloser, wenn sich alle beteiligten Personen gemeinsam auf ein Vorgehen einigen. Ein weiterer Vorteil: Gemeinsame Entscheidungsprozesse fördern die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen Vorgesetztem und Mitarbeitern und nicht zuletzt die Motivation.

Voll des Lobes

Leicht fällt es der Mehrheit der befragten Landwirte auch, ihre Mitarbeiter zu loben (67 Prozent). Und das ist gut so, denn Lob motiviert zu noch mehr Leistung. Lob streichelt die Seele und lässt die Menschen zufriedener und offener gegenüber neuen Ideen sein – und glückliche Mitarbeiter sind ihrem Arbeitgeber gegenüber treu.

Lobt man seine Mitarbeiter, wollen sie dem gerecht werden. Ein ehrliches Lob ist eine Form spontaner Wertschätzung des Gegenübers und sollte möglichst konkret sein. Zu sagen „gut gemacht“ ist nur ein erster Schritt. Besser ist, wie es zum Beispiel einer der befragten Milchviehhalter gegenüber seinem Mitarbeiter ausgedrückt hat: „Deine Ideen, um die Brunstkontrolle bei den Kü- hen zu verbessern, gefallen mir sehr gut.“

Die Umfrage zeigt aber auch, dass Landwirten einiges im Umgang mit ihren Mitarbeitern schwer fällt. Dazu zählt zum Beispiel das Abgeben von Verantwortung (34 Prozent) oder das Kritisieren von Mitarbeitern (31 Prozent), wie die Grafiken unten zeigen. Auch zu akzeptieren, dass der Mitarbeiter die Arbeit anders verrichtet als man selbst, fällt einem knappen Drittel schwer. ●

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