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Beste Ration für mehr Eiweiß

Dennis Wieting überprüft die Qualität der totalen Mischration regelmäßig.

Auf den Punkt

  • Durch das Umstellen der Futterration stieg die Melkfrequenz von 2,7 auf 3,2 an.
  • Die Milchleistung erhöhte sich von 29 auf 35 l und auch die Inhaltsstoffe verbesserten sich.
  • Die Trockenmasseaufnahme wurde von 12,9 auf 14 kg pro Kuh und Tag gesteigert.

Die Fleckviehherde verteilt sich im lichtdurchfluteten Boxenlaufstall. Einige Kühe verweilen in den Liegeboxen und kauen entspannt wieder. Andere sind mit Fressen am Futtertisch oder Melken in einem der drei Lely-Melkroboter beschäftigt. 160 Fleckviehkühe stehen auf dem Betrieb im niedersächsischen Hude, den Dennis Wieting und sein Vater Wilfried als GbR führen. „Unsere Herde ist hier im Norden eine Besonderheit. Mittlerweile sind wir sehr zufrieden mit der Leistung, doch vor etwa zwei Jahren sah das ganz anders aus“, erinnert sich Dennis Wieting.

Niedrige Inhaltsstoffe und Abzüge

Die durchschnittliche Milchleistung der Tiere lag damals bei nur 29 l je Kuh und Tag. Besonders zu schaffen machten den Betriebsleitern die Inhaltsstoffe. „Mit 3,8 Prozent Fett und 3,15 Prozent Eiweiß mussten wir etwa 2 bis 3 Cent Abzüge zum Basispreis unserer Molkerei in Kauf nehmen“, sagt Dennis Wieting. „Das war nicht mehr akzeptabel.“ Zudem zeigten die Tiere ein schlechtes Haarkleid und verbrachten wenig Zeit in Ruhe, um wiederzukauen.

„Wir probierten einiges aus, um die Herdengesundheit und die Leistung zu verbessern“, sagt der Milchviehhalter. Der 2008 gebaute Boxenlaufstall bietet den Tieren viel Komfort. „Außerdem achteten wir sehr auf unsere Grundfutterqualität und bieten unseren Kühen ein Fressplatzverhältnis von 1:1“, erläutert er, „doch all das half nicht und auch unser damaliger Fütterungsberater wusste keinen Rat.“

Schmackhaft machen

Dennis Wieting entschied sich damals dazu, den Berater zu wechseln. „Wir haben dann mit dem neuen Berater begonnen, uns die Herde, die einzelnen Tiere und die Fütterung genau anzusehen.“ Das Ergebnis: Die Tiere waren zum Teil nicht nur unterkonditioniert, sondern suchten auch den Melkroboter mit durchschnittlich 2,7 mal zu selten auf.

Damit die Tiere öfter zum Melken gehen, empfahl der neue Berater, Andreas Arlinghaus, als Erstes das Kraftfutter am Melkroboter umzustellen. „Wir setzten ein schmackhafteres Futter ein, das die Tiere erfahrungsgemäß gern fressen , und damit auch den Roboter häufiger aufsuchen” , erklärt der Fütterungsexperte. „Wir konnten schon in den nächsten drei Tagen beobachten, dass die Tiere häufiger zum Roboter gingen“, ergänzt Dennis Wieting.

Zudem wurde die Trogration über eine Hofmischung angepasst. „Wir achteten dabei darauf, dass Eiweiß- und Energiekomponenten optimal aufeinander abgestimmt sind. Dafür nutzten wir eine Rationsberechnung nach dem holländischen Prinzip, die es erlaubt, jede Komponente hinsichtlich Gesamtverdaulichkeit und Verdauungs- geschwindigkeit zu bewerten“, erläutert Arlinghaus. Die Kühe erhalten jetzt tierindividuelle Kraftfuttergaben von 257 g/l. Je nach Kondition und Laktationsstatus sind das bis zu 7 kg am Tag.

Ration optimieren

„Mit der angepassten Ration und dem schmackhafteren Kraftfutter im Roboter erhöhte sich die Melkfrequenz auf 3,2, was sich auch auf die Milchleistung auswirkte“, erklärt Dennis Wieting. Jedoch blieben auch der Eiweißgehalt und die Grundfutteraufnahme am Trog niedrig. „Wir entschieden uns dazu, einzelne Komponenten aus der Ration herauszunehmen, und beobachteten dann, welchen Effekt das auf die Futteraufnahme hatte“, sagt der Landwirt. „Zeigte eine Maßnahme keine Wirkung, stellten wir den vorherigen Zustand wieder her. Stieg die Futteraufnahme, gingen wir einen Schritt weiter und nahmen weitere Zusatzstoffe heraus.“

Mit der Herausnahme des Futterfetts schien ein Baustein gefunden, um die Ration besser auszubalancieren. „Futterfette haben zum Teil einen starken Eigengeruch. Kühe mögen das nicht unbedingt. Um die Ration geruchsneutraler und schmackhafter zu gestalten, haben wir uns deshalb dafür entschieden, die ohnehin teuren Futterfette aus der Ration zu nehmen“, erklärt der Berater. Er gibt jedoch zu bedenken, dass dies die richtige Strategie für den Betrieb Wieting war. Auf keinen Fall sei es zu empfehlen, bei ähnlichen Problemen grundsätzlich auf Futterfett zu verzichten. „Jeder Betrieb muss das auf die jeweilige Ration abstimmen“, ergänzt Arlinghaus.

Neben dem richtigen Futter legt Familie Wieting großen Wert auf einen hohen Kuhkomfort und regelmäßige Liegeboxenpflege.

Um den Raufutteranteil zu erhöhen und die Mischqualität zu verbessern, empfahl der Berater, mehr Futterstroh einzusetzen. Damit erhöhte sich der Raufutteranteil in der Ration auf 65 Prozent. „Wir regen damit die Wiederkauaktivität der Tiere an.“ Auch beim Mischen und Vorlegen des Futters sieht der Berater noch Verbesserungsbedarf. Er schlug vor, in Zukunft nur noch zwei Personen zum Füttern einzusetzen und die Kontinuität so zu verbessern.

Wilfried und Dennis Wieting arbeiten in Sachen Fütterung eng mit ihrem Futtermittelberater Andreas Arlinghaus zusammen (von links).

Erfolg wird sichtbar

Die Maßnahmen zeigten Wirkung. „Dank der Veränderungen stieg die Grundfutteraufnahme von 12,9 auf 14 kg Trockenmasse (TM). Außerdem nahm auch die Milchleistung von 29 auf 35 l pro Kuh und Tag zu“, berichtet Dennis Wieting.

„Wir haben es mit dem neuen Kraftfutter am Roboter erreicht, dass das Melken attraktiver für die Kühe wurde. Gleichzeitig haben wir mit der angepassten Trogration die Grundfutteraufnahme erhöht“, erklärt Andreas Arlinghaus. Das wiederum wirke sich positiv auf die Pansengesundheit und damit auf das Wohlbefinden der Tiere aus.

„Nur Tiere, die sich wohlfühlen, können gute Leistung erbringen und gehen freiwillig zum Roboter“, sagt der Berater. Ein gesunder Pansen machte sich auch in den Inhaltsstoffen bemerkbar. „Die Inhaltsstoffe stiegen an. Derzeit liegen wir bei 3,50 Prozent Eiweiß und gut 4 Prozent Fett“, sagt Dennis Wieting.

Die Körperkondition der Kühe muss vor allem bei Roboterbetrieben regelmäßig kontrolliert werden.

Neben dem ausgewogenen Verhältnis von Kraft- und Grundfutter setzt der Betrieb nun ausschließlich hochverdauliche Komponenten ein. „Hierbei ist auch ein hoher Anteil an beständiger Stärke wichtig. Die ermöglicht es den Tieren, hohe Milchleistungen mit überdurchschnittlichen Milchinhaltsstoffen zu bringen. Außerdem beugt es Pansenazidosen bei den Tieren vor, denn die Energie ist erst im Darm verfügbar“, sagt Arlinghaus.

Heute ist Dennis Wieting zufrieden mit seiner Herdeleistung. „Wir haben immer mehr Tiere, die 45 bis 55 l geben. Einige Kühe erreichen sogar eine Leistung von 60 l“, sagt der Landwirt. Außerdem seien die Kühe wesentlich ausgeglichener, der Kot sei besser verdaut und sie hätten eine gute Körperkondition.

„Die letzten zwei Jahre waren auch für mich als Milchviehhalter ein Lernprozess. Ich schaue jetzt noch genauer hin, wie es meinen Tieren geht und was ihnen eventuell fehlt“, sagt Dennis Wieting. „Wir tauschen uns regelmäßig aus und passen bei Bedarf auch die Basisration an die Bedürfnisse der Kühe an. ●

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