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Wohlfühlen für Mensch und Tier

Der Landhof Zum Dorfkrug hält seine 120 Milchkühe in einem neu erbauten Strohstall. Für das Betriebsleiterteam Torben Meyer und Lea Hauschild steht Tierwohl im Mittelpunkt.

Auf den Punkt

  • Im Februar 2020 zogen in den Strohstall auf dem Landhof Zum Dorfkrug 120 Milchkühe ein.
  • Jedes Tier hat im Stall 13 m² Platz. Zusätzlich gibt es 200 Tage Weidezugang pro Jahr.
  • Die Produktionsstätte verarbeitet jährlich knapp 2 Mio. l Milch zu verschiedenen Erzeugnissen.

Bereits von der Straße aus kann man erkennen, dass dieser Betrieb etwas Besonderes ist. Lange, helle Holzzäune weisen den Weg zu dem gut 100 m langen Stall vom Landhof Zum Dorfkrug in Neu Wulmstorf bei Hamburg. Insgesamt 120 Milchkühe sind in dem neugebauten Strohstall von 2020 zu Hause. „Viel länger gibt es den Landhof auch noch gar nicht. Als ich hier im Jahr 2015 angefangen habe, gab es weder einen Betrieb noch Tiere“, erzählt Betriebsleiter Torben Meyer.

Angefangen hat hier alles mit einer Salatsauce mit feiner Zwiebelnote. Bereits seit 2007 gibt es die „Sylter Salatfrische“ im Einzelhandel. „Während der EHEC-Krise im Jahr 2011 wollten die Menschen weniger Salat essen. Diese Zeit haben wir dazu genutzt, unser Sortiment um Desserts und weitere Saucen zu erweitern“, sagt Ilka Brüggmann, die auf dem Landhof für das Marketing zuständig ist.

„Um die benötigte Milch für Pudding, Vanillesauce und Milchreis eigenständig produzieren zu können, wuchs dann bei meinem Chef Thomas Hauschild der Wunsch nach einem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, der Tierwohl und Verbraucher miteinander verbindet“, sagt Torben Meyer.

Thomas Hauschild ist ursprünglich Gastronom und betreibt neben der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion ein eigenes Restaurant. Nach dem Erwerb einer 20 ha großen Fläche am Ortsrand von Neu Wulmstorf und einem längeren Genehmigungsverfahren konnten sie 2019 mit dem Neubau des Stroh- und Kälberstalls und einer Maschinenhalle beginnen.

„Ursprünglich war der Plan, einen Stall für 60 Kühe zu errichten. Wir haben uns dann aber doch für 120 Kühe und zwei Melkroboter von Lely entschieden. Dadurch hat die Genehmigung etwas länger gedauert“, sagt Agrarbetriebswirt Meyer.

Der Stall wurde aufgrund der teilweise behornten Herde großzügig geplant.

hoher Hygienestandard

30 Anglerkühe der alten Zuchtrichtung, 70 moderne Angler und 20 Schwarzbunte geben hier täglich gut 29 l Milch mit 4,7 Prozent Fett und 3,55 Prozent Eiweiß. „Wir erzeugen auf dem Landhof eine Jahresmenge von 1,1 Mio. l. Hinzu kommen zwei weitere Betriebe im näheren Umkreis mit einer Gesamtmenge von 850.000 l, die ihre Milch an uns vermarkten“, sagt der 31-Jährige.

Zu Beginn hat das Unternehmen die Milch noch mit einem eigenen Milchsammelwagen abgeholt. Mittlerweile übernimmt dies eine Spedition aus der Nähe. „Da wir in der Produktion keine Konservierungsstoffe verwenden, ist Hygiene besonders wichtig. Der Milchwagen holt alle zwei Tage gut 10.000 l von uns und den Partnerlandwirten ab und bringt die Milch in unsere 2 km entfernte Produktionsstätte innerhalb des Ortes Neu Wulmstorf“, erklärt Ilka Brüggmann. Die Übergabe erfolgt dabei völlig kontaktlos.

In den nächsten Monaten kommt ein weiterer Betrieb mit 1,1 Mio. l Jahresmenge hinzu. Wichtig ist dem Landhof dabei vor allem, dass die anliefernden Betriebe ihre Tiere auf die Weide lassen, genügend Platz im Stall bieten und eine gute Futterqualität vorweisen. „Unser Ziel ist es nicht, Norddeutschlands größter Milcherzeuger zu werden. Das Tierwohl steht an oberster Stelle“, sagt der Betriebsleiter. Der Landhof koppelt den Preis an den aktuellen Milchpreis. „Nach unserer Auffassung müssen Verbraucher eine gute Qualität bezahlen und gute Tierhaltung auch.“

Auf dem Landhof haben die Tiere an guten Tagen durchgehend die Möglichkeit, auf die Weide zu gehen. „Wir kommen auf gut 200 Weidetage pro Jahr“, sagt Lea Hauschild. Sie ist die Tochter des Betriebsinhabers Thomas Hauschild und arbeitet nach ihrem erfogreich absolviertem Studium der ökologischen Landwirtschaft als stellvertretende Betriebsleiterin auf dem Hof.

Auch beim Platzangebot hebt sich der Hof von anderen ab. Der Stall wurde für 120 Kühe geplant, bietet aber theoretisch Platz für 180 Tiere. Deshalb stehen jedem Tier zurzeit gut 13 m² plus eine Gesamtweidefläche von 3 ha zur Verfügung.

Auf dem eingezäunten Rundgang gelangen Besucher zu den Weidetieren.

„Wir haben damals sehr großzügig geplant. Das liegt auch daran, dass Thomas Hauschild immer den Wunsch nach einer behornten Herde hatte“, erzählt Torben Meyer. Zurzeit laufen gut 40 behornte Tiere im Stall. „Bis jetzt gab es zum Glück keine Probleme mit Verletzungen. Da es keine Sackgassen und Liegeboxen gibt, haben die Tiere genügend Platz, um auszuweichen“, ergänzt Lea Hauschild.

Stroh, Stroh, Stroh

Die Strohliegefläche ist eine weitere Besonderheit des Betriebs. Insgesamt 1.200 m² Liegefläche steht den Tieren hier zur Verfügung. „Mittlerweile hat sich der Umgang mit dem Liegebereich gut eingependelt. Am Anfang hatten wir eine leichte Fliegenproblematik. Seit wir den den Liegebereich, den Abkalbe- und Krankenstall und den Kälberstakk alle drei Wochen ausmisten, ist das aber kein Thema mehr“, sagt der Betriebsleiter.

Insgesamt werden zweimal täglich gut zwei Rundballen mithilfe eines alten Miststreuers eingestreut. Je nach Witterung verbraucht der Betrieb im Jahresschnitt gut dreieinhalb bis vier Ballen pro Tag. „Wir bauen 35 ha Getreide an. Da kommen wir nicht drum herum, weiteres Stroh dazuzukaufen. Da wir hier allerdings in einer Ackerbauregion liegen, ist es kein Problem, an genügend Stroh im näheren Umkreis zu kommen“, sagt Torben Meyer.

Der Betrieb setzt dabei auch auf den Tausch von Mist gegen Stroh. Pro Jahr fallen davon gut 1.400 t an. Neben Getreide baut der Betrieb 45 ha Silomais und 10 ha Kleegras an. 40 ha sind Dauergrünland. „Unsere Ration besteht aus ungefähr 50 Prozent Mais und 50 Prozent Gras. Weitere Komponente ist nur Rapsschrot. Im Melkroboter bekommen die Tiere zusätzlich ein Gemisch aus Maisschrot, Raps und Zuckerrübenschnitzel“, sagt der Landwirt.

Die 50 Bunte-Bentheimer-Schweine laufen auf eingezäunten Weideflächen.

Tierwohl hat seinen Preis

Neben den Milchkühen hält der Betrieb auf den Weiden 42 Texas-Longhorn und 20 Welsh-Black-Rinder, 50 Bunte-Bentheimer-Schweine, Hühner, Ziegen und Alpakas. Alle Tiere kann man über einen eingezäunten Laufgang erreichen. Der Wunsch der Verbraucher nach der idyllischen Landwirtschaft. Hier wird er gelebt.

„Verbraucher müssen verstehen, dass gute Qualität, Tierwohl und nachhaltige Bewirtschaftung ihren Preis haben. Am Ende müssen sie mehr dafür bezahlen“, erklärt der Betriebsleiter.

Auf der Weide vorm Stall laufen Alpakas, Ziegen und Hühner.

Bei der Frage danach, was die verbraucher am häufigsten wissen wollen, sind sich alle drei einig: „Wie lange bleiben die Kälber bei der Mutter?“ Wenn man viel mit Verbrauchern arbeitet, kommt diese Frage früher oder später auf.

„Wir beschäftigen uns zurzeit auch mit Alternativen, also zum Beispiel der ammengebundenen Kälberaufzucht. Ob diese Haltungsform allerdings in den Betrieb passt, müssen wir für uns erst mal herausfinden“, erzählt Lea Hauschild. Es bleibt also auch in Zukunft spannend, wo die Reise des Landhofs hingeht. ●

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