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Honigvermarktung

Honig im Adventskalender verkaufen

Der Adventskalender bietet mehr als nur 24 verschiedene Sortenhonige. Es ist auch ein Training, Honig schmecken zu lernen.

Fruchtig, karamellig oder zartbitter - wie wird mein Frühstücksbrot heute Morgen schmecken? Diese Frage stellen sich die Kunden der Waldtracht-Imkerei von Christoph Koch aus dem Schwarzwald. Sie genießen jeden Tag bewusst einen anderen Sortenhonig aus dem jährlichen Adventskalender des Imkers. Christoph Koch kennt die vielschichtigen Nuancen, die man in den Honig- sorten erschmecken kann, und teilt diese Erfahrung als Honigverkostung mit seinen Kunden: Jeden Tag öffnet sich ein Türchen mit einem anderen Honig und der dazu passenden Sortenbeschreibung.

Ihren Honig bieten Stefan Koch, Barbara Schneider und Christoph Koch (im Bild von links nach rechts) auch auf dem Markt an.

Wie ein Honig-Adventskalender entsteht

Doch wie kam der Imker auf die Idee, einen Honig-Adventskalender anzubieten? Es begann Anfang des Jahres 2000 bei einem Gespräch mit einem Winzer. Dieser fragte, ob Tannenhonig bei jedem Imker gleich schmecke. Natürlich nicht! Bei Wein ist längst bekannt, dass man Jahrgang, Rebsorte und Hang rausschmecken kann - warum nicht auch bei Honig?

Der Kunde öffnet jeden Tag ein Türchen und erhält einen 30-Gramm-Probier-Honig.

Adventskalender mit Wein, Bier und Schokolade gibt es längst - und Christoph Koch wollte nun eine Honig-Verkostung anbieten. Dazu kontaktierte er zuerst eine Kartonage- fabrik. Dort werden die Kalenderhüllen aus Pappe hergestellt. Eine Grafikerin entwarf das dazu passende weihnachtliche Design. Zu Beginn fertigte der Imker die Kalender nur für Kinder an. Doch er bekam viele Rückmeldungen der Eltern, die von der Vielschichtigkeit der Honige überrascht waren. Dies führte zu dem jetzt erhältlichen, hochwertigen Adventskalender, mit dem man 24 Honige in 30-Gramm-Probiergläschen verkosten kann.

Warum wir mehr Honigverkostungen brauchen

Mit Honigverkostungen vermitteln Imker, dass Honig nach mehr schmeckt als nur süß. Dafür benötigt es keine Sortenhonige: In Frühjahrs- und Sommerblütenhonigen sind hunderte Aromastoffe der Nektarpflanzen aus dem Flugradius der Bienen enthalten. Dadurch schmecken diese Honige in jedem Jahr, in jeder Landschaft und von jedem Bienenvolk anders. Wer seinen Honig regional verkauft, macht die heimische Umgebung für die Kunden schmeckbar.

Die Sensorik, das Wahrnehmen eines Lebensmittels mit den Sinnen, ist eine Fähigkeit, die man trainieren kann. Der Adventskalender hilft dabei. Wer genau hinschaut, erkennt, dass Christoph Koch im Kalender mit einem milden Honig beginnt. Über die Woche hinweg werden sie immer kräftiger. Dann beginnt es wieder mit einem milden Honig, so probiert man sich über den Advent hinweg durch. Zum Schluss, so verspricht Christoph Koch, kann man sich nochmals alle milden Honige vornehmen und wird auch bei ihnen einen Unterschied schmecken.

Die Logistik muss stimmen: Für die Adventskalender müssen jährlich viele tausend Honige abgefüllt werden. Die Planung beginnt bereits ein Jahr vor dem Verkauf.

Christoph Koch verwendet für seinen Honig-Adventskalender verschiedene Sortenhonige aus der ganzen Welt. Jedes Jahr stellt er einen anderen Kalender zusammen. Möglich ist aber auch, verschiedene Jahrgänge, Honig verschiedener Bienenvölker oder verschiedener Bienenstände separat abzufüllen. Mit individuellen Beschreibungen der Honige eröffnet man den Kunden die Geschmackswelt. Wer keine 24 verschiedene Sortenhonige zusammenbekommt, kann weitere Bienenprodukte anbieten, wie Bonbons, ein Rezept für Bienenstich mit Honig, Kerzen, Met, Propolis-Lippenstifte oder Wachstücher. Mit Adventskalendern vermarkten Imker ihre Erzeugnisse auf eine neue und kreative Art.

Jeden Tag geht ein Türchen auf

Durch die Verkostung erleben auch Imker den Honig neu. Wir stellen einige Beschreibungen aus Christoph Kochs Kalender vor.

Rapshonig: Diese milde, cremig gerührte Honigsorte gibt es vorzugsweise in Nord- und Ostdeutschland. Oder von der Baar, einem Gebiet zwischen dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb auf 750 Meter Meereshöhe. Die stark duftenden, gelb blühenden Felder im Mai sind eine Augenweide. Das Summen der Bienen an den warmen Tagen lässt kein Imkerherz kalt. Dieser Honig ist ideal zum Süßen in der Weihnachtsbäckerei.

Buchweizenhonig: Nicht jeder ist begeistert vom Geschmack der kräftigen, tief schwarzen Sorte, dennoch gibt es Liebhaber. Buchweizen wird praktisch nur noch im Osten, wie in der Lausitz, großflächig angebaut. Er wird vom Mais verdrängt, ist jedoch in manchen heutigen Blühmischungen vorhanden.

Weißtannenhonig: Honig ist bekanntlich die Sommer-Sonne ins Glas gepackt. Und Weißtannenhonig nennt man das schwarze Gold des Schwarzwalds. In seiner bald 50-jährigen Tätigkeit als Imker gab es nicht viele Jahre mit reinen Tannenhonigen. Als Schwarzwälder ist Christoph Koch begeistert von seinen geernteten Weißtannenhonigen. Da geht es ihm nicht viel anders als den Winzern mit ihren heimischen Weinen.

Wilde-Wickenhonig: Dieser fein milde Honig mit dezent fruchtiger Note kann in Schleswig-Holstein, aber auch in Kalabrien geerntet werden.

Lindenhonig: Die heimische Sorte hat eine spezielle, dominierende Minz-Note. Christoph Koch meint, sie riecht wie eine Zahnarztpraxis.

Sulahonig: Diese milde Sorte stammt von der Sula - eine Klee-Art im südlichen Mittelmeerraum. Der Sulahonig aus dem Kalender von Christoph Koch stammt aus Taormina am Fuße des Ätna. Die Sorte verbindet mit ihrem milden Geschmack den sonnigen Süden.

Akazienhonig: Auch Robinie genannt. Dieser Honig ist sehr neutral im Geschmack und daher auch für die Küche bestens geeignet.

Orangenhonig: Dieser cremig gerührte Honig ist ein Vertreter der milden Sorten. Er hat eine sehr dezente fruchtige Note und stammt bei Christoph Koch vom Fuße des Ätna. In dem kleinen Dorf gibt es rund 300 große Imkereibetriebe auf engstem Raum. Es gibt dort in vielen alten Häusern meist mehrere gemauerte Honigbehälter, die Lagerkapazitäten für mehrere 100 bis hin zu 1000 Kilogramm haben. Natürlich werden diese heute nicht mehr benutzt. Dennoch ein Zeichen dafür, dass hier schon früher sehr viel Honig geerntet wurde.

Wilder-Lavendel-Honig: Mit diesem Honig bietet Christoph Koch eine Rarität an. Im Gegensatz zum klassischen Lavendelhonig (auch Lavandin genannt), stammt Wilder Lavendelhonig nicht aus den Anbaugebieten Südfrankreichs, sondern aus einem Militärischen Sperrgebiet im Hinterland der Haute Provence. Nur wenige Imkereien dürfen dort ihre Völker aufstellen. Außerdem muss es vor der Lavendelblüte ausgiebig regnen, damit es etwas zu ernten gibt. Mit diesem milden Honig erlebt man einen Hauch von Urlaub in Südfrankreich - mit der Duftnote der Provence.

Edelkastanienhonig: Dieser Honig der Esskastanie hat es in sich. Er gilt als die Zartbitterschokolade der Honige. Im Schwarzwald und Pfälzerwald musste man auf Anordnung von Karl dem Großen Edelkastanien pflanzen, wenn man Reben bewirtschaften wollte. Das Holz ist optimal für Rebpfähle, und die langen Blattstiele eignen sich hervorragend zum Anbinden der Reben an den Pflock. Das ist auch der Grund, warum diese Pflanze dort immer noch zu finden ist. Ihre Heimat ist eher der sonnige Süden. Im Tessin und an der Ardeche gibt es weit größere Bestände. Dort schmeckt der Honig auch deutlich herber und ausgeprägter. Im Schwarzwald in der Ortenau sind die Bestände innerhalb der Zeit, in der Christoph Koch imkert (seit über 45 Jahren), schon sehr rückläufig. Die Kastanie wird immer mehr durch die Douglasie verdrängt.

Ernte-des- Jahres-Honig: Zwischendurch bietet Christoph Koch ein Cuvée über eine ganze Bienensaison an. Da es in einem Jahr von allen Blütenarten wenig bis gar keinen Nektar geben kann, belässt der Imker den Honig auch mal bis zum Schluss in den Völkern und erntet dann. Wie das Ergebnis ausgefallen ist, kann man im Kalender probieren. Meist haben diese Jahres-Honige durch die Nektar- und Honigtau-Kombinationen von Linde, Edelkastanie und verschiedenen milden Blüten viel Pepp.

Zitrushonig: Ein dezent fruchtiger Ton zeichnet die feinnotige Honigsorte aus. Christoph Koch erhält sie vom Fuße des Ätna. Aus dieser Region werden in dem Kalender auch noch weitere Sortenhonige angeboten.

Heidelbeerhonig: Dieser Honig ist besonders, deshalb gibt es ihn in Christoph Kochs Kalender bevorzugt an Adventssonntagen. Selten gelingt es, Honig von Heidelbeeren pur zu ernten. Im Bayerischen Wald kann Christoph Koch ihn ab und zu ernten.

Thymianhonig: Für diese Honigsorte geht das Türchen an einem Adventssonntag auf. Guten Thymianhonig gibt es in Griechenland. Im Gegensatz zum Rosmarin-Honig hat der Thymianhonig weitaus mehr Kraft und eher ein für die Pflanze typisches Aroma.

Wild-Kirschenhonig: Diesen heimischen Honig gibt es aus Nutzholzbeständen. Er schmeckt eher karamellig als nach Kirschen. Christoph Koch freut sich über diese Honigsorte, deren Ernte nicht jedes Jahr möglich ist.

Efeuhonig: Dieser Honig hat ein charakteristisch kräftiges, herbes Aroma. Nur älterer Efeu blüht und dann auch erst spät in der Saison: Die sortenreine Ernte ist aufwendig und nur im sonnigen Süden wie Kalabrien einfacher.

Fenchelhonig: Es gibt Fenchel-Anbaugebiete in Thüringen und Hessen. Das Aroma ist stärker ausgeprägt als bei so manch anderen Blütenhonigen. Man darf diese Honigsorte nicht mit Fenchelöl versetztem Honig verwechseln. Eigentlich dürfte man dieses Produkt nicht als Fenchelhonig bezeichnen. Dass man so etwas in Deutschland findet, liegt an dem Sonderrecht einer Firma, welche sich dieses bei der Wiedervereinigung gesichert hatte.

Bergwiesenhonig: Diesen Honig erntet Christoph Koch aus dem Raum Todtnau am Feldberg, der höchsten Region des Schwarzwalds. Hier dominiert nicht das Löwenzahnaroma, sondern die vielen kleinen Blumen von Bergwiesen. Die gibt es nur in großer Vielfalt, wenn man Kunst- und Mineraldünger weglässt. Dank Förderprogrammen gibt es heute wieder Flächen wie in der Bergwiesen-Bewirtschaftung der 50er-Jahre. Mit diesem Honig können wir uns also geschmacklich zurückversetzen.

Die Adventskalender von Christoph Koch kann man auf seiner Webseite www.honig-adventskalender.de reservieren. Die Kalender mit 24 Honigen à 30 Gramm sind für 85 Euro inklusive Versand erhältlich.

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