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Bienengesundheit

Wärme gegen Varroa

Kurt Tratsch und seine Frau Renate bei der Frühlingsbehandlung mit dem Varroa Controller.

Seit über 35 Jahren habe ich Bienen, und im Kampf gegen die Varroa habe ich im Laufe der Zeit verschiedenste Behandlungsmethoden ausprobiert. Von chemischen Mitteln wie Apistan und Co. haben wir in unserer Imkerei schon nach kurzer Zeit Abstand genommen, da wir unsere Naturprodukte nicht belasten wollten. Danach griffen wir zur Ameisensäure und behandelten unsere Völker damit einige Jahre. Unsere Bienen stehen allerdings im Gebirge bis zum Voralpengebiet, wo wir zum Zeitpunkt der Ameisensäurebehandlung nicht die idealen Wettervoraussetzungen dafür haben. Vor allem die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit sind für eine Langzeitbehandlung nicht geeignet, was teilweise zu schlechten Ergebnissen führte. Doch auch mit der anschließend ausprobierten Schockbehandlung mit Ameisensäure war ich nicht glücklich. Zum einen, weil mir die Bienen sehr leidtaten und auch weil wir doch immer wieder Königinnen bzw. Bienenvölker verloren.

Serie

Chemiefreie Imkerei mittels Hyperthermie

  • Teil 1: Im vorliegenden Beitrag beschreibe ich die Wichtigkeit der Frühjahrsbehandlung mit der Hyperthermie.
  • Teil 2: Im Mai beschreibe ich den vorteilhaften Einsatz der Bannwabe mit anschließender Hyperthermie.
  • Teil 3: Im September zeige ich Ihnen, wie Sie die entscheidende, kombinierte Herbstbehandlung mittels Hyperthermie und Restentmilbung machen können, um sicher zu überwintern.
  • Teil 4: Im Dezember werde ich über die verschiedenen gemeinschaftlichen Nutzungsformen der Hyperthermie samt einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung berichten.

Hyperthermie

Auf der Suche nach einer Alternative zur Chemie stieß ich auf das Thema Hyperthermie. Nach einigen Recherchen war für mich klar, dass dies ein Weg ist, den ich versuchen möchte. Im Jahr 2014 entdeckte ich schließlich den Varroa Controller auf einer Messe. Mit diesem Gerät behandelt man ausschließlich die entnommene verdeckelte Bienenbrut samt der darin enthaltenen Varroamilben. Dadurch werden keine ansitzenden Bienen behandelt, und es kommt auch zu keiner Schädigung der Königin und der in ihrer Samenblase gespeicherten Spermien, was für mich als Züchter extrem wichtig ist. Der Varroa Controller überwacht die Luftfeuchtigkeit sowie die Temperatur während der Behandlung genauestens, und man kann mehrere Völker gleichzeitig behandeln. All diese Punkte überzeugten mich. Um die Ergebnisse vergleichen zu können, behandelte ich im Jahr 2014 einen Teil meiner Völker mit dem Varroa Controller, andere noch mit Ameisensäure. Ich verlor kein einziges der Bienenvölker, die ich mit Hyperthermie behandelt hatte, und sie entwickelten sich super. Schon im nächsten Jahr legte ich mir drei weitere Geräte zu, und so kann ich nun mit insgesamt vier Varroa Controllern bis zu 65 Bienenvölker an einem Tag mit Hyperthermie gegen die Varroamilbe behandeln.

Im Frühjahr: Varroalast drücken

Entwicklung der Milben im Bienenvolk mit und ohne thermische Behandlung: In beiden Fällen eine Verdopplung pro Monat. Der Unterschied ist der geringe Startwert nach der Hyperthermie. Damit kommt es bis zum Sommer zu keiner gefährlichen Milbenbelastung.

Je nach Wetterlage haben Ihre Bienen Ende Februar bzw. Anfang März den Reinigungsflug gemacht und tragen schon die ersten Pollen ein. Freuen Sie sich darüber, denn leider wird auch heuer vielen nicht gelungen sein, die Bienen erfolgreich durch den Winter zu bringen. Die Ausfälle sind teils dramatisch. Lassen Sie uns aber vorwärtsblicken und gemeinsam Strategien entwickeln, damit das Frühjahr Freude an gesunden Bienen bringt.

Ich habe mir ein Ganzjahreskonzept zurechtgelegt, das bei richtiger und zeitgerechter Anwendung sicher und ohne Chemie wirkt. Um den Bienen einen guten Start in die neue Saison zu bieten, ist es unbedingt notwendig, die Anzahl der Milben zum Brutbeginn so niedrig wie möglich zu halten . Denn sobald die offene frische Brut ihren Pheromon-Duft versprüht, lassen sich die Milben, die den Winter überlebt haben, vor dem Schließen der Brutzellen in diese einsperren, um sich dort zu vermehren. Ist die Brut auf den ersten zwei bis drei Bruträhmchen auf einer mindestens handgroßen Fläche geschlossen, ist es Zeit für die Frühjahrsbehandlung mit dem Varroa Controller. Bei uns in Österreich kann das je nach Höhenlage und Region Anfang März bis Mitte April sein, in Deutschland möglicherweise auch schon Ende Februar. Bei dieser Behandlung haben wir auch gleich die Möglichkeit, die Futterreserven zu kontrollieren und eventuell Randwaben zu entfernen und nach der Behandlung ein Isolierschied zu geben. Ich behandle bereits bei einer Temperatur ab 14 Grad. Da ist es unbedingt notwendig, die Entnahme der Bruträhmchen sehr zügig durchzuführen, um die offene Zeit des Bienenvolks so kurz wie möglich zu halten. Und so geht‘s:

Das Einhängen der Bruträhmchen sollte schnell gehen, damit die Bruträhmchen nicht auskühlen.

  • Bruträhmchen ziehen und die ansitzenden Bienen auf die verbleibenden Waben abstoßen.
  • Danach sofort in das bereits vorgewärmte Gerät einhängen und den Deckel des Gerätes schnell wieder schließen, um ein unnötiges Abkühlen der Bienenbrut zu vermeiden.
  • Während der Behandlung bleiben die Wabengassen, wo die Bruträhmchen entnommen wurden, frei. Sie werden von den ansitzenden Bienen sofort belagert und gewärmt.
  • Nach der Behandlungsdauer von zwei Stunden kommen die noch warmen Bruträhmchen wieder an ihren Platz im Bienenvolk zurück.
  • Bereits nach ca. zwei Wochen können Sie dann auf der Windeleinlage im Gemüll die Wabengassen und die getöteten Milben erkennen.

Mit dieser Behandlung ermöglichen wir dem Bienenvolk einen guten Start in die neue Saison, und bis zum Sommer kommt es so zu keiner gefährlichen Milbenbelastung.

Autor

Kurt Tratsch

ist Imkermeister und bewirtschaftet in der Steiermark ca. 200 Bienenvölker an ca. 10 – 14 Standorten in verschiedener Höhenlage.

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