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Bienengesundheit

Den Milben eine Falle stellen

Beim neuen VarroaStop tauscht man die bebrütete Rückwand des Königinnenkäfigs aus und entfernt so die Milben.

Dieses Frühjahr waren mehr Imker als üblich von der Auswinterung ihrer Bienen enttäuscht. Meist litten die verstorbenen Bienenvölker an einer zu hohen Last der Varroamilben. Wer auf der Suche nach sicheren Varroa-Bekämpfungsmaßnahmen ist, gelangt bei der Recherche schnell zu biotechnischen Verfahren. Die nutzen wir ergänzend zu den Bekämpfungsmitteln gegen die Milbe. Im Mittelpunkt steht seit einigen Jahren die Frage: Was würden Bienenvölker von Natur aus gegen Parasiten und Krankheiten tun?

Bienen schalten im Frühsommer eine brut-freie Phase ein. Diese brutlose Phase von etwa vier Wochen entsteht automatisch durch das Schwärmen. Gesunde Bienenvölker streben dies jedes Jahr an, wir Imker verhindern es – und zahlen dafür einen Preis. In dieser brutlosen Phase altern viele Varroamilben und können sich anschließend nicht mehr fortpflanzen. Deshalb sind die abgeschwärmten Bienenvölker erfahrungsgemäß weniger durch Varroa gefährdet. Und dass, obwohl sie im Vergleich zum Schwarm wesentlich mehr Milben behalten. Die brutlose Zeit, in der sich Milben nirgends verstecken können, bietet sich als effizienter Behandlungszeitraum für die Oxalsäurepräparate an.

Italienische Berufsimker käfigen ihre Königinnen seit vielen Jahren und empfinden damit die Strategie der Natur nach. Armin Spürgin hat in seiner Übersicht (bienen&natur, Januar-Heft 2022) die verfügbaren Käfige vorgestellt. Das Jenter VarroaStop ist ein neu dazu gekommenes System. Damit nutzen die Imker neben der brutlosen Phase den Fallen-Effekt des Bannwabenverfahrens. Die gekäfigte Königin bleibt attraktiv, während die Bienen bei Königinnen in kleinen Käfigen oft umweiseln.

Wie funktioniert das? Zunächst passt man den 12×12 Zentimeter großen Käfig in eine bebrütete Wabe ein. Der Käfig hat exakt die Dicke der Wabe. Dann wird der Käfig mit der Rückwand verschlossen, welche Zellen eingeprägt hat. Auf der Vorderseite ist eine verschließbare Öffnung, durch die man die Königin einsetzt. Die Bienen können den verschlossenen Käfig von beiden Wabengassen aus durchqueren. Im Käfig bauen die Bienen Zellwände auf die Rückwand, und die Königin beginnt, die einseitige Wabe zu bestiften. Ihr Hofstaat ist mit im Käfig und umsorgt die Stockmutter. Nachdem die Bienen das Wabenstück verdeckelt haben, wird die Rückwand abgehoben und gegen eine neue ausgetauscht.

Auf der Vorderseite des VarroaStop befindet sich eine kleine, kreisrunde Öffnung, mit der man die Königin sperren kann.

Im Vergleich zum Bannwabenverfahren wird lediglich eine Brutfläche von 300 Zellen entfernt. Die Königin bleibt für eine weitere Runde im Käfig. Im Bienenvolk entsteht allmählich die brutlose Phase. Für die Varroamilben ist die Wabe im Käfig die letzte Chance, offene Brut zu erreichen. Dementsprechend wirkt die gekäfigte Wabe auf Varroamilben wie eine Falle. Wenn auch diese Brutfläche verdeckelt ist, entfernt man diese. Jetzt ist das Volk komplett brutfrei, und es kann bei Bedarf noch eine Restentmilbung durchgeführt werden. Dann entlässt man die Königin und rückt die Wabe mit dem Käfig an den Rand des Bienenkastens. Die Königin bleibt bis zum Einsatz im nächsten Jahr im Volk. Jetzt können die verdeckelten Wabenstücke geköpft, ausgeklopft und bis zum nächsten Jahr wachsmottengeschützt aufbewahrt werden. Soweit die Theorie.

Die Rückwände des Königinnenkäfigs haben Platz für 300 verdeckelte Zellen. Die darin lebenden Milben entfernt man einfach aus dem Volk.

Carlos Vázquez, Student an der Landesanstalt für Bienenkunde, testete für seine Masterarbeit Prototypen von VarroaStop mit knapp 20 Völkern. Die Entwickler verbesserten VarroaStop weiterhin: Die Rückwand mit bewachster Zellprägung steigerte den Bautrieb der Bienen im Käfig. Die Varroamilben befielen erwartungsgemäß die Brut im Käfig. Hauptsächlich befielen die Milben die zweite Serie Waben. Die geköpften Waben wurden über einem Doppelsieb gewaschen und die so abgefangenen Milben gezählt. Um die verbliebenen Milben zu erfassen, behandelte Carlos Vázquez die Völker im brutfreien Zustand mit hochwirksamem Perizin. Die Milben landeten unter den Völkern auf den Bodenschiebern. Mit diesen Daten ermittelte Carlos Vázquez den Wirkungsgrad des VarroaStop. Bei zehn Bienenvölkern befielen 60 bis 93 Prozent aller Milben den VarroaStop-Käfig und konnten entfernt werden. Unklar bleibt, wie viele der im Volk verbliebenen Milben überhaupt noch fortpflanzungsfähig gewesen wären.

2021 wurde Jenter VarroaStop zusätzlich in einer Berufsimkerei unter Praxis-Bedingungen getestet. Die Bienen wurden im brutfreien Zustand mit Oxalsäure behandelt, im Winter wurde die Restentmilbung durchgeführt. Die Bienen aus allen Völkern bauten die Rückwände des VarroaStop aus, die Königinnen bebrüteten die Zellen. Kein Volk wollte umweiseln, alle Königinnen überlebten.

Das System könnte in vielen Imkereien zu einer sichereren Varroa-Behandlung führen. Damit der Zeitaufwand, die Königin Anfang bis Mitte Juli zu suchen, gering bleibt, sollte sie gezeichnet sein. Besonders elegant wird das Verfahren im zweiten Jahr. Die Käfigwaben sind im Volk, die ausgebauten Rückwände stehen zur Verfügung. Jetzt muss man nur die Königin einsetzen und die Wabe ins Zentrum des Volkes rücken.

Autor

Dr. Klaus Wallner

arbeitet im Bereich Rückstandsanalytik und Bienenschutz an der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim.

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