Bekämpfung der Vespa velutina

Dr. Melanie von Orlow: Im letzten Absatz rät Dr. Boecking ausdrücklich von einer kostenaufwendigen Beseitigung der Hauptnester „im Herbst“ ab, da dann schon alle Geschlechtstiere abgeflogen seien. Auf der kürzlich in Dresden stattgefundenen internationalen Bienenkonferenz wurde in dem Vortrag von Dr. Quentin Rome deutlich gemacht, dass eine Beseitigung von Hauptnestern bis in die zweite Oktoberhälfte durchaus sinnvoll sein kann. Der Ausflug der Geschlechtstiere findet offenbar wesentlich später statt als bei der heimischen Hornisse Vespa crabro. Bekämpfer aus Rheinland-Pfalz berichteten, dass selbst Anfang November noch hunderte Königinnen in den Nestern zu finden waren.

Bei dem von uns am 11. Oktober 2023 in Berlin geborgenen Sekundärnest, dem ersten dieser Art in Berlin, wurden 872 Arbeiterinnen, 70 frisch geschlüpfte Drohnen und nur eine, die alte, Königin gefunden. Wenn wir eine ähnliche Reifezeit wie bei der heimischen Hornisse annehmen, so wären tatsächlich erst Anfang November fertig aufgefütterte und überwinterungsfähige Königinnen zu erwarten.

Sicherlich sind diese Erkenntnisse nicht auf alle Regionen gleichermaßen übertragbar, doch ist das pauschale Urteil, eine Bekämpfung im Herbst lohne den Aufwand nicht, da ja eh schon zu spät, zumindest bei rechtzeitigem Fund im Oktober nicht zu halten. Allerdings sollten Kommunen und Akteure beizeiten eine schnelle, einfache Kommunikations- und Handlungskette aufbauen, damit nicht nach dem Fund wertvolle Zeit mit Kompetenzgerangel verloren geht.