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Zum Thema

Kein Platz

Ein Kommentar von Rainer Königer,
Wochenblatt-Redakteur
rainer.koeniger@dlv.de

Die Märkte für Getreide und Ölsaaten haben sich zuletzt etwas beruhigt. Dass die Russen jetzt Korridore für den Getreideexport schaffen wollen, macht Schlagzeilen und drückt auf die Preise. Aber ganz ehrlich: Derzeit ist einer Hehlerbande mehr zu trauen als den Russen.

Fast alles ist teurer geworden, doch wer dies jetzt auf die höheren Erzeugerpreise schiebt, liegt falsch. Denn der Anteil der Agrarrohstoffe am Endprodukt ist meist nur marginal. Irgendwie erinnert die jetzige Inflation an die Einführung des Euro. Die Preise machten damals einen Satz nach oben, ein neues Plateau wurde erreicht, von dem die Händler einfach nicht mehr abrücken wollten. Mit diesem Effekt ist auch in der jetzigen Krise zu rechnen. Der Bayer sagt dazu lakonisch: „Billiger werds nimma.“

Während in Westeuropa über Preise und Energie diskutiert wird, hat für die Ukrainer und die ukrainischen Landwirte der Krieg nichts an Schrecken verloren. Sie haben unter teils sprichwörtlich mörderischen Bedingungen ihre Felder bestellt, und hoffen nun – wie jeder Landwirt – auf eine gute Ernte. Doch auch, wenn die Ernte passen sollte, taucht ein nächstes Problem auf: Wohin damit? Dass die Russen die Schwarzmeerhäfen blockieren, ist schon ein Problem für die eingelagerte Ware aus dem Jahr 2021. Und jetzt kommt die neue Ernte dazu. Statt sechs Millionen Tonnen Getreide monatlich schafft es die Ukraine unter großen Mühen derzeit gerade mal, eineinhalb Millionen Tonnen außer Landes zu bringen. Die Silos – sofern nicht zerbombt – sind immer noch verdammt voll. Platz für neue Ware: Fehlanzeige!

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