Logo Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt digitalmagazin

Artikel wird geladen

Bessere Einkommen als Ziel

Georg Sachsenhauser

Steckbrief

geboren: 1963

wohnt in: Kröning / Landshut

Betrieb: Veredelungsbetrieb mit 800 Mastschweinen, Photovoltaikanlage

Engagement im BBV:
stellv. Ortsobmann 1997 – 2017,
Ortsobmann seit 2017,
Kreisobmann seit 2017,
Seit 2009 Sprecher der Arge-Jagd BBV Bezirk Niederbayern,
Seit 2020 Wasserexperte im Bayerischen Bauernverband.

Gesellschaft und Landwirtschaft haben sich in den vergangenen Jahren immer weiter voneinander entfernt. Was ist da schiefgelaufen?

Wir Landwirte haben uns immer stärker auf unsere Produktion fokussieren müssen, um bei den sinkenden Margen, steigenden Produktionskosten und gleichbleibenden oder sinkenden Produktpreisen noch überleben zu können. Dabei standen die Stückkosten und die mengenmäßige Ausweitung der Produktion im Vordergrund. Durch die größeren Produktionseinheiten und die Konzentration der Tierhaltung kamen Widerstände aus der Bevölkerung. Das heißt aber nicht gleichzeitig, dass größere Stallungen schlechter für die Tiere sind. Im Gegenteil: Neue Stallungen sind immer ein Vorteil für die Tiere.

Gleichzeitig sind auch sehr, sehr viele Landwirte aus der Tierhaltung ausgestiegen oder haben ihren Betrieb verpachtet, weil sie bei diesen Produktpreisen nicht mehr überleben konnten. Dadurch haben wir sehr viele Landwirte und dadurch auch Multiplikatoren in der Gesellschaft für unsere Produktion verloren.

Es ist und wird in Zukunft eine der größten Herausforderungen für uns Bauern sein, den Bürgern unsere Produktion zu erklären und mitzunehmen. Aber auch die Medien und Medienschaffenden haben die Pflicht, die Produktion in ihrer Vielfalt und ihrer Präsenz darzustellen.

Wie sollte der BBV agieren, um das wieder zu ändern? Mehr Kante zeigen oder mehr positiv mitgestalten?

Es ist sowohl das eine, wie das andere notwendig. Zum einen muss unsere Produktion noch besser und breiter kommuniziert werden. Das geschieht sehr gut durch unsere Landfrauen über die Projektwochen an den Schulen „Alltagskompetenzen – Schule fürs Leben“. Wir müssen auch unsere Produktion noch klarer und offener kommunizieren. Das wird durch die Darstellungen und Filme von den einzelnen Produktionsrichtungen und die mediale Verbreitung von „Unsere Bayerischen Bauern“ schon sehr gut gemacht. Auch die Heimatlandwirte aus Landshut haben den Bürgern die Produktion in der Region durch Hoffeste, Radiospots und Werbebanner an ihren Höfen nähergebracht. Dies müssen wir noch weiter verstärken und ausweiten. Aber es gibt auch vieles, was ich nicht akzeptieren kann und werde. Hier werde ich ganz klar sachlich, faktenbezogen und frei von ideologischer Denke Stellung beziehen und durchsetzen.

Bei welchen agrarpolitischen Themen ist für Sie eine rote Linie überschritten?

Hier kann man fast alle Themen mit anführen, ob dies die Düngeverordnung, die Gemeinsame Agrarpolitik 2022 bis 2027, der Vorschlag der Europäischen Kommission zur Änderung der Erneuerbaren-Richtlinie (REDIII), die EU-Kommissionsvorschläge zur Pflanzenschutzreduzierung, Farm to Fork-Strategie der EU, Umgang mit Wolf, Bär, Tierschutznutztierhaltungsverordnung, Technische Anweisung Luft (TA-Luft) und vieles mehr. Hier werden bürokratische Monster und Vorschriften erschaffen, die dem Bürger und den Tieren keine wesentlichen Vorteile bringen. Meiner Meinung hat dies nur das eine Ziel, die Produktion in Bayern und Deutschland zu reduzieren, um billig ohne jegliche nachprüfbaren Standards weltweit Nahrungsmittel industriell zu besorgen.

Zu den Bauern-Demos der vergangenen Monate hat nicht der BBV aufgerufen. Sollte der Verband künftig mehr mit AbL, BDM oder LSV-Bayern zusammenarbeiten?

Ich schätze die Arbeit der LSV, BDM und AbL, aber wir müssen alle Landwirte und Landwirtinnen in der Vielschichtigkeit ihrer Betriebe im Blick haben. Ich will eine Möglichkeit des Austausches finden, um nicht gegenseitig ausgespielt und benutzt zu werden. EINIGKEIT MACHT STARK!

Wie wollen den Verband für Junglandwirtinnen und Junglandwirte attraktiver machen?

Wir sind ein attraktiver Verband für Junglandwirtinnen und Junglandwirte. Das zeigen die Wahlen der vergangenen Monate deutlich, als vieler junge Bäuerinnen und Bauern in die Gremien auf Ehrenamtsebene gewählt wurden. Nichtsdestotrotz müssen wir zum einen bei der Kommunikation über Facebook, Twitter, WhatsApp usw. uns an die Bedürfnisse der Junglandwirtinnen und Junglandwirten noch schneller anpassen, ohne die bisherigen Kommunikationswege zu vernachlässigen. Während Corona waren wir von heute auf morgen im Bauernverband gezwungen Online-Veranstaltungen durchzuführen. Dies hat nach kleinen Anfangsproblemen sehr gut funktioniert. Dieses Format müssen wir weiterhin nutzen, auch für Informationen für junge Landwirtinnen und Landwirte. Auch müssen wir die Jugend über E-Mails persönlich erreichen können, um ihnen schnell und zeitnah wichtig Informationen zu übermitteln.

Was mir noch wichtig ist ...

Am wichtigsten für mich ist, dass alle Familienbetriebe das Einkommen erreichen, das mindestens dem durchschnittlichen Arbeitnehmerlohn in Deutschland entspricht, je nach Arbeitszeit und Arbeitskräfte auf dem Familienbetrieb. 
Zudem braucht es eine Eigenkapitalbildung, die es ermöglicht, nach dem Abschreibungszeitraum die Maschinen und Gebäudeeinrichtungen zu ersetzen. Dies ist die Grundlage, um weitere Betriebsaufgaben zu vermeiden und unserer Arbeit die Wertschätzung zu geben, die ihr zusteht. 
Rund zwei Drittel der bayerischen Vollerwerbsbertriebe haben dieses Einkommen laut dem jüngsten  Agrarbericht nicht erreicht. Das ist erschreckend und spiegelt sich in der Stimmung bei vielen Betrieben wider. Hier ist vor allem bei tierhaltenden Betrieben und Betrieben mit verderblichen Lebensmitteln ein anderes Preisfindungssystem notwendig, für den Basispreis und für deren Zuschläge. 
Diese Landwirte können nicht von heute auf morgen die Produktion einstellen oder die Produkte weiter lagern. 
Der Verbraucher versteht nicht, warum wir weniger bekommen, obwohl er an der Ladentheke immer mehr bezahlen muss. 
Deshalb will ich für die Familienbetriebe ein System etablieren, dass deren Erzeugerpreise am Verkaufspreis des Lebensmitteleinzelhandels prozentual angepasst werden. 
Gerechtigkeit ist mir am wichtigsten.

Digitale Ausgabe Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt

Holen Sie sich noch mehr wertvolle Fachinfos.
Lesen Sie weiter in der digitalen Ausgabe des
Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatts !

 Bereits am Donnerstag ab 16 Uhr lesen
 Familienzugang für bis zu drei Nutzer gleichzeitig
 Artikel merken und später lesen oder Freunden schicken