Blütenteppiche zur Ehre Gottes

Fünf Uhr morgens in Uetzing: Wannen voller Blütenblätter von rosarot bis sonnengelb, Schubkarren mit Rasenschnitt und viele eifrige Hände. Adelgunde Gagel erinnert sich: „Als ich Kind war, haben wir Gras auf den Boden gelegt und meine Oma streute ein paar Blumen drauf. Das war‘s.“ Die Motive wurden mit den Jahren aufwendiger: mehr Blüten, mehr Farben, ganze Bilder. Auch in Eichelsee wird seit Generationen gelegt: Der Blumenteppich der Familie Kleinschrodt liegt direkt an einem der Altäre der Fronleichnamsprozession. Immer neu, immer von Herzen. Seit seiner Kindheit ist Landwirt Georg Kleinschrodt Blumenteppich-Leger. Die Eichelseer Prozession zieht sich als Rundweg mit einem Laufteppich aus Rasen durch den kleinen Ort im Ochsenfurter Gau. Einer der Altäre steht neben dem Hof der Kleinschrodts. Das ist seit Generationen so. Das gleiche Motiv jedes Jahr? Das kommt auch für die Kleinschrodts nicht in Frage. Und so halten die passionierten Teppichleger 365 Tage lang ihre Augen offen für neue Ideen. Schließlich sollen die Kunstwerke Betrachter begeistern und den Herrn gebührend ehren.

An Fronleichnam feiern Katholiken die Gegenwart Gottes in der Eucharistie. Die Prozession führt zu vier geschmückten Altären und endet mit einem Segen. In einigen Gemeinden wie im oberfränkischen Uetzing warten an den Altären die mühevoll gelegten, farbenprächtigen Blumenbilder. In anderen Gemeinden wie in Hüfingen im Schwarzwald schreitet der Pfarrer über einen auf die Straße gelegten kunstvollen Blumenteppich. Die Teppiche symbolisieren die „Himmelswiese“, die nur das Heiligste begehen darf. Für andere ist das Betreten tabu.