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Starkholz fällen

Der Fällgreifer Schwanitz FG600-T ist für

das Abtragen starker Bäume ausgelegt

Wie auch bei der Entwicklung des ersten Fällgreifers, handelt es sich auch hier um eine Kooperation zwischen Max Maicher und der Firma Schwanitz Forsttechnik. Maicher definierte die Systemanforderungen, Schwanitz hat das Gerät konzipiert und gebaut.

Der FG500 hat seinen Dienst tadellos verrichtet, berichtet Max Maicher: „Nur die Bäume sind immer dicker geworden.“ Immer öfter habe er einen Auftrag nicht ausführen können, weil der Kappdurchmesser des FG500 mit 650 mm einfach zu klein war. Also musste etwas größeres her.

Für starke Bäume

So auch am Tag unseres Besuchs bei Max Maicher, als er eine riesige doppelstämmige Weide in der Nähe eines Schulwegs entfernen soll. Tote Äste könnten abbrechen und einer der beiden Stämme droht auf ein Privatgrundstück zu stürzen, denn der Stammfuß ist vom Schwefelporling befallen. Wegen der akuten Gefahr ist die Maßnahme auch in der Brutzeit genehmigungsfähig gewesen.

Der Auftrag: Beide Stämme bis auf 3 m Höhe abtragen, so dass der Baum als Kopfweide wieder austreiben kann, aber keine Gefahr mehr darstellt. Es kam dann etwas anders, aber dazu später mehr.

Mit dem Haken lassen sich ergänzend zur Baumfällung auch Lasten manipulieren

Zunächst beobachten wir Max Maicher bei der Arbeit. Als wir ankommen, wechselt er gerade die Kettenschiene. Standardmäßig ist der Schwanitz FG600 T mit einer 90-cm-Schiene ausgestattet, die Hölzer bis zu 75 cm Durchmesser kappt. Das reicht hier aber nicht. Also bekommt der Fällgreifer eine 113-cm-Schiene, die bis zu 100 cm schafft. Es gäbe sogar noch eine längere Variante mit 135 cm Länge und 120 cm Kappdurchmesser.

Der Sägekasten der SuperSaw 55 von Hultdins ist standardmäßig für die Aufnahme der kürzesten Schiene ausgelegt. Kommt eine der längeren Varianten zum Einsatz, wird mit drei Schrauben ein Sägeschutz angeschraubt, der den über den Kasten hinausstehenden Teil der Schiene vor dem Verbiegen schützt.

Der Sägekasten ist am Greifer angeschraubt und verstellbar. So kann der Abstand zum Holz variiert werden und damit auch die Anlaufzeit für die Sägenkette. Je nach Hydraulikleistung des Trägergeräts läuft die Kette schneller oder langsamer. Bei einer geringeren Geschwindigkeit ist eine größere Anlaufzeit sinnvoll und umgekehrt.

Kräftiger Greifer

Wie bereits für den FG500-T stehen auch für den FG600-T zwei unterschiedliche Größen an Greiferschalen zur Verfügung. Bei dem Einsatz kamen 360er Schalen mit 181 cm Öffnungsweite zum Einsatz. Es wären auch 420er Schalen mit größerer Öffnungsweite möglich. „Ob die tatsächlich umgesetzt werden, ist aber fraglich“, erzählt Max Maicher. In der Tat fragt man sich, wofür man noch mehr Öffnungsweite brauchen könnte.

Um den Greifer herum hat Schwanitz ein Gehäuse konstruiert, das die Kräfte der stehenden Bäume oder quer hängender Starkäste aufnehmen kann. Dazu gehört auch ein Mense-Schwenkwerk, das wie bereits der Vorgänger ein Schwenkmoment von knapp 10 t bietet.

Schwanitz verwendet zum Bau des Fällgreifers Bauteile aus der Großserie und verbindet so die hohe Qualität der Teile mit einem vergleichsweise günstigen Preis. Ein weiterer Vorteil liegt in der ständigen Verfügbarkeit der Komponenten, die alle per Nachtexpress versendet werden können, erklärt Peter Schwanitz.

Als Trägerfahrzeug setzt Max Maicher den neuen Manitou MRT 3060 ein. Dieser drehbare Telestapler hat eine Hubkraft von maximal 6 000 kg. In der üblichen Arbeitsentfernung von bis zu 15 m hebt er immer noch gut und gerne 2 000 bis 3 000 kg. Um vor bösen Überraschungen sicher zu sein, zeigt zudem ein Display auf der Fernbedienung jederzeit die sich aus Teleskoplänge und Anstellwinkel resultierende Hubkraft an. Das komplette Gerät einschließlich Rangierfahrt wird mit der Fernbedienung gesteuert.

Gegengewicht

Bei dieser Art drehbarer Telelader droht neben der Gefahr von zu viel Gewicht im Greifer, eine ganz andere, mit der in der Regel niemand wirklich rechnet: dass nämlich der Lader nach hinten umkippt. Wie kann das passieren? Die Lader haben ein mehrere Tonnen schweres Gegengewicht hinten am Oberwagen. Wenn jetzt der Teleskoparm sehr steil angestellt ist und ein Baumteil, welches nicht vollständig abgeschnitten wurde, sich ruckartig löst, schwingt der Arm nach hinten.

Wenn der Telelader auch entgegen der Arbeitsrichtung abgestützt ist, passiert auch dann gar nichts. An öffentlichen Straßen jedoch wird gern auf die hintere Abstützung verzichtet, vor allem, um Platz zu sparen. Ruckt der Teleskoparm hier wie oben beschrieben nach oben, gibt es nichts, was seinen Schwung bremst.

Das Stützensystem beim MRT 3060 hat Manitou neu konzipiert. Die Scherenstützen können Geländeunebenheiten von bis zu 7° oder 10 % ausgleichen und heben die Räder bis zu 45 cm über Grund. So ist auch abseits befestigter Straßen sein sicheres Arbeiten möglich.

Wendiges Trägerfahrzeug

Angetrieben wird der neue Manitou von einem Yanmar-Motor mit 4,6 l Hubraum und 127 kW, der alle Hydrauliksysteme mit ausreichend Kraft versorgt.

Der gelbe Schutz für die überlange Kettenschiene lässt sich schnell mit drei Schrauben an- und abmontieren

Die Lenkung wirkt wahlweise auf zwei oder vier Räder, einschließlich Hundegang. Das Gerät mit seinen 3,25 m Radstand ist dadurch extrem wendig. Mit einem Einsatzgewicht von knapp 22 t ist der Manitou in Sachen Bodenschutz nicht wirklich geländetauglich, aber er ist ja auch nicht fürs Fahren im Gelände gedacht, sondern sucht nur seinen Arbeitsort auf. Bei unserem Einsatz war dies eine zum Bach hin leicht abschüssige Wiese, deren Neigung die Stützen mühelos ausgleichen konnten.

Das Längenmessseil des Telearms ist innenliegend verbaut und dadurch vor Störungen geschützt. Dafür liegen die Energieketten außen. Das empfindet Maicher aber nicht als Nachteil: „Sie sind so leichter zu reparieren.“ Der MRT 3060 hat eine maximale Hubhöhe von knapp 30 m und eine maximale Seitenauslage von knapp 26 m.

„Die Bäume wurden immer stärker. deshalb musste irgendwann ein größerer Fällgreifer her“

Bei dieser Maximalauslage hebt er praktisch nichts mehr, aber die wurde bei unserem Besuch auch nicht benötigt. Bei 18 m waagerechter Auslage schafft der Arm noch 1 700 kg. Das reicht, um sich mit der Maschine jederzeit außerhalb des Gefahrenbereichs aufzuhalten.

Starkes Leichtgewicht

Das geringe Gewicht des Schwanitz-Greifers von nur gut 800 kg hilft, die Reichweite wirklich ausnutzen zu können. Die geringste Resthubkraft, die uns Max Maicher beim Einsatz zugerufen hat, waren einmal 1 800 kg bei einem in Gegenrichtung stehenden Ast, der auf der Grenze zwischen Privatgrundstück und Bachlauf nach hintzen verschwand.

Exentrischer Haltepunkt

Ausgerechnet dieser erwies sich dann als besonders tückisch, da er mit etwa 8 m viel länger und damit auch viel schwerer war als gedacht , nämlich etwa 1 200 kg. Das war jedoch vom Arbeitsort aus nicht zu sehen. Der Manitou hatte zwar noch Reserven, der Fall zeigt aber, dass es jederzeit passieren kann, dass man ein solches Fällgreifersystem überlastet. Trotz der unvorhergesehenen Länge und des extrem exzentrischen Haltepunkts hatte der Schwanitz FG600 auch diesen Ast fest im Griff.

Die 360er Schalen des Fällgreifers haben eine Öffnungsweite von 181 cm

Dank der Steuerung komplett über die Fernbedienung konnte Max Maicher sich zudem jederzeit außerhalb eines eventuellen Gefahrenbereichs aufhalten.

Sofort aufgefallen ist bei diesen Einsatz die extrem schnell laufende Säge. Laut der Firma Schwanitz ermöglicht der 10 cm3 Sägenmotor Kettengeschwindigkeiten bis zu 40 m/s. Die waren es bei Max Maicher nicht, aber die Kette lief erheblich schneller als bei derartigen Fällgreifersystemen üblich. Sofort kommt einem dabei das Stichwort Kettenschuss in den Kopf. Für alle Fälle sollen die Manitou-Kabinen künftig optional auch mit Lexan-Glas ausgestattet werden können. Das Genehmigungsverfahren laufe, berichtet Max Maicher.

Dieses Sicherheitsglas nützt natürlich nur dann etwas, wenn der Bediener auch in der Kabine sitzt. Dadurch nimmt man sich aber den Vorteil der freien Positionierung bei der Steuerung per Fernbedienung.

Max Maicher bestätigt, dass die Kettengeschwindigkeit bei diesem System abgesenkt werden soll. Zu diesem Zweck sei geplant, den Motor gegen einen mit 19 cm3auszutauschen. Der drehe langsamer, entwickle dafür aber mehr Kraft. „Mit einer langsameren Kette kann ich kontrollierter schneiden“, sagt Maicher.

Die Säge wird über eine doppelwirkende Hydraulik gesteuert. Zunächst wird ganz normal der Greifer geschlossen. Per Knopfdruck wird die Säge aktiviert, und zwar so lange, wie der Knopf gedrückt wird. In dieser Zeit bleibt der Greifer statisch geschlossen. Wird der Knopf losgelassen, schwenkt die Säge per statischer Luftfeder zurück und die Hydraulik wirkt wieder aktiv auf den Greifer.

Will man die Sägeschiene ohne laufende Kette ausschwenken, so funktioniert dies über die Funktion „Greifer öffnen“, aber mit gedrücktem Sägeknopf

Der Star

Die Zahnleisten für den Schwanitz FG600-T wurden neu konzipiert und halten jedes Stück fest im Griff

Während der Arbeiten an der Weide fiel auf, dass an einem der Stämme immmer wieder Vögel ein- aus ausflogen. Ein Starenpaar zog dort seine Jungen groß. Damit war klar, dass dieser Stammteil nicht entfernt werden sollte.

Unplanmäßig ragt dieser zum Bach geneigte Stammteil, der eigentlich auf 3 m Höhe zurückgesetzt werden sollte, jetzt noch etwa 20 m in die Höhe, ohne allerdings jemanden zu gefährden. Ein schönes Beispiel verantwortungsvoller Arbeit, wie wir finden: Für Sicherheit ist gesorgt und die Stare können fertigbrüten.

Max Maicher hat seit knapp einem Jahr übrigens auch einen eigenen Harvester, einen Ponsse Ergo Achtrad, nachdem er vorher für ein anderes Unternehmen gefahren ist.

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