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Aus der Feder von Susanne Wiborg

Hagel und Donnerschlag

Das Wetter macht vor keinem Garten Halt.

Nur gab es keine Vorwarnung, kein „Alles einsteigen in die Arche!“, keine sprichwörtliche Wolke am Horizont. Im Gegenteil: Rundum war alles fast zu perfekt, um wahr zu sein. Ende Mai, und der Garten entsprechend grün, frisch und üppig. Das Wetter warm, aber nicht schwül, und als Frühsommerkonzert die schrillen Schreie der Mauersegler, die hoch oben wie winzige Halbmonde durchs Himmelblau schossen. Unten trödelten Terrier Erbse und ich gemächlich durchs Revier, ganz entspannt im Hier und Jetzt. Gerade hatten wir bei den Hühnern vorbeigeschaut, die uns aus ihren gemütlichen Erdkuhlen vor der Hauswand zufrieden anglucksten, und waren auf dem Weg zu den Rosen, als alles Vertraute rundum jäh endete. Schneller, als ich dies hier schreiben kann, wandelte sich die Atmosphäre vom heiteren sommerlichen Blauweiß zum düsteren, bösartigen Schwarzviolett. Die Segler, immer noch hoch oben, verstummten sozusagen mitten im Satz. Während ich mich noch wunderte, wie schnell mein uralter Hund mit eingekniffenem Schwanz hauswärts sprintete, zerriss der Himmel mit einem ohrenbetäubenden Donnerschlag, und ich stand allein in einer Welt aus Eis und Wasser. Selbst nachdem ich das Haus erreicht hatte, schaffte es mein Gehirn immer noch nicht, diesen abrupten Szenenwechsel zu verarbeiten: Eben noch Kurz-vor-Rosenzeit-Idylle, jetzt hagelgepeitschte Seenplatte. Der Anblick war so bizarr, dass ich mehrere Sekunden benötigte, um zu kapieren, dass das, was sich gerade draußen abspielte, zwar surreal, aber leider keine Halluzination war: Mitten auf meiner unbefestigten Einfahrt war ein Huhn dabei, zu ertrinken. Anders als der Hund hatten die Hennen offenbar auch nicht rechtzeitig gemerkt, was da drohte, und die Flucht stallwärts zu spät angetreten. Die übrigen schafften es durchs brusttiefe Wasser, aber die arme Luise hatte es erwischt: Sie war in eine tiefe Stelle geraten, hatte den Halt verloren und begann orientierungslos zu kreisen und verzweifelt zu flattern, was ihr mit wasserschweren Flügeln natürlich nichts nutzte. Unter dem dicken Hagelbeschuss verlor sie eben das Gleichgewicht und begann, seitwärts unter Wasser abzukippen. Als ich die arme Henne hastig ins Haus geborgen hatte, wurde es auch da ungemütlich: Das Wasser aus der überlaufenden Dachrinne quoll unter der Tür durch, und der Flur begann, unangenehm an die absaufende Titanic zu erinnern. Erbse zog sich zügig aufs Sofa zurück, und Luise war nach dem Abtrocknen gern bereit, den weiteren Gang der Ereignisse aus der Küche zu verfolgen. Ich stand im Dreivierteldunkeln am Fenster, lauschte auf den Mix aus Wasserrauschen und Sturmböen, Sirenen und Donnerschlägen, registrierte das vorbeifliegende Grünzeug und rätselte: Was war los und derart unheimlich? Plötzliche Unwetter kennt doch jeder, einen waschechten Tornado hatten wir vor Jahren auch schon über dem Haus gehabt, aber – und das war der Unterschied – es waren vergleichsweise kurze Demonstrationen dessen gewesen, was das Wetter so auf Lager haben kann. Diesmal hörte es nicht auf. Nicht nach einer Stunde, nicht nach anderthalb. Während ich dem Wasser im Flur hartnäckig den Weg ins Wohnzimmer verwehrte (dass auch die Terrassentür hinter mir leckte, merkte ich erst später), fielen mir irgendwann die sieben Meter Schlamm ein, unter denen das antike Pompeji so unerwartet versunken war. Vielleicht etwas übertrieben, aber wenn einem schon mitten auf der eigenen Einfahrt die Hühner absaufen, ist wohl nichts mehr unmöglich?

Das Wasser aus der überlaufenden Dachrinne quoll rasch unter der Tür durch, und der Flur begann, unangenehm an die absaufende Titanic zu erinnern.

Machen wir es kurz: Mit den Verwüstungen und Überschwemmungen durch diese über zweistündige „ortsfeste Gewitterzelle“, die keine Wettervorhersage auf der Rechnung gehabt hatte, schafften wir es immerhin in die Tagesschau. Das Irre daran: Rundum hatte die ganze Zeit die Sonne weitergeschienen, und wer in den Nachbarorten gemütlich im Garten saß, hatte nichts mitbekommen als einen teilweise dunklen Horizont und jede Mengen Sirenen. Was von meinem Garten übrigblieb, schildere ich lieber nicht im Detail, die Erinnerung ist zu schmerzlich. Die monatelang ersehnte Rosenblüte jedenfalls fiel aus. Als es einige Tage darauf die Gärtnerkollegen in Bayern noch einmal deutlich heftiger erwischte, war ich dennoch dankbar, dass uns wenigstens solche dicken Eismassen erspart geblieben waren. Es stimmt offenbar, dass Gärtnern fatalistisch macht, und das ist auch gut so, denn ich hatte schließlich doch eine Menge zum Dankbarsein: Haus und Viehzeug hatten die Sintflut-Generalprobe heil überstanden, die Bäume standen noch, und das Plattgeschlagene würde hoffentlich nachtreiben. Dennoch war es ein Sommerauftakt, wie ihn der Garten nicht braucht. Und die Gärtnerin erst recht nicht.

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