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HAUS & HOF 

Klingt himmlisch - schmeckt herrlich

Alexander Zierleyn und seine Schwester Dagmar Sobott haben ein Herz für Kräuter.

Wunderschöne Grüntöne, ein frischer intensiver Duft - zwischen den Töpfen mit 37 verschiedenen Sorten Minze möchte man sich niederlassen und die Augen schließen. Kein Wunder, dass Alexander Zierleyn seiner Gärtnerei am Rande von Nordhorn in der Graftschaft Bentheim den Namen „Kräuter für die Sinne“ gegeben hat. Es ist ein alteingesessener Betrieb, den schon der Großvater geführt hatte, dann der Vater. „Allerdings zog mein Vater damals noch einjährige Sommerblumen und Zimmerpflanzen an, Kräuter waren zu den Zeiten noch nicht so das Thema“, berichtet der Gärtner Alexander Zierleyn. Aber für den Sohn stand fest, dass er in dritter Generation die Gärtnerei weiterführen wird. So ließ auch er sich zum Gärtner ausbilden und besuchte anschließend die Fachschule zum „Staatlich geprüften Techniker für Gartenbau“ in Münster.

Start auf Wochenmarkt

Als er 1993 den Gartenbetrieb übernahm, schulte sogar seine Frau um und lernte Gärtnerin. Das war auch die Zeit, wo die Nachfrage nach neuen Sorten stieg. „Zuerst war meine Frau von den Kräutern begeistert und dann haben wir gemerkt, dass auch die Kunden sich dafür interessieren“, erinnert sich der Pflanzenzüchter. „Bis die Gärtnerei dann ganz auf die Anzucht dieser Pflanzen ausgerichtet war, vergingen einige Jahre.“ Zeitgleich führte seine Schwester Dagmar Sobott in Nordhorn ein Blumengeschäft, gab es jedoch auf, um mehr Zeit für die Erziehung ihrer Kinder zu haben.

„Als meine Frau 2015 starb, ist meine Schwester in den Betrieb eingestiegen. Seitdem unterstützt sie mich“, blickt der 55-Jährige zurück. Die Geschwister begannen samstags ihre Kräuter auf dem Wochenmarkt in Nordhorn zu verkaufen. Zum festen Jahresprogramm gehört ebenfalls der Stand auf verschiedenen Gartenfestivals. Mit bis zu 2.000 Kräuter-Töpfen im Gepäck macht sich ein Team auf bis nach Frankfurt mit Stopps auf Schloss Ippenburg und in den Herrenhäuser Gärten.

Heute werden auf einer Außenfläche von 5.000 m² und 3.000 m² unter Glas ausschließlich Kräuter in der Gärtnerei Zierleyn gezogen. Sie werden ausgesät oder durch Teilung über Stecklinge vermehrt. „Wir machen die Urproduktion“, erzählt Alexander Zierleyn. „Das heißt, die Klassiker wie Petersilie und Schnittlauch werden immer noch ausgesät.“ Rucola ist schnellwüchsig, Rosmarin verlangt deutlich mehr Aufmerksamkeit. „Es kann ein Jahr dauern bis der Steckling die Größe zum Verkauf erreicht hat. Da Rosmarin so langsam wächst, muss er von anderen Pflanzen ‚subventioniert‘ werden“, erläutert der Fachmann.

37 Sorten Minze gedeihen unterm Glasdach der Gärtnerei. Vorne ist die Feigenminze (Mentha species Tomentosa) zu sehen.

Ein Geschmackserlebnis

Auch mit einem anderen Kraut hat er sich schon viel beschäftigt. „Was die Produktion angeht, ist der Tasmanische Bergpfeffer ist eine besondere Herausforderung“, berichtet der Pflanzenzüchter. „Wir haben drei bis vier Jahre gebraucht und auch völlige Fehlschläge gehabt. Wenn die Anzucht heute bei sieben von zehn Pflanzen gelingt, ist der Erfolg schon gut.“ Und dann liefert die Pflanze nicht nur die bekannten Pfefferkörner – auch die Blätter schmecken scharf. Dagegen beschert die Geschmacksprobe bei der Zitronen-Verbene ein herrlich frisches Erlebnis.

Bevor er etwas produziert, überlegt er aber, wofür es einen Markt gibt. Rund 400 Kräuter-Sorten teilen sich den Platz unter dem Glasdach. „Auf Chemie verzichten wir“, erklärt Alexander Zierleyn. Die Klassiker machen einen eher geringen Anteil aus. Damit sich der Kunde besser orientieren kann, sind die Pflanzen in Gruppen aufgeteilt. Da gibt es die Küchenkräuter, Wildkräuter, Heilkräuter, Duftpflanzen und mehrjährige Pflanzen für die Bienenweide. Kleine Schildchen geben Auskunft über die Verwendung und Pflege. Denn es kursieren Zierleyns Meinung nach immer noch viele Ammenmärchen, wie zum Beispiel, dass Kräuter, die blühen nicht genießbar seien. „Das Schlimmste was passieren kann ist, dass sie etwas weniger Aroma haben.“ Liest man die Namen, verspürt man schon fast den Geschmack auf der Zunge: Feigenminze, Zitronen- und Zimtbasilikum, Olivenkraut, Anis-Ysop und Salz-Alant. Mehr als 50 Sorten gibt es hier, die man nicht so häufig findet.

Und wie kommt man an die Informationen über solche Raritäten? „Ich lese die entsprechende Literatur, zum Beispiel über Botanische Gärten. Aber ich besuche sie auch direkt, um über das zu fachsimpeln, was ich hier züchte.“ Auch im Internet findet er Infos über die Herkunft der Pflanzen. „Denn das, was ich züchte, kommt meist aus Kulturkreisen. Ich habe in diesem Jahr das Indische Lungenkraut aus Sri Lanka neu im Angebot, das dort als Heilpflanze bei Atemwegsproblemen verwendet wird“, so Zierleyn. Es ist ein Kraut, das durch seine großen Blätter und weißen Blüten auffällt.

Rezepte für die Verwendung bei gesundheitlichen Problemen bekommt der Kunde aber nicht in der Gärtnerei. „Bei Heilpflanzen bin ich vorsichtig. Ich verspreche nicht baldige Genesung, aber ich kann sagen, wie man das Kraut früher verwendet hat.“ Deshalb ist an den Kräutertagen zum Thema Heilkräuter auch ein Apotheker mit dabei in der Gärtnerei.

Onlineshop ist geplant

Einfacher verläuft der Test in der Küche, zumal sein ältester Sohn als Küchenchef in einem Hotel in Ankum arbeitet. Und nützliche Tipps kommen auch von Kunden. „Die machen das, wie unsere Großeltern das gemacht haben und probieren ein Kraut einfach aus.“ Davon konnte man sich in den vergangenen Jahren am Tag der offenen Tür einen Eindruck verschaffen. „Köche haben Gerichte mit Kräutern zubereitet, aber dieses Jahr fallen alle Veranstaltungen aus. Es wäre organisatorisch nicht zu schaffen.“

Doch er richtet den Blick nach vorne, denn er hat mit seiner Schwester einen Onlineshop geplant. „Zur Saison im März 2021 wollen wir damit an den Start gehen.“ Denn auch in Zeiten von Corona möchte er seine Produkte direkt vermarkten. „Was wir jetzt produzieren, macht wirklich Spaß und wir wollen mit den Kunden in Kontakt kommen.“

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