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Aussaaten termingerecht vornehmen

Die Aussaat des Wintergetreides sollte termingerecht erfolgen. Ein Mix aus frühen und späten Sorten ist sinnvoll.

Die frühe Trockenheit ab März hatte im Norden und Osten Niedersachsens in dieser Saison bereits starke Schäden in der Bestandesbildung nach sich gezogen, sodass die Ernte auf den schwächeren Standorten zum dritten Mal in Folge unterdurchschnittlich ausfiel. Aufgrund ihrer frühen Entwicklung war jedoch die Gerste häufig auf allen Standorten besser als der Weizen. Auch der Roggen konnte aufgrund seiner besseren Wasser- und Nährstoffaneignung auf vielen Standorten noch überzeugen.

Zwei Gewinner

Beide Getreidearten werden daher vermutlich in der neuen Anbauperiode weiter an Bedeutung gewinnen. Der Anbau von Roggen wird zudem durch die Begrenzung der Wasserrechte weiter zunehmen. Darüber hinaus hat der Roggen auch in den zukünftigen Roten Gebieten deutliche Vorteile gegenüber dem Weizen, da er auch bei einer um 20 % reduzierten Düngung kaum Ertragsverluste erleiden wird. Demgegenüber drohen beim Weizen und auch bei der Gerste deutliche Ertrags- und Qualitätsverluste.

Der Anbau von Gerste wird beschnitten, da ab diesem Jahr eine Herbstdüngung im Frühjahr abgezogen werden muss. Eine Herbstdüngung muss daher wohl überlegt sein. Die neue Regelung ist fachlich kaum nachzuvollziehen und wird Ertragsverluste zur Folge haben.

Vor allem beim Weizen haben wieder die frühen Sorten gut abgeschnitten. Spätere Sorten wie z.B. Informer haben dagegen eher enttäuscht. Für den Anbauerfolg ist auch in Zukunft eine gute Mischung von frühen und späten Sorten nötig, denn die Witterung bleibt unberechenbar. In Hinblick auf die Aussaat haben in den letzten trockenen Jahren die früheren Saaten besser abgeschnitten. Die Wärme der vergangenen Wochen spricht jedoch gegen eine zu frühe Saat. Dennoch sollte angestrebt werden, dass Wintergetreide zu optimalen Terminen zu bestellen.

Die Anbaubedeutung von Gerste ist in den letzten Jahren wieder leicht angestiegen. Dies ist vor allem in ihrer Ertragsstabilität begründet. Darüber hinaus hilft der Anbau von Gerste das Druschfenster zu erweitern und auch die Aussaat von Raps und Zwischenfrüchten zu begünstigen. Das Sortenspektrum ist zwar recht klein, das Sortenangebot aber relativ groß. Große Anbaubedeutung haben vor allem die Sorten KWS Orbit sowie KWS Higgins sowie Quadriga. Vor allem Higgins ist jedoch sehr anfällig.

Aufgrund des Wegfalls der Kontaktfungizide zur Bekämpfung von Ramularia im nächsten Jahr sollte bei der Sortenwahl bei Gerste die Gesundheit und die Standfestigkeit der Sorten mehr beachtet werden. Hier zeichnen sich u.a. Jule und KWS Flemming positiv aus. Auch die Hybriden wie Galileoo oder Jettoo sind inzwischen deutlich gesünder geworden. Allerdings sind die Hybriden meist sehr lang und lageranfällig. Ihr Anbau könnte jedoch vor allem in Roten Gebieten interessanter werden. Erste Versuche deuten auf eine bessere Nährstoffaneignung hin. Hier sind jedoch noch weitere Untersuchungen erforderlich.

Im September drillen

Die Aussaat der Gerste sollte – sofern sie abtragend angebaut wird – im September erfolgen. Nach Mais oder anderen Blattfrüchten kann die Gerste jedoch auch noch bis zum 10. Oktober bestellt werden. Steht Gerste nach Getreide, hat sich das Pflügen zur Saat bewährt. Hält die derzeitige Trockenheit an, sollte die Aussaat unmittelbar nach dem Pflug erfolgen. Das Pflügen verbessert auch die Jugendentwicklung und sorgt für eine gute Herbstentwicklung der Bestände.

In den meisten Fällen sollte zur Förderung der Bestockung eine Phosphat-Gabe nach der Saat erfolgen. Hier reichen etwa 30 bis 50 kg/ha Phosphor u.a. in Form von TSP aus. Soll Gerste nach Getreide pfluglos bestellt werden, ist in den meisten Fällen eine zusätzliche Stickstoffdüngung sinnvoll. Sie kann organisch oder mineralisch erfolgen. Der Düngebedarf bei Gerste liegt bei maximal 40 kg N/ha. Sofern das Stroh abgefahren wurde, dürfen nur noch maximal 20 kg N/ha gedüngt werden.

Beim Einsatz von organischen Düngern müssen die Mineraldüngeräquivalente berücksichtigt werden. Bei flüssigen Gärresten betragen diese inzwischen 60 %. Im Frühjahr muss dann der verfügbare Stickstoff (NO3 und NH4 – N) vom Bedarfswert abgezogen werden. Bei der Bemessung der Saatstärke kann bei der Gerste je nach Anbausituation mit etwa 220 bis etwa 300 Körner/m2 kalkuliert werden. Daraus errechnen sich Saatmengen von etwa 90 bis 130 kg/ha. Bei Hybridgerste rechnen sich nur Saatstärken von etwa 180 Körner/m2.

Roggenanbau nimmt zu

Aufgrund der Möglichkeit der Hybridzüchtung als Fremdbefruchter findet beim Roggen eine intensive Zuchtaktivität statt. Dies zeigt sich u.a. in einem sehr schnellen Sortenwechsel. Zuchtfortschritt zeigt sich derzeit vor allem in der Verbesserung der Gesundheit sowie der Standfestigkeit. Anbaustarke Sorten sind z.B. KWS Tayo, KWS Eterno sowie die sehr standfeste Sorte Piano. Aufgrund der verbesserten Pollenschüttung brauchen die genannten Sorten keinen Zusatz eines Populationsroggens zur Vermeidung einer Mutterkorninfektion.

Roggen zeichnet sich durch seine sehr gute Wurzelbildung aus. Daher ist der Wasserbedarf auch deutlich vermindert. Vor allem in beregnungsintensiven Regionen hat Roggen daher in den letzten Jahren immer mehr den Weizen verdrängt. Neben der guten Wasseraneignung besitzt Roggen von allen Getreidearten auch das beste Nährstoffaneignungsvermögen. Daher braucht er auch selten im Herbst gedüngt werden. Auch die Reaktion auf Manganmangel ist häufig geringer als bei Gerste und Weizen.

In den Roten Gebieten erhalten diese Eigenschaften einen noch höheren Stellenwert, denn aufgrund der Düngungsbeschränkungen um 20 % drohen hohe Ertrags- und Qualitätsverluste besonders bei Raps, Weizen und Gerste. Roggen zählt neben Zuckerrüben, Mais und Sommergerste zu den wenigen Kulturen, in denen bei einer Reduktion der Stickstoffdüngung keine oder nur geringe Ertragsverluste zu befürchten sind.

Um die Entwicklung des Roggens zu begünstigen, ist jedoch eine frühe Saat im Herbst von Vorteil. Sofern Roggen abtragend angebaut wird, sollte eine Aussaat ab Ende September erfolgen. Nach Blattvorfrucht ist die Saat ebenfalls möglichst früh, bis Mitte Oktober, abzuschließen. Bei der Saatstärke sollten bei früher Saat etwa 180 Körner/m2 gesät werden. Bei späterer Saat sind Zuschläge erforderlich.

Weizen bleibt dominant

Aufgrund der gute Ernte und der guten Vermarktungssituation bleibt der Weizen auf den besseren Böden die wichtigste Getreideart. In der Ernte haben in diesem Jahr die frühen Sorten wie Campesino, Chevignon, Vertikal, Talent und Benchmark überzeugt. Hohe und konstante Erträge erzielte jedoch auch RGT Reform. Informer konnte dagegen in vielen Fällen nicht überzeugen. Trotz optimaler Entwicklung hat diese spätere Sorte es nicht geschafft, die Kornbildung abzuschließen. Zudem ließ sich diese gesunde Sorte häufig sehr schwer dreschen.

Dennoch sollte auch zur Weizenaussaat aufgrund des unkalkulierbaren Witterungsverlaufs an einer guten Mischung aus frühen und auch späteren und vor allem gesunden und standfesten Sorten festgehalten werden. Besonders bei früher Saat ab Ende September können daher auch spätere Sorten wie Informer, RGT Depot, LG Initial sowie die neueren und gesunden Sorten Gentleman und LG Charakter zur Aussaat kommen.

Frohwüchsige Sorten

Als Stoppelweizen mit guter Halmbasisgesundheit eignen sich vor allem LG Initial, Gentleman sowie bei Saat im Oktober auch Campesino. Dieser sehr schnellwüchsige Weizen hat darüber hinaus jedoch eher Vorteile als späterer Weizen nach Blattvorfrucht. Jüngste Untersuchungen aus Bayern zeigen, dass Campesino offensichtlich auch eine bessere Fusariumtoleranz besitzt als bislang beobachtet. In der Anfälligkeit liegt Campesino etwa auf dem Niveau von RGT Reform und kann daher auch als Maisweizen zur Aussaat kommen.

Die bayrischen Ergebnisse zeigen ebenfalls eine geringere Anfälligkeit von Chevignon, so dass auch hier ein Anbau nach Mais in Erwägung gezogen werden kann. Die klassische Sorte nach Mais bleibt jedoch Reform. Eine schlechtere Bewertung als bislang gedacht erfährt jedoch LG Initial. Diese Sorte wurde daher vom BSA auf die Note 5 hochgestuft. Eine höhere Anfälligkeit gegenüber Fusarium besitzt zudem Informer.

Für die spätere Saat sollten frohwüchsige und frühe Sorten bevorzugt werden. Hier eignen sich ebenfalls Campesino und Chevignon sowie KWS Talent. Unter Berücksichtigung seiner hohen Anfälligkeit und der geringen Winterhärte kann Benchmark in Ausnahmen ebenfalls als später Rübenweizen zur Aussaat kommen.

Pflügen oder pfluglos?

In Hinblick auf die Bodenbearbeitung sollte der Stoppelweizen nach Möglichkeit nur nach Pflug ausgesät werden. Sofern ein Pflügen nicht möglich ist, sollte der Boden intensiv gelockert werden. Zur Förderung der Jugendentwicklung ist in jedem Fall eine Phosphatdüngung im Herbst sinnvoll (30 bis 50 kg/ha Phosphat). Bei pfluglosem Stoppelweizen könnte eine Kompost- oder Champostdüngung sinnvoll sein, um die Nährstoffversorgung zu verbessern. Nach Blattfrüchten kann grundsätzlich pfluglos bestellt werden.

Zur Verbesserung der Jugendentwicklung ist auch nach Zuckerrüben und Mais eine flache Bodenbearbeitung mit einem Grubber sinnvoll. Sollte es in der späteren Erntephase deutlich nässer werden, kann auch das Pflügen vorteilhaft sein. Vor allem nach Mais ist es erforderlich, nach dem Häckseln die Maisstoppel zu mulchen. Der Befall mit dem Maiszünsler hat auch in diesem Jahr weiter zugenommen. Zur Vermeidung der weiteren Ausbreitung müssen daher alle möglichen mechanischen Maßnahmen ergriffen werden, um eine Überwinterung des Schädlings zu vermeiden.

Darüber hinaus trägt das Mulchen und intensive Einarbeiten der Maisstoppeln auch zur Minderung des Fusariumbefalls bei. Eine intensive Einmischung der Erntereste ist darüber hinaus vor allem auch nach der Körnermaisernte anzustreben. Wenn möglich, sollte hier das Stroh auch eingepflügt werden. Eine Strohmattenbildung ist jedoch zu vermeiden.

Bei der Bemessung der Saatstärke sind der Saattermin, die Bodenbearbeitung und die Wasserverhältnisse zu berücksichtigen. Bei früher Saat reichen etwa 250 bis 280 Körner/m2 beim Weizen aus. Bei späterer Saat sowie bei schlechteren Feldaufgangsbedingungen sind Zuschläge erforderlich. Ab Oktober sollten etwa 300 Körner/m2 gesät werden. Ab Mitte Oktober sollte dann ein Zuschlag auf etwa 350 bis 380 Körner/m2 erfolgen.

Fazit

  • Ein schneller und gleichmäßiger Feldaufgang ist die Voraussetzung für eine gute Getreideernte.
  • Eine ausreichende Bestockung vor Winter verbessert die Entwicklungsmöglichkeiten der Bestände im Frühjahr.
  • Die Aussaat sollte unbedingt termingerecht erfolgen.
  • Das abtragende Getreide sollte im Herbst durch eine Phosphatdüngung in seiner Entwicklung gefördert werden.
  • Eine intensive Bodenlockerung fördert die Entwicklung der Bestände und die Nährstofffreisetzung.
  • Eine Stickstoff-Düngung zur Gerste sollte möglichst unterbleiben.
    U. Lehrke
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