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JUNGLE - mit VIDEO

Warum junge Leute das Land lieben

Durch die Landjugend kommen oft Freunde Claas Wischhof und seine Freundin Anna (re.) besuchen. Heute ist Lina Witte vorbeigekommen.

Zwischen Bäumen und Feldern liegt ganz in der Nähe der Lüneburger Heide das verträumte Holthusen I. In diesem ruhigen Dörfchen lebt, umgeben von Kartoffelkisten, Kartoffeln, Feldern, Wald und Wiesen die Familie Wischhof. Seit acht Generationen führen die Wischhofs einen Kartoffelhof im Landkreis Uelzen und erfreuen ihre Kunden mit den selbst angebauten Knollen. Teil der Familie ist der 26-jährige Claas, der jüngere von zwei Söhnen des Ehepaars Wischhof. Nach seinem Fachabitur absolvierte er eine landwirtschaftliche Ausbildung, bevor es ihn in die nicht allzu weit entfernte Stadt Osnabrück zog, wo er Wirtschaftsingenieurwesen im Agrarbereich studierte. Heute wohnt der Junglandwirt wieder in Holthusen, zusammen mit seinen Eltern Jürgen-Heinrich und Martina Wischhof. Doch warum zieht es ihn zurück aufs Land? Mit einem abgeschlossenen Studium kann man fast überall für seinen Unterhalt aufkommen und ein bequemes Leben - umgeben von guter Infrastruktur - führen. „Mit meinem Beruf als Landwirt bleibe ich bei meiner Familie. Der Beruf ist abwechslungsreich und ich kann hier viel lernen, vor allem über den Betrieb. Ich kann hier jederzeit raus ins Grüne, einfach mal die Seele baumeln lassen“, antwortet der junge Landwirt.

Freizeit auf dem Hof

Der Hof verlangt der Familie viel ab, während der Sommerzeit wird die Ernte eingefahren und an einen Urlaub fernab des Hofes ist oft nicht zu denken. Die Familie hat außerdem ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, mit dem sie jeden Quadratmeter gezielt beregnen können. „Da ist ähnlich wie in der Ernte genug zu tun“, berichtet Claas. Doch trotz der langen Arbeitszeiten versteht der gebürtige Holthusener auch seine Hobbys geschickt in das Leben auf dem Hof einzuflechten. „2017 bin ich Deutscher Junioren-Vizemeister geworden,“ erzählt er und präsentiert stolz seine Motorräder. „und zwar in der Enduro, das sind Geländemotorräder mit Straßenzulassung. Die Meisterschaft heißt: Deutsche Enduro Meisterschaft. Beim Fußball wäre das Äquivalent die 1. Bundesliga. Erst muss in der 2. Bundesliga gefahren werden und wenn man da an der Spitze fährt, muss man in die DEM, Deutsche Enduro Meisterschaft.“ Auf diese Meisterschaft hat ihn sein Vater Jürgen Heinrich Wischhof, Betriebsleiter des Kartoffelhofes, vorbereitet. „Er hat sehr viel Zeit in mich investiert, indem er oft mit mir zusammen gefahren ist, er fährt selbst auch gerne Motorrad,“ erklärt der Junior. So können Vater und Sohn, Betriebsleiter und sein Nachfolger, auch Zeit neben der Arbeit miteinander verbringen. Platz haben sie ja genug – die Weite des Hofes und der langen Landstraßen laden zum Motorrad fahren ein.

Netzwerk Landjugend

Einen festen Platz auf dem Hof hat auch die 24-jährige Anna, Claas Freundin. Die gelernte Kauffrau für Büromanagement hilft überall auf dem Hof und packt an, wo sie kann. Auch gemeinsame Abende auf dem Schlepper gehören dazu. Doch es gibt nicht nur die beiden Jugendlichen im Kreis Uelzen, vor einiger Zeit hat Claas mit einigen Freunden die Landjugend in seinem Kreis wieder zum Leben erweckt und ist nun im Vorstand der circa 80 Mitglieder starken Gruppe. „Die Landjugend hilft sich untereinander zu vernetzen und so bleibe ich auch in Kontakt mit jüngeren Landwirten“, erklärt der angehende Kartoffelhofbesitzer. Anna sieht noch weitere Vorteile: „Letzten Sommer, also 2019, gab es eine große Poolparty, wo wir alle eingeladen waren. Durch die Unternehmungen, die wir hier zusammen machen können, fühlt man sich überhaupt nicht einsam. Viele von unseren Freunden sind selbst Landwirte und haben dann auch ähnliche Arbeitszeiten wie wir, man muss sich also nicht rechtfertigen, wenn man gerade in der Ernte mal weniger Zeit hat.“

Trotz der vielen Freunde und den Vorteilen durch die Landjugend mussten Claas, Anna und ihre Freunde ein Hindernis überwinden: die großen Entfernungen auf dem Land. Wer sein Dorf verlassen möchte, dem ist oft schon mit einem Fahrrad nicht mehr geholfen. „Ohne Führerschein musste ich überall hingefahren werden. Das war für meine Eltern nicht immer leicht und bestimmt nicht immer passend, die Erleichterung war jedenfalls spürbar, als ich meinen Führerschein dann endlich hatte“, berichtet der Kartoffelbauer.

Verbraucher aufklären

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Außerhalb der körperlichen Arbeit und dem Spaß mit Freunden bleibt immer noch Zeit für geistige Arbeit auf dem Betrieb. Vermarktung und PR sind die Baustellen, für die sich Claas Wischhof interessiert. Dabei geht es nicht nur um den eigenen Betrieb, sondern auch darum, wie man den Verbrauchern den Beruf des Landwirts besser erklären kann. „Der Verbraucher muss wissen, wie die Milch in die Regale kommt und wie zum Beispiel Käse hergestellt wird“, mahnt Claas. Und dabei möchte er mithelfen: Der Anfang ist schon getan, auf der Website der Familie gibt es ein Infovideo, welches die Kunden über die Herkunft ihrer Kartoffeln informiert. „Der persönliche Kontakt zu unseren Kunden bei der Direktvermarktung ist für uns besonders wichtig. Das liebe ich besonders an meinem Beruf.“ Deshalb ist der Beruf des Landwirts der einzige für Claas Wischhof aus Holthusen.

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