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Boden und Reifen in Einklang bringen

Breites Mähen funktioniert mit Lenksystem und Reifendruckanlage besser. Mit 0,7 bar in den Reifen gibt es flachere Spuren, weniger Schlupf, sauberes Futter und mehr Fahrkomfort.

Der Traktor und die Maschine haben nur die Kontaktflächen der Reifen mit dem Boden, um Gewicht abzustützen und die Motorleistung zu übertragen.

Mit neuen „IF“ und „VF“ Reifenangeboten wird mehr Bodenschonung machbar. IF- und VF-Reifen haben flexiblere Flanken, mehr Bodenkontaktfläche und ziehen und tragen mit weniger Reifendruck. (IF= Improved Flection, VF = Very high Flection).

Gute Traktoren sind besser, wenn die richtigen Reifen montiert sind und der Reifendruck für Acker und Straße aus der Kabine eingestellt wird. Der Fahrer verlässt sich beim Lenken, Ziehen, Bremsen, Tragen und Federn auf die Reifen. Die Motorleistung wird mit den Reifen in Zugleistung umgewandelt. Über 13.000 Landwirte und Lohnunternehmer in Deutschland stellen den Reifendruck in der Kabine passend zum Acker, der Wiese, oder der Straße ein.

Sie machen gute Erfahrungen mit flachen Spuren, weniger Schlupf, mehr Zugkraft, mehr Flächenleistung bei mehr Bodenschutz. Denn weniger Schlupf bringt mehr Flächenleistung und flachere Spuren schützen den Boden. Kaufgründe für Reifendruckanlagen: ca. 10 % weniger Dieselverbrauch, gesparte Traktorstunden, Lohnkosten, Maschinenkosten und besserer Ertrag durch weniger Schadverdichtungen.

Starker Wettbewerb

Je größer die Kontaktflächen sind, umso flacher wird die Spur, es können mehr Stollenpaare in den Boden eingreifen. Je mehr Stollenpaare sich mit dem Boden verzahnen, umso besser wird die Motorkraft in Zugleistung umgesetzt.

Bei ausgetrocknetem Boden dringen die Stollen nicht ein, sondern rollen leicht auf der tragfähigen Oberfläche. Je mehr Stollen das Drehmoment abstützen, je weniger dieselzehrender Schlupf ist fällig. Außerdem werden der Boden und die Bodenlebewesen durch die geringere Last pro cm² besser geschützt, sichtbar durch flachere Spuren und gleichmäßigen Ertrag.

Bei der Reifenwahl werden Sie große, breite, radiale Reifen bevorzugen und Sie treffen auf unterschiedliche Reifenpreise. Reifen werden weltweit hergestellt, im Wettbewerb vermarktet und Angebote aus Indien oder aus Israel sind preiswerter im Vergleich zu den bekannten Premiummarken.

Häufig kann mit der Preisdifferenz der variable Reifendruck mit einer Reifendruckanlage nachgerüstet werden. Aus der Kabine einstellbarer Reifendruck verbessert Ihre Traktorarbeit und kann die gute fachliche Praxis mit dem respektvollen Umgang mit fruchtbarem Boden verbessern. Fruchtbarer Boden ist Lebensgrundlage für alle Bewohner, also die Allgemeinheit. In Österreich wird die Nachrüstung von Reifendruckanlagen mit 40 % Zuschuss gefördert.

Beim Neukauf eines gut genutzten Traktors ist die Entscheidung für den bekannten Radialreifen sinnvoll, denn bei Bodenbearbeitung, Saat, Düngung und Transport auf dem Feld ist Bodenschonung ein wichtiger Kaufgrund. Beim Ersatzkauf nach 3.000 bis 6.000 Traktorstunden werden häufig preiswertere Reifen gekauft. Wichtig sind der kompetente Händler und der erfahrene Monteur mit dem geeigneten Montagestand.

Felge und Reifen

Das Einstiegskriterium für die Reifenwahl ist die Felgengröße, die in Zoll angegeben wird. Für Traktoren sind wichtige Felgengrößen, also Durchmesser: 24 Zoll, 28 Zoll, 30 Zoll, 34 Zoll, 38 Zoll, 42 Zoll und 46 Zoll.

John Deere 6250R mit großen Radialreifen und variablem Reifendruck. Mit Ackerdruck im Reifen, Frontgewicht, Bauchballast und Zugkraftverstärker wird mit wenig Schlupf hohe Flächenleistung erreicht. In der hinteren Felge ist ein (schwarzer) Druckspeicher für schnelles Füllen zur Straßenfahrt eingebaut.

Felge und Reifen müssen zusammen passen; prüfen Sie in der Reifenbetriebsanleitung der Hersteller die empfohlene Felge, die Tragfähigkeit des Reifens bei den angestrebten Reifendrücken, die Geschwindigkeitsfreigabe und die Voreilung der Allradachse im Vergleich zur Hinterachse. Die Vorlaufprüfung beim qualifizierten Reifenhändler in der Theorie und durch Messen an den Reifen sollte null bis fünf Prozent betragen; damit die Reifen synchron ziehen.

Sie finden im Internet bei www.Terranimo.world sowie bei den wichtigen Reifenmarken die Freigaben der Hersteller für Last, Geschwindigkeit und Reifendruck als Empfehlungen.

In der Reifenbezeichnung werden wichtige Eigenschaften genannt. Ein Beispiel: IF 710/85 R38 178 D TL für 185 kW (250 PS) Traktoren:

  • IF: flexible Flanke für niedrigen Reifendruck, auch bei hoher Last;
  • 710: Breite des Reifens in Millimeter = 71 cm;
  • 85: Verhältnis Flankenhöhe (60 cm)/Breite (71 cm) Reifen in Prozent;
  • R: Radialer Aufbau mit langer Bodenkontaktfläche bei z.B. 0,8 bar;
  • 38: Felgen-Durchmesser Zoll, (1 Zoll = 2,54 cm = 96 cm);
  • 178: Tragfähigkeitskennzahl je Rad: 4.875 kg bei 0,8 bar und 65 km/h;
  • 7.500 kg bei 1,6 bar und 65 km/h, je größer der Wert, je tragfähiger;
  • D: Geschwindigkeitssymbol = bis 65 km/h Geschwindigkeit zugelassen;
  • Tubeless: Schlauchlose Reifen.
Flächenleistung, Dieselverbrauch und Schlupf werden bei Zugarbeiten von der Tragfähigkeit des Bodens und dem Wissen und Können des Praktikers bestimmt.

Reifen auf Traktoren und Erntemaschinen sind teure Produkte mit Verschleißkosten je Traktorbetriebsstunde von z.B zwei bis vier Euro. Sind die Stollen abgenutzt, zwingt der dieselzehrende Schlupf bei Zugarbeiten auf dem Feld oder der Wiese zum Neukauf. Für Straßenfahrten und leichten Arbeiten auf Wiese und Acker sind diese Stollen aber immer noch geeignet.

Deswegen werden Kompletträder saisonal getauscht. In der Bodenbearbeitung mit gezogenen Geräten sollten Sie bei 60 % Stollenverschleiß den neuen Reifen montieren. Je mehr schnelle Straßenfahrten Reifen verkraften müssen, umso höher der Verschleiß. Andererseits ist die Stollenhöhe auf der Straße unwichtig.

Der Reifenverschleiß wird wesentlich durch den Fahrstil bestimmt:

  • hohe Geschwindigkeit, auch in Kurven und Kreisverkehren, kostet Diesel und Gummi,
  • starkes Bremsen, anstelle vorausschauend fahren und rollen lassen, kostet Gummi,
  • hohe Achslasten und niedrige Reifendrücke auf der Straße kosten Diesel und Gummi.
Waagerecht ziehender Traktor mit Frontballast und 1,6 bar Reifendruck mit ca. 16 % Schlupf. Mit der Möglichkeit für einen variablen Reifendruck würde dann in allen Reifen mit 1 bar gefahren und unter 10 % Schlupf gepflügt. Auf der Straße wäre man dann mit 1,8 bar unterwegs.

Auf dem Acker halten Reifen länger, sofern nicht Steine, Risse, Schäden an der Karkasse, Stollenbrüche oder Flankenverletzungen den Stollenverschleiß überholen. Auf dem Acker ist auch das Können des Praktikers mit Bodenzustand, Zeitpunkt der Arbeit, Geräteeinstellung, passender Ballastierung und empfohlenem Reifendruck besonders kostenwirksam.

Gute Fahrer arbeiten mit einem 185 kW (200 PS)-Traktor pro Jahr (800 Betriebsstunden) um ca. 3.000 € günstiger. Weniger Schlupf, mehr Flächenleistung, weniger Diesel, weniger Reparaturen und bessere Arbeit addieren sich.

Übrigens sind 40 km/h Höchstgeschwindigkeit mit dem Traktor genug; schneller fahren kosten Expresszuschlag für Diesel, Reifenabnutzung, Bremsenprüfung, jährliche Hauptuntersuchung.

Variabler Reifendruck ist besonders lohnend bei der Bodenbearbeitung, der Düngung auch mit Gülle, der Pflege, bei Frontladerabeiten, bei Straßenfahrt und bei häufigem Wechsel zwischen Straße und Feld. Besseren Fahrkomfort, also Rücken- und Maschinenschonung, kaufen Sie mit der Reifendruckanlage ein.

Boden und Reifen sind zwei Seiten einer Medaille; denn weicher Boden sollte mit flexiblen Reifen mit niedrigem Reifendruck und großer Kontaktfläche befahren werden und auf der harten Straße rollt der harte Reifen besser.

Reifendruckanlagen

Der Reifenmonteur sollte bei der Reifenmontage die richtige Ausrüstung einsetzen und die passende Felge mit dem freigegebenen Reifen kombinieren. Bereits bei der Montage wird ca. ein Drittel der Reifen beschädigt. Auf der Reifenflanke ist bei Traktorreifen mit 2,5 bar der maximale Setzdruck für die Felgen/Reifenmontage eingeprägt. Sitzt der Reifen richtig in der Felge, wird bei Feldarbeiten auf Ackerdruck mit ca. 1 bar, oder Straßendruck mit ca. 1,8 bar eingestellt.

Mit radialen Reifen und variablem Reifendruck werden bis 10 % Kostenvorteil (8 % weniger Diesel; 20 % längere Reifenbetriebsdauer) höhere Flächenleistung mit kürzerer Maschinenlaufzeit und gleichmäßigem Ertrag als Mehrleistung erschlossen.

Mehr Bodenschutz, Ertrag, Flächenleistung, bessere Federung und weniger Dieselverbrauch kann der radiale Reifen mit variablem Reifendruck bringen, sofern man diese Vorteile wählt und bereit ist, den höheren Preis zu bezahlen. „Im Acker hat sich der Reifen zu verformen, nicht der Boden“ ist die Leitlinie.

Basis für den Mehrgewinn mit Reifendruckanlagen: fachkundiger Fahrer, richtige Reifenwahl, gezogene Bodenbearbeitung, oder Gülledüngung, gute Auslastung mit Acker und Straße. Bei der Nutzenkalkulation können Sie die Dieseleinsparung in Euro/Traktorstunde mal drei rechnen.

Bei Lohnunternehmern wird am Traktor oder am Güllefaß ein Zusatzverdichter für die Druckluftlieferung angebaut. Bewährt haben sich hydraulisch angetriebene Schraubenverdichter mit hohem Volumenluftstrom von 2.800 Liter je Minute. Damit wird das Aufpumpen auf drei Minuten verkürzt z.B. vom Ackerdruck mit 0,8 bar auf 1,8 bar Straßendruck am 200 kW (272 PS)-Traktor.

Mehrere Firmen bieten in Deutschland Reifendruckanlagen (RDA) zur Nachrüstung an: Der Pionieranbieter ist die Firma PTG, die ein „2-Leitersystem“ favorisiert. Bei der Anlage werden zwei Schläuche über die Kotflügel zum Rad geführt; eine Versorgungsleitung und eine Steuerleitung für das Radventil.

2017 wurde PTG von Michelin übernommen. Die PTG-Reifendruckanlagen werden beim Landmaschinenhändler nachgerüstet. Mit dem Kauf geht Michelin den Weg zum „intelligenten Reifen“, der mit variablem Reifendruck, passend für Acker und Straße, dieseleffizientere Arbeit liefert.

In der Praxiserprobung von Michelin ist der neue Reifen „EvoBib“, ein Reifen, der für variablen Reifendruck mit Reifendruckanlage konzipiert wurde. Mit feinem Stollenprofil und „längerer“ Reifen/Bodenkontaktfläche werden bis ein Drittel mehr Zugkraft bei gleichem Schlupf abgestützt. Eine längere Lebensdauer, aber auch ein Drittel höhere Kaufpreise und die zwingende Reifendruckanlage sind Merkmale.

Reifendruckregelanlagen werden gefördert

Seit dem 1. November 2020 können Landwirte und Lohnunternehmer beim der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) einen Antrag auf Investitionszuschuss für den Erwerb einer automatischen Reifendruckregelanlage stellen. Dies gilt sowohl für den Kauf als Zusatzausrüstung eines neuen Selbstfahrers, wie auch für nachrüstbare Reifendruckregelanlagen. 30 Prozent der Investitionssumme werden aus dem Bundesprogramm zur Energieeffizienz bezuschusst.

  • Mehr Infos zum „Bundesprogramm zur Förderung der Energieeffizienz und CO2-Einsparung in der Landwirtschaft und im Gartenbau“ unter www.ble.de

PM/Ley

Variabler Reifendruck bietet Claas an für Traktoren, am Häcksler Jaguar und am Mähdrescher Lexion auf der Lenkachse in Kombination mit TerraTrac, dem Raupenlaufwerk.

Revolutionär und ein wichtiger Fortschritt ist Cemos, das Terminal mit Expertenwissen zur besseren Traktor- und Geräteeinstellung. Bisher einzigartig, gibt es Empfehlungen zur Ballastierung, zum Reifendruck, zur Motor- und Getriebeauslastung und zur Geräteeinstellung. Der Fahrer kann die Empfehlung übernehmen, Cemos prüft die Effizienz und der Fahrer entscheidet sich für bessere Dieseleffizienz und/oder mehr Leistung. Bodensensible Landwirte können mit Cemos noch besser werden. Als Praktiker trainiert man die Motorkraft effektiver auf den Boden zu bringen.

Bereits seit 2003 bietet die Firma Steuerungstechnik StG aus Hilter (Lk Osnabrück), eine 1-Leiteranlage mit Leitungen über die Kotflügel an. Bei der 1-Leiteranlage steht in den Zuleitungen der Reifendruck von 0,4 bis 2,5 bar an und wird damit ständig überwacht.

Eingestellt wird am Multi-Control-Terminal in der Kabine der Reifendruck achsweise mittels elektrisch geöffneten oder verschlossenen Kugelhähnen. Durch die ständige elektronische Überwachung des eingestellten Reifendruckes bietet die StG-Reifendruckanlage hohe Verkehrssicherheit. Sie ist montagefreundlich, preiswert und mit dem Multi-Control-Terminal einfach zu bedienen.

Weitere Anbieter sind die Firma Sven Krude aus Neuenhaus im Emsland, die Firma AgrarPro aus dem westfälischen Sendenhorst mit ProAir und TerraCare aus Österreich.

Fazit

  • Den richtigen Reifen auswählen und mit dem optimalen Druck für die jeweilige Arbeit fahren.
  • Den Fahrstil anpassen.
  • Den Schlupf im Auge behalten.
  • Qualifizierte Beratung in Anspruch nehmen.
  • Denken Sie über das Nachrüsten einer Reifendruckregelanlage nach.
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