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Das Besaugen bei Kälbern minimieren

Bei der Kälberaufzucht ist das gegenseitige Besaugen eine häufig auftretende Verhaltensauffälligkeit.

Bei der Kälberaufzucht ist das gegenseitige Besaugen in der Gruppenhaltung eine häufig auftretende Verhaltensauffälligkeit. Die Kälber besaugen sich intensiv an der Euterregion, am Hodensack, am Nabel, am Maul, an den Ohren oder am Schwanz. Bei männlichen Fressern ist vereinzelt ein ausgiebiges Urintrinken beobachtbar. Bei Kälbern in der Mutterkuhhaltung tritt das gegenseitige Besaugen dagegen in der Regel nicht auf.

Die Sauger leiden dabei durch die Aufnahme von Haaren oder Urin an Verdauungsstörungen und Wachstumseinbußen. Bei den Duldern treten Verletzungen und Infektionen auf. So können Zitzenverletzungen bereits aus dem Kälberstadium stammen und zum späteren Ausfall von einzelnen Eutervierteln bei Erstlaktierenden führen. Zudem erhöht das gegenseitige Besaugen die Wahrscheinlichkeit, dass betroffene Tiere später als Färsen und Jungkühe dieses Verhalten beibehalten.

Aus verschiedenen Studien sind Faktoren in Fütterung und Haltung bekannt, die die Häufigkeit und die Intensität des gegenseitigen Besaugens bei Kälbern beeinflussen können.

Das nutritive („milchabhängige“) Besaugen, das während bzw. innerhalb von 15 Minuten nach der Tränkung auftritt, wird vor allem mit dem (noch) nicht gestillten Hungergefühl erklärt. Wenn das Kalb satt ist, lässt der Saugtrieb mit zeitlicher Verzögerung nach. Mit einer längeren Trinkzeit (Nuckeleimer und höhere Milchmenge) reduziert sich das gegenseitige Besaugen bereits.

So konnte in der paarweisen Aufzucht von sehr jungen Kälbern das Fremdbesaugen durch ein intensives Tränkeregime deutlich vermindert bzw. ganz ausgeschaltet werden. Zusätzlich kann durch die Zugabe von Traubenzucker in die Milchtränke der Blutzuckerspiegel beim Kalb vorzeitig angehoben und das Sättigungsgefühl erreicht werden. 2 g Traubenzucker pro Liter Tränke sind dabei bereits ausreichend, um das Besaugen weitgehend zu eliminieren.

Die Ursachen für das Besaugen außerhalb der Tränkezeit, als Verhaltensstörung sind dagegen wohl eher in der Haltungsumwelt der Kälber zu suchen. Neben einer monotonen Bucht ohne Beschäftigung wirkt besonders ein Gruppenwechsel als negativer Stressfaktor für das Kalb und kann ursächlich für das Besaugen sein.

Die möglichen Maßnahmen in der Tabelle stellen keine Patentrezepte zur Lösung des Besaugerproblems dar, dazu sind die Zusammenhänge zu komplex.

In der Regel sollte das Problem bei den Kälbern mit zunehmendem Alter herauswachsen, doch das funktioniert nicht in allen Betrieben und nicht bei allen Kälbern. Einige Tiere nehmen diese Verhaltensstörung nach der Tränkephase mit in die weitere Aufzucht. Wenn man die Sauger identifiziert hat, muss zu diesem Zeitpunkt unbedingt aktiv eingeschritten werden.

Nasenringe, wie hier beim Kalb rechts, sollen das Besaugen unmöglich machen und/oder den Dulder vertreiben.

Im Färsenstall, aber auch bis hinein in die Kuhställe sieht man Tiere mit Saugentwöhnern in ganz unterschiedlichen Ausführungen. Diese speziellen Nasenringe mit teilweise martialisch wirkenden Stacheln sollen entweder das Besaugen unmöglich machen und/oder den Dulder vertreiben. Doch auch das funktioniert nicht in jedem Fall. Landwirte berichten, wie geschickt sich die die Tiere anstellen, um die Wirkung der Saugentwöhner zu umgehen.

Sauger in der Färsengruppe und später bei den Kühen können sich dann zu einem echten wirtschaftlichen Bestandsproblem entwickeln. Viele Dulder werden durch das Besaugen zu Dreistrichen und damit zu frühzeitigen Abgängen.

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