Logo LAND & FORST digitalmagazin

Artikel wird geladen

mit AUDIO

Zwei tüfteln sich bis zur Profi-Lösung

Philipp Stuntebeck (l.) und Bernd Haverbeck sind experimentierfreudig.

Philipp Stuntebeck meint es gut mit seinem Mais. Seit vier Jahren setzt der Lohnunternehmer und Schweinehalter aus Damme das Dammkulturverfahren zum Maislegen ein. „Unser Interesse an diesem Verfahren hat etwas mit unseren sehr humosen Moorböden zu tun“, schildert Stuntebeck die Ausgangslage. Bei starken Regenfällen „säuft“ der Mais auf diesen Flächen regelmäßig ab. Schlimmstenfalls kommt es in sehr nassen Frühjahren zu Totalausfällen, was für den Betrieb Kosten im fünfstelligen Bereich verursacht.

„Der Gedanke zum Anbau von Mais auf Dämmen kam meinem Berufskollegen Bernd Haverbeck und mir durch den Kartoffelanbau“, so der Landwirt und Lohnunternehmer weiter. Der Mais sollte trockenstehen, während das Wasser zwischen den Dämmen verweilen bzw. ablaufen kann. Denn im Moor kann der Boden die Starkregenfälle nicht aufnehmen, wie es notwendig wäre.

Im Damm bildet der Mais ein sehr gutes Wurzelsystem aus (r.)

Das Wasser steht mehrere Tage im Oberboden und schädigt dadurch die Maispflanzen. Und mit Starkregenfällen rechnen die beiden Landwirte infolge des Klimawandels zukünftig noch häufiger. Nach ersten Versuchen mit einer Maschinenkombination Marke „Eigenbau“ hat sich Stuntebeck von Terra Tec eine Profimaschine bauen lassen und dabei seine Erfahrungen mit einbringen können. „Für meinen eigenen Betrieb mit 50 ha Mais, aber auch für meine Kunden wollte ich eine Maschine haben, die optimal arbeitet“, so der Landwirt, der selbst 150 ha bewirtschaftet.

Tiefe Lockerung

Die Konstruktion seiner Dammkulturmaschine lockert die Saatreihe unter dem späteren Damm mit einem Tiefenlockerer bis auf 30 cm Tiefe auf und kann damit Bodenverdichtungen lösen. Es folgen ein Grubberschar mit Häufelkörper zur Ausformung der Dämme und Rollen zur Rückverfestigung. Ab dieser Saison läuft auch ein zusätzlicher Häufelkörper, bestehend aus zwei Hohlscheiben der Firma Grimme, hinter den Rückverfestigungsrollen. Dieser holt loses Bodenmaterial nach der Rückverfestigung der Dämme wieder aus dem Dammtal hoch, um wieder genügend Raum für eventuell hohe Niederschlagsmengen zu schaffen.

Alte Maishacke im konventionell ausgesäten Mais. Dieser zeigt eine helle Blattfärbung nach starken Regenfällen, typisch für den Standort.

Getreide auf Dämmen: Bild von den ersten Versuchsflächen der Landwirte.

Nachlaufend folgt das Maislegeaggregat mit dem normalen Reihenabstand von 75 cm. Es habe sich herausgestellt, dass ein Mulchsaatgerät mit Höhenführungsrollen besser auf dem Damm läuft. Stuntebeck: „Die Gesamtbreite unserer Maschine beträgt 3 m und wird GPS gesteuert gefahren. Wir arbeiten damit vierreihig.“ Es gibt diese Gerätekombination aber auch in 6 m Arbeitsbreite, „diese ist für unsere Moorstandorten aber zu schwer“, schränkt Stuntebeck gleich wieder ein.

Gülle flach einarbeiten

In der Regel ist das Gerät eine Direktsaatmaschine, die auch ohne die Häufelkörper im Betrieb Stuntebeck eingesetzt wird. „Unsere Versuche haben gezeigt, dass es besser funktioniert, wenn der Boden vorher so wenig wie möglich bearbeitet wurde“, beschreibt der Landwirt. Um mit dem Gerät nicht in der Gülle arbeiten zu müssen, wird diese sehr flach mit der Kreiselegge eingearbeitet. Stuntebeck: „Damit haben wir die besten Erfahrungen gemacht.“

Danach kommt dann das Maisdammgerät zum Einsatz. Vorteil: Die flach aufgebrachten Nährstoffe werden im Damm nahe der Maiswurzel platziert. „Somit können wir sogar auf den kalten Moor-standorten auf die Unterfußdüngung verzichten“, schildert Stuntebeck und führt das auf die schnellere Erwärmung des Dammes zurück. Der Boden hat durch die flache Einarbeitung der Gülle genügend Feuchtigkeit, um den Damm zu formen.

Eigener Kombiliner

Im Jahr 2013 hat Stuntebeck sich einen Kombiliner konstruiert. Mit diesem bringt er Gülle aus seiner Region, auch über Niedersachsens Grenzen hinaus, in Ackerbaubetriebe und nimmt Futtergetreide wieder mit retour (wir berichteten). Auf regionale Gülleüberschüsse angesprochen sagt er: „Die sehe ich nicht mehr, die Landwirte brauchen ihre Gülle hier mittlerweile für die eigenen Flächen.“

Dass sich diese Situation durch die Roten Gebiete kaum verändern wird, folgert Stuntebeck aus der Beobachtung, dass immer mehr Betriebe aufhören bzw. ihre Bestände infolge Tierwohl abstocken. „Alte Schweineställe lassen sich nur noch schwer verpachten und Gülleüberschüsse werden mittels Separation und Kombilinern immer transportwürdiger“, so der Landwirt. Die Güllenachfrage sei somit mittlerweile größer als das Gülleangebot.

Maisanbau in Dammkultur. Bei starken Regenfällen läuft das Wasser im Dammtal ab, der Mais bleibt auf den Dämmen trocken und warm.

Landwirt Bernd Haverbeck arbeitet mit einer „Dammsaatkombination“ bestehend aus einer Rotortiller von Rau, die mit einem Dammformblech von Grimme ausgerüstet wurde, und einer herkömmlichen Maisdrille von Monosem. Der Damm wird nicht so stark rückverfestigt, wie bei der Kombination von Stuntebeck. Trotzdem ist Haverbeck mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Der Boden muss allerdings bei der Maisaussaat in optimalem Zustand sein“, so der Landwirt, sonst backt der humose Boden am Dammformblech. Der Landwirt hat sich ein kleines Feldversuchsstück angelegt, auf dem er das Verfahren optimiert hat.

Die Vorteile

Beide Landwirte stellen fest, dass der Mais auf den kalten Böden durch die Dammsaat eine wesentlich bessere Jungendentwicklung zeigt, da sich der Damm schneller erwärmt. Wie gewünscht, kann das Wasser zwischen den Dämmen sehr gut abfließen und der Mais bleibt trocken.

Da die Güllenährstoffe oberflächennah eingearbeitet werden, sind sie im Damm für den Mais gut erreichbar. Die Pflanzen bilden zudem ein wesentlich stärkeres Wurzelsystem im Damm aus, als bei normaler Aussaat. Da auch das Phosphat im „warmen“ Damm durch die Wurzeln besser aufgeschlossen werden kann, düngt Haverbeck mittlerweile nur noch Gülle zu Mais. „Ich habe auf mineralischen DAP verzichtet“, berichtet er, mit diesem Nährstoff-Effekt hatte er bei der Dammsaat zunächst gar nicht gerechnet.

Die Dammkulturtechnik hat Stuntebeck nach seinen Ansprüchen konstruieren lassen.

Philipp Stuntebeck setzt seine Dammkulturtechnik auch als Dienstleister ein.

Mittels Formblech werden die Dämme gezogen.

Stuntebeck ergänzt: „Zur Maisaussaat werden bei uns je nach Standort die vollen Mengen an Nährstoffen ausgebracht (z.B. auf Moorboden)“, weil auf diesen humosen Böden keine Reihendüngung im Maisbestand mit Pflegerädern möglich ist. Auf Sandböden wird dagegen auch nur eine Teilmenge der Güllemenge gegeben, da der Mais die meisten Nährstoffe erst nach Reihenschluss benötigt. Ein zusätzlicher Vorteil: „Bei uns ist die Gülle gerade nach der Getreidedüngung und Belieferung unserer langjährigen Kunden knapp“. Die restliche Güllegabe erfolgt dann im stehenden Mais von BBCH Code 17 bis 32 bis zum Reihenschluss im Juni/Juli.

Im vergangenen Jahr haben Stuntebeck und Haverbeck ihre Maisbestände das erste Mal gehackt, weil die Bodenherbizide nicht ausreichend gewirkt hatten. Bei dieser Gelegenheit wurde auch zum Teil die Gülle eingearbeitet und Grasuntersaat mit ausgebracht.

Um Wasser auf Sandböden zu sparen, setzt Stuntebeck sein Maisdammgerät auch ohne Häufelkörper als sogenanntes Striptill-Gerät nach GPS-Roggen oder Ackergras ein, allerdings ohne Gülleeinbringung. Diese wird auch später in den stehenden Maisbestand gefahren. Stuntebeck: „Es ist eben alles im Wandel, der Maisanbau wird sich verändern.“

Erstmalig gehackt

Und die beiden Landwirte aus Damme experimentieren weiter. Vergangenes Jahr haben sie den Weizen nach Mais normal ausgesät und anschließend Dämme gezogen, auf Flächen wo eigentlich kein Getreide angebaut werden könnte, da dieses im Winter im Wasser stehen würde. Die Getreideerträge waren so überzeugend, dass sie dieses Verfahren weiter verfeinern wollen.

Dammkultur- und Strip Till-Verfahren zunehmend nachgefragt

Die Maisdammkultur wird von verschiedenen Lohnunternehmen angeboten. Dabei kommen verschiedene Maschinen zum Einsatz, denen in der Regel das gleiche Prinzip mit tiefer Bodenlockerung in der Maisreihe und angeschlossener Dammformung mit Rückverfestigung zugrunde liegt. Auch die Arbeitsbreiten sind vergleichbar. Die Nachfrage nach dieser Technik, aber auch nach der Strip Till-Technik, nimmt im Mais zu. Das liegt zum einen daran, dass Ertragsreserven ausgeschöpft werden sollen, zum anderen daran, dass auch mit dem Dammkulturverfahren die Maisaussaat in einem Arbeitsgang bei im Vergleich zum Pflug relativ geringer Bodenbearbeitung erfolgen kann. Zudem zeigt die Dammkultur vor allem auf kälteren und nassen Standorten die größten positiven Effekte.

Grundsätzlich wird die Gülle vor der Dammsaat ausgebracht und oberflächennah eingearbeitet. Diese Nährstoffe werden so mit den oberen Zentimetern Boden in den Damm mit eingebracht. Die Praxisbeobachtung, dass der Mais im Damm keine Unterfuß- oder sonstige Startdüngung benötigt, lässt sich bisher versuchsmäßig noch nicht bestätigen, erklärt Karl-Gerd Harms von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Der Berater und Landwirt, der selbst mit der Dammkultur Erfahrung sammeln konnte, begründet das so: „Bei der mineralischen oder organischen Unterfußdüngung ist die Wirkung des Phosphats durch die hohe Konzentration des Phosphats im Düngerband begründet.“ Bei einer breiten oberflächigen Einarbeitung der Gülle bliebe die Nährstoffkonzentration gleich, egal ob im Damm oder konventionell. Um eine sichere Unterfußdüngung mit Gülle bei dem Dammkulturverfahren zu erzielen, sollte man laut Harms versuchen, die Gülle in ein bis zwei Streifen (Schlitz, Schleppschuhtechnik) nur oberflächennah einzubringen und über diesem Gülleband den Damm aufzuschichten. „Wenn jetzt der Mais im Damm abgelegt wird, haben wir beide Effekte, die Gülle-Unterfußwirkung und die Wärmewirkung im Damm.“

Das Dammkulturverfahren wird laut Harms eher auf kälteren Böden eingesetzt als auf Sandböden; grundsätzlich funktioniert es aber auf allen Böden, solange der Bodenschluss im Damm gewährleistet ist. Die Tiefenlockerung hält der Berater für einen sehr wichtigen Aspekt, da diese sowohl Staunässe verhindern als auch eine tiefe Bodendurchwurzelung ermöglichen kann. Die Grenzen der Dammkultur sieht Harms dort gegeben, wo sich kein feinkrümeliger Boden herstellen lässt und damit auch keine gute Rückverfestigung der Dämme möglich ist. „Dann kann es passieren, dass der Mais trotz an sich guter Wasserversorgung des Bodens auf dem Damm nicht keimt oder vertrocknet.“

Kt

LAND & FORST-Redakteurin Edith Kahnt-Ralle beim Schnack mit Thekla-Karina Niehoff und Heinrich Romundt. 

Digitale Ausgabe LAND & FORST

Holen Sie sich noch mehr wertvolle Fachinfos.
Lesen Sie weiter in der digitalen LAND & FORST !

 Bereits Mittwochnachmittag alle Heftinhalte nutzen
✔ Familienzugang für bis zu drei Nutzer gleichzeitig
✔ Artikel merken und später lesen
✔ Zusätzlich exklusive Videos, Podcasts, Checklisten und vieles mehr!