SONNENBLUMEN-ANBAU
Was nach der sonnengelben Blüte bleibt
Bei dem Gedanken an Sonnenblumen denken viele sofort an ein riesige, strahlgelbes Blütenmeer. Umso mehr trifft zunächst der Anblick der reifen Ölfrüchte auf dem Acker. Zur Ernte im September ist nichts mehr da von der wunderschönen, sonnengelben Blütenpracht. Jetzt hängen die großen Köpfe braun und welk auf den dicken, langen Stielen. Für Philipp Hattendorf aus Immensen bei Lehrte ist es aber genau das, worauf er die Saison über hinarbeitete. Nach dem ersten Anbaujahr zieht er nun sein Fazit. Aber der Reihe nach:
Die Aussaat der Sonnenblumen erfolgte zeitgleich mit dem Mais. In Hattendorfs Fall mit einer Einzelkorndrille auf 50er Reihe, um die Kultur bei Unkrautbesatz hacken zu können. Seines Wissens nach, lässt sich die Sonnenblume aber auch mit jeder herkömmlichen Drillmaschine säen. Im Vorauflauf erfolge eine Herbizidbehandlung und später ein Durchgang mit der Hacke. „Dann wachsen die Sonnenblumen erstmal nur noch und sind für eine Durchfahrt, so wie der Mais, schnell einfach zu groß“, sagt der Immensener Landwirt.
Anspruchslose Kultur
Insgesamt sei die Sonnenblume eine recht anspruchslose Kultur, die heißen Temperaturen haben seinen Sonnenblumen in diesem Jahr wenig ausgemacht. Beregnet hat Hattendorf seine Sonnenblumen trotz der Trockenphase in der Vegetation nicht. Nach 130 bis 150 sonnenreichen Tagen ist die Ölfrucht verwelkt und reif für die Ernte. Das ist in den hiesigen Klimagebieten in der Zeit zwischen September und Oktober.
„Die Sonnenblume passt damit zeitlich gut in unseren Betriebsablauf und der Mähdrescher ist zusätzlich ausgelastet. Außerdem strapazieren die Sonnenblumen die Maschine, im Vergleich zum Körnermaisdrusch, auch nicht so sehr“, berichtet der Bauer der zugleich Zweiter Vorsitzender der Junglandwirte Niedersachsen ist. Hattendorf hat sich extra für seinen Sonnenblumen ein spezielles Schneidwerk angeschafft. Ganz bewusst setzte er dabei auf ein Fabrikat, das sich in sonnenblumenstarken Anbaugebieten bewährt hat.
Spezielles Dreschwerk
Doch was ist der Unterschied zu einem normalen Dreschwerk? Hattendorf erklärt: „Zunächst werden nur die Sonnenblumenköpfe möglichst hoch geerntet. Diese fädeln sich vorn in besonders lange, reihenunabhängige Schiffchen ein. Dadurch kriegen sie schon die erste Erschütterung an der Pflanze und ersten Körner fallen auf die Schiffchen.“ Der trockene Kopf zerfällt anschließend sehr schnell und das Korn wird freigegeben. Der Unterschied zum Getreideschneidwerk sei außerdem, dass hinten drin ein Messer mit Gegenschneide sitzt und darunter eine gegenläufige Zupferwalze, die den Stängel abweist und das Messer wieder hält.
Mit seiner Ernte ist Hattendorf recht früh dran: „Wir hatten Bedenken, dass ein Sturm kommen könnte und die Stängel mit den schweren Köpfen dran abknicken. Da müssen wir noch Erfahrungen sammeln.“ Da wegen der frühen Ernte noch ein geringer Anteil nicht ganz abgereifter Sonnenblumen mitgeerntet wird, der dementsprechend etwas feuchter ist, belüftet der Neu-Anbauer seine Körner anschließend. Der Junglandwirt ist aber zufrieden mit seiner Ausbeute: Ungefähr 3,5 bis vier pro Hektar hat er durchschnittlich vom Acker geholt. Die Ware dient anschließend als Futter für seine Legehennen und bleibt somit komplett auf dem Betrieb.
So gut wie seine Hühner das selbstangebaute Futter angenommen haben, sind die freilebenden Vögel in Immensen zum Glück noch nicht auf die Sonnenblume gekommen. In anderen Regionen picken sie die reifen Körner aus der Pflanze. Diese sind zur Ernte leer. Doch damit hatte Hattendorf in diesem Jahr bislang kaum Probleme. Auch Pflanzenkrankheiten waren für den im Ortsrat aktiven Landwirt noch kein großes Thema. Grundsätzlich sind Sonnenblumen aber empfänglich für Pilzkrankheiten wie Botrytis und Sklerotinia. Aus diesem Grund ist Vorsicht mit Raps, Erbsen und Kartoffeln in der Fruchtfolge geboten. Ein Nachteil an der gelb-blühenden Ölfrucht ist, dass sie einen keinen guten Vorfruchtwert hat. Außerdem ist die Sonnenblume nicht selbstverträglich und kann nur alle vier bis fünf Jahre angebaut werden.
Aus der Not wurde eine digitale Tugend gemacht
Als vermehrt Sonnenblumen gepflückt wurden, stellte der innovative Junglandwirt kurzerhand einen Wagen mit einem Banner an den Feldrand. „Sonnenblumen zum selbst schneiden – ein Euro pro Kopf“. Das Raffinierte an der Sache: Zahlen können die Kunden über den Zahlungsdienst Paypal.
„Ich kenne das von mir selbst, wenn man spazieren geht, hat man kein Geld dabei.“ Also erstellte Hattendorf ein Paypal-Konto, auf das sich der Betrag für die gepflückten Sonnenblumenköpfe überweisen lässt. Seiner Aussage nach hat das auch gut funktioniert. Mittlerweile bietet die Familie Paypal auch in ihrem Hofladen als Zahlungsmittel an.
Eindrücke von der Sonnenblumenernte:
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